Katzen. In fast jedem dritten Haushalt der Schweiz findet man sie, über 1,8 Millionen von ihnen leben hierzulande. Und viele lieben sie. Was aber vermutlich alle hassen: ihre (blutigen) Geschenke. Denn Fakt ist: Die kleinen Schmusetiger sind eigentlich wahre Massenmörder. Der Bundesrat schätzt, dass sie jährlich 30 Millionen Vögel töten. Und dann kommen da noch Nagetiere, kleine Reptilien und Insekten dazu. Das Ganze nicht nur zum Leidwesen der Opfer, sondern auch der Besitzerinnen und Besitzer, denn diese finden die zerfledderten Kadaver am Morgen in ihren Wohnungen. Schöne Bescherung!
Das Schweizer Start-up «Flappie» will dem jetzt einen Riegel vorschieben. Die beiden Zwillingsbrüder Oliver und Denis Widler haben eine Katzentür entwickelt, die mittels Künstlicher Intelligenz erkennt, ob eine Katze Beute dabeihat. Und sie im entsprechenden Fall nicht ins Haus lässt:
KI-ne (Keine, kleines Wortspiel) toten Tiere mehr im Haus: Das verspricht «Flappie». Daneben soll die Katzentür auch nur das eigene Haustier hereinlassen. Und eine App soll Nutzungsdaten und Videos liefern. Die Beuteerkennung sei dabei aber das Hauptmerkmal – der «USP» –, sagt Mitgründer Denis Widler gegenüber watson.
Die Idee mit «Flappie» hatte Mitgründer Oliver Widler im Jahr 2019 am Küchentisch, nachdem er frühmorgens wieder einmal ein unerwünschtes «Geschenk» seiner eigenen Katze aufgeputzt hatte. Er begann, einen Prototyp zu bauen und eine KI mit Daten von der Katze zu trainieren. Rasch stellte sich heraus: Die Katzen sind schlauer als gedacht. Denis Widler erzählt, sie hätten das Türchen anfangs ausgetrickst. Weil die KI mit den Daten der eigenen Katzen an ihr Limit kam, starteten die Widler-Brüder dann das «Flappie Innovator Program». Vor dem eigentlichen Verkaufsstart verschickten sie Prototypen zu einem reduzierten Preis, um die KI mit weiteren Daten zu füttern. Der ganze Auswertungsprozess sei jeweils sehr interessant – und dank der eingebauten Kamera auch lustig, so Denis Widler. «Einmal wollte eine Katze mit einem Raclette-Käse ins Haus.»
Mittlerweile hat «Flappie» laut den Herstellern bei der Beuteerkennung eine Erfolgsquote von über 90 Prozent. Und ist damit bereit für den Verkauf. Im Frühjahr 2024 soll die Katzentür auf den Markt kommen. Und die Künstliche Intelligenz wird auch dann noch laufend besser, weil sie dazulernt.
Einen genaueren Termin für den Liefertermin könne und wolle man noch nicht geben, weil dieser vom Zertifizierungsprozess und anderen Faktoren, die man nicht beeinflussen könne, abhingen, sagt Denis Widler. «Es wird aber vermutlich eher Ende Frühling.» Die Katzentür kostet im Vorverkauf aktuell 370 Franken.
Anfangs Januar stellten die beiden Gründer ihre Erfindung an der CES in Las Vegas vor. Künstliche Intelligenz war ein wichtiges Thema an der grössten Technologiemesse der Welt und so stiess auch «Flappie» auf reges Interesse. «Zuvor waren wir an den Start-up Nights in Winterthur – im Vergleich dazu waren das Welten», erzählt Denis Widler. Journalisten aus Australien, aus Japan und aus Grossbritannien hätten sich für ihre Katzentür interessiert – grosse Fachmagazine wie «The Verge» und «Gadget» berichteten. Das sei gute Publicity für «Flappie», denn auch ein Markteintritt in den USA sei geplant. Dabei müsse man aber noch viele andere Faktoren beachten, die man erst seit Kurzem auf dem Schirm habe, sagt Denis Widler. Zum Beispiel, dass die Katzentür auch «waschbärensicher» ist.
Erste Regel bei Katzen: Unterschätze niemals ihre Intelligenz. ;)