So richtig glauben konnte Alexis Monney noch nicht, was an diesem Wochenende passiert ist. Da war der erste Weltcupsieg in der Abfahrt von Bormio am Samstag, dann legte er im Super-G am heutigen Sonntag mit einem dritten Platz gleich noch nach. Zweimal war er bester Schweizer. Und dazwischen wurde er noch Götti des ersten Kinds seiner Schwester.
«Ich habe noch nicht wirklich realisiert, was gestern passiert ist, und heute kam noch mehr dazu. Ich weiss nicht, was ich sagen soll», sagte ein überwältigter Alexis Monney am Mikrofon des SRF und fügte mit Blick auf das gesamte Wochenende an: «Es ist wunderschön, ich habe nicht die richtigen Worte dafür … Es ist wirklich geil.»
Bis am Samstagmorgen war er im Weltcup erst zweimal in die Top 10 gefahren, sein bestes Ergebnis war ein achter Platz in der Kitzbühel-Abfahrt im Januar. Im Super-G kam er bisher gar noch nie über einen 17. Rang hinaus. Und dann haute er gleich zwei Hammer-Fahrten raus. Dass ihm in Bormio fast alles gelingen wollte, zeigte seine Fahrt vom Sonntag, die er mit der Startnummer 27 anging.
Im oberen Teil rutschte er einmal fast weg und verlor knapp sechs Zehntelsekunden. Dann sagte er sich: «Das geht so nicht. Du musst schon Skifahren.» Und das tat er herausragend. Im zweiten Abschnitt gelang ihm die Bestzeit, womit die Grundlage für den nächsten Podestplatz gelegt war. Im Ziel fehlten ihm nur vier Hundertstelsekunden auf den Zweitplatzierten Vincent Kriechmayr und 24 auf Sieger Fredrik Möller aus Norwegen. «Ich weiss nicht wirklich, wie das möglich ist», zeigte sich der 24-jährige Freiburger im Ziel ungläubig.
Schon am Vortag hatte er sich seinen Erfolg nicht erklären können. «Ich weiss nicht, wie ich das geschafft habe», so Monney, «es ist ein komisches Gefühl, aber cool.» Es habe sich fast zu einfach angefühlt auf der Stelvio, einer der schwierigsten Strecken der Welt. Dass so ein Ergebnis herausgekommen ist, «ist unglaublich».
Geholfen hat ihm dabei vielleicht auch, dass er sich mit Marco Odermatt, der in Bormio für einmal nicht auf dem Podest stand, jeweils über das Material austauscht. Beide fahren mit Stöckli-Ski und gehören in dieser Saison zu den besten Abfahrern der Welt. Nach drei Rennen in der Speed-Disziplin liegt Odermatt mit 225 Punkten an der Spitze, Monney folgt mit 120 Zählern hinter seinen Landsmännern Franjo von Allmen (163) und Justin Murisier (142) auf Platz 4.
Dabei hätte Monney den Skisport vor wenigen Jahren fast aufgegeben. Im nationalen Leistungszentrum in Brig kam er mit einem Trainer nicht zurecht. «Ich hatte keinen Spass und kein gutes Gefühl mehr», sagte er im April vor den Schweizer Meisterschaften zu watson. Näher wollte er darauf nicht eingehen. Dass er dann doch weitermachte, lag vor allem an seinen Eltern. Obwohl diese ihn nie dazu gedrängt hätten, Ski zu fahren, war es für sie «schwer zu hören, dass ich übers Aufhören nachdachte», erklärte Monney. Das war im Jahr 2019, wenige Monate später wurde er dann Junioren-Weltmeister in der Abfahrt.
Sein Vater Louis Monney war übrigens selbst einmal ein Trainer im Schweizer Ski-Team und betreute unter anderem Didier Défago, den letzten Schweizer Abfahrts-Sieger in Bormio aus dem Jahr 2011. Papa Monney dürfte sich an diesem Wochenende in Italien ebenso bekräftigt gefühlt haben wie sein Sohn. Dessen Siegpremiere verfolgte Louis Monney live im Zielraum.