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Bauarbeiter und Gewerkschaften streiken in Zürich: Wir waren dabei

Demonstration / Streik der Bauarbeiter am 14. November 2025 in Zürich
Rund 3000 Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter haben am Freitag ihre Arbeit niedergelegt.watson

Tausende Bauarbeiter streikten am Freitag in Zürich: «Es muss sich endlich etwas ändern»

Die Verhandlungen über den Gesamtarbeitsvertrag in der Baubranche stocken. Seit Wochen demonstrieren und streiken Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter in verschiedenen Teilen der Schweiz. Am Freitag haben die Proteste ihren vorläufigen Höhepunkt in Zürich erreicht. Wir waren dabei.
15.11.2025, 09:3915.11.2025, 14:28

So einen Streik hat Zürich schon lange nicht mehr gesehen: Bereits am Freitagmorgen versammeln sich Hunderte Bauarbeiter auf dem Kanzleiareal, gegen Ende des Tages sind es über 3000, die ihre Arbeit niedergelegt haben. Viele haben ihre Baustellen seit Sonnenaufgang stillgelegt, um zu demonstrieren.

Der Protest, der seit Wochen durch Städte wie Basel, Bern und Lausanne zieht, erreicht damit in Zürich seinen Höhepunkt. Der Grund: Die Verhandlungen zwischen den Gewerkschaften und dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) über den Landesmantelvertrag (LMV) stocken.

Video: watson/kilian marti, lucas zollinger

Laut der Gewerkschaft Unia sind die Arbeitnehmenden auf dem Bau am Anschlag: zu lange Tage, kein gesicherter Teuerungsausgleich, unbezahlte Reisezeiten und junge Berufsleute, die nach der Lehre kaum Perspektiven sehen. Wie Unia-Verhandlungsführer Nico Lutz gegenüber watson sagt, brauche es kürzere Arbeitstage, bezahlte Wege vom Betrieb zur Baustelle und eine vergütete Znüni-Pause, die in vielen anderen Branchen längst Standard ist. Diesen Forderungen stimmen auch zahlreiche Bauarbeiter zu, wie sie im watson-Video erzählen.

Demonstrierende buhen andere Bauarbeiter aus

Gemäss Unia hat die Blockade des SBV die Proteste überhaupt erst nötig gemacht. «Wir wollten schon im Frühjahr verhandeln, doch der SBV hat es bis nach den Sommerferien hinausgezögert», sagt Lutz. Statt Verbesserungen habe der Verband Vorschläge präsentiert, die zu längeren Tagen und tieferen Einstiegs­löhnen für Lehrabgänger führen würden.

Der Baumeisterverband wiederum schreibt in einer Medienmitteilung, wegen des Streiks in Zürich hätten Verhandlungen verschoben werden müssen. Man wäre bereit gewesen, bereits am Freitag wieder an den Tisch zu sitzen – unter einer Bedingung: keine neuen «gewaltsamen Aktionen» wie in Basel, Bern oder im Aargau. Dort hätten, so der SBV, vermummte Personen Baustellen betreten, Arbeiter bedroht und Anlagen beschädigt. Die Gewerkschaften seien nun in der Pflicht, in Zürich keine Vermummten zuzulassen.

Darauf haben Unia und Syna reagiert: Entlang der Route stehen Funktionäre bei den Baustellen, achten darauf, dass es zu keinen Sachschäden kommt, und stellen sich auch vor Bauarbeiter, die trotz Streik weiterarbeiten und von Demonstrierenden ausgebuht werden.

Ob das reicht, um die Fronten zu entspannen und am Montag einen Durchbruch am Verhandlungstisch zu erzielen, ist offen. Klar ist: Scheitert die Einigung über den Landesmantelvertrag, droht 2026 der erste nationale Branchenstreik seit über einem Jahrzehnt.

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22 Beweise dafür, dass Bau-Fails niemals nicht lustig sind
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Protestmarsch der Bauarbeiter in Zürich
Video: srf
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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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cereza
15.11.2025 10:28registriert Februar 2023
Ich wünsche den Bauarbeitern viel Erfolg für ihren Arbeitskampf. Super, dass es den Gewerkschaften gelungen ist, Sachbeschädigungen zu verhindern. Da sollten sich die Organisatoren anderer Demonstrationen ein Vorbild nehmen. Ausschreitungen und Sachbeschädigungen schaden der Sache immer!
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Faaan
15.11.2025 10:08registriert Januar 2021
Kurzum, pro Bauarbeiter(innen)!

Das weichgespülte Verbandsgeschwätz nervt schon beim Lesen...
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Poci
15.11.2025 10:02registriert November 2017
Ich hoffe die Bauarbeiter*innen gewinnen und bekommen ihre Forderungen.
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