«Wo meine Story endet, weiss ich nicht. Aber auf dem Weg dorthin werde ich hoffentlich verdammt schnell sein.» So stellt sich Franjo von Allmen auf seiner Website vor. Wo seine Story endet, weiss niemand. Aber das nächste Kapitel seiner Geschichte hat der 23-Jährige in Wengen geschrieben: der erste Weltcupsieg.
Von Allmen ist ein Senkrechtstarter, dessen Stern vor drei Jahren an der Junioren-WM in Kanada aufging. Drei Silbermedaillen gewann der Berner Oberländer, der im Simmental aufgewachsen ist und am Jaunpass das Skifahren gelernt hat, damals. «Nöggu» nannten sie ihn dort und so nennen sie ihn noch heute.
Dabei stand die Karriere zwischenzeitlich aus finanziellen Gründen, die einen traurigen Hintergrund haben, auf der Kippe. Kurz bevor von Allmen 18 Jahre alt wurde, verstarb sein Vater. Auch mithilfe eines Crowdfundings ging es weiter.
Sein grosses Talent deutete der gelernte Zimmermann nach dem Aufstieg in den Weltcup früh an. In seinem erst dritten Einsatz auf höchster Ebene fuhr er schon auf Platz 9, nach sechs Rennen standen drei Top-15-Ränge zu Buche.
Im vergangenen Winter winkte von Allmen erstmals von einem Podest und in dieser Saison schaffte er den nächsten Schritt: Er etablierte sich in der Weltspitze. «Zfridä winäs Chaub» sei er, postete er nach dem letzten Rennen des Jahres 2024. In den Abfahrten von Val Gardena und Bormio musste er sich noch jeweils einem Landsmann beugen (Marco Odermatt beziehungsweise Alexis Monney), nun schlug in der Heimat seine bislang grösste Stunde auf Ski.
Dabei standen die Vorzeichen nicht besonders günstig, nachdem sich von Allmen im September am rechten Knie verletzt hatte. Er verlor rund einen Monat Schneetraining und konnte nicht ins Trainingscamp in Übersee reisen. Dass die Vorbereitung anders als geplant war, scheint ihn nicht beeinträchtigt zu haben.
Einen Hinweis auf sein grosses Potenzial liefert sein Helm. Der hat die Farben des Sponsors, der auch den Dominator Marco Odermatt auf der Lohnliste hat und der dafür bekannt ist, sich rechtzeitig die Stars von morgen zu sichern. Wer bei Red Bull unter Vertrag steht, hat auch Zugang zu dessen Trainern und Trainingszentren.
Dass Franjo von Allmen einer neuen Generation Abfahrer angehört, zeigen seine Gedankenspiele bezüglich Social Media. Trifft man ihn bald auf Onlyfans an, der Plattform mit dem eher anrüchigen Image? Der Berner Oberländer sprach zwar von einer «Schnapsidee» und davon, dass «man ja die Leute nicht verrückt machen» müsse. Gegenüber «20 Minuten» betonte er trotzdem: «Ich wäre sicherlich nicht abgeneigt. Es wäre lustig und würde zu mir passen.»
Noch unterhält er seine aktuell rund 35'000 Follower auf Instagram. Dort zeigt er unter anderem, wie er mit einem Töff versucht, eine steile Rampe hinaufzufahren. Mal für Mal scheitert er, ehe ihm die Aktion gelingt. Von Allmen hat Spass, er steckt nicht auf, er erreicht sein Ziel – so wie auf Schnee.
Ein «wilder Hund» ist er auch abseits der Rennstrecke. Bei «Tamedia» verriet er, dass er einmal auf Ski einen doppelten Rückwärtssalto gemacht habe. «Nach einem FIS-Rennen bauten wir eine Schanze, es brauchte zwei, drei Anläufe, dann funktionierte es», erzählte er. «Wobei: Gestanden habe ich den Sprung dann doch nicht.»
Vor dem Rennwochenende in Wengen meinte von Allmen, mit einem Top-10-Platz in der Lauberhorn-Abfahrt wäre er schon sehr glücklich. Diese Zielsetzung dürfte er nach dem Erfolg im Super-G wohl revidieren. Für Ex-Champ Beat Feuz ist er beim Klassiker der Favorit.
Offizieller Botschafter für die Ski-WM 2027 in Crans-Montana ist er bereits. Geht es so weiter, wird Franjo von Allmen an den Weltmeisterschaften im Wallis auch ein heisser Medaillenanwärter sein. Schweizer Ski-Fans dürfen jedenfalls darauf gespannt sein, wie seine Story weitergeschrieben wird.
Ich tue es trotzdem und gratuliere den Schweizern zum Teamerfolg!
Odermatt wird Morgen lauern und das Ding wahrscheinlich nach Hause holen. Der ist jetzt sowas von heiss. Ich denke seine jüngeren Kollegen haben Heute das Biest erweckt.