Der strategische Einsatz von Täuschkörpern und Attrappen ist für die Verteidigungsstrategie der Ukraine in ihrem Krieg mit Russland von entscheidender Bedeutung geworden.
Indem die Ukraine Täuschkörper einsetzt, die optisch, aber auch thermisch echtes militärisches Material nachahmen, führen sie die Russen in die Irre und zwingen sie so, wertvolle Ressourcen für falsche Ziele aufzuwenden.
Mit fortschrittlichen Aufklärungsdrohnen wird es aber für Russland gleichzeitig einfacher, Attrappen als solche zu erkennen. Deshalb muss die Ukraine immer realistischere Täuschkörper entwickeln:
Das Vorgehen der Ukrainer ist an sich nichts Neues. Täuschung gehört schon zum Krieg, seit es Kriege gibt. Der legendäre chinesische Kriegsstratege Sunzi sagte bereits rund 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung: «Jede Kriegsführung basiert auf Täuschung.»
Auch in den beiden Weltkriegen setzten verschiedene Kriegsparteien auf Attrappen wie aufblasbare Panzer oder Nachbildungen aus Holz, so zum Beispiel die Briten und Australier.
Moderne Attrappen wie diejenigen in der Ukraine müssen aber in der Lage sein, die heutigen Aufklärungssysteme zu täuschen. Oft sind sie aus Metall und versuchen, auch die Wärme-, Radar- und elektronischen Signaturen der Waffen, die sie darstellen sollen, zu imitieren.
Nun geht die Ukraine sogar noch einen Schritt weiter. Das NGO Apate baut Attrappen, welche Haubitzen vom Typ M777 nachempfunden sind. Die Ukraine hat 2022 rund 190 (echte) davon von den USA bekommen.
Die von Atape gebauten Täuschungen sind so realistisch, sie können sogar «schiessen». Dabei gibt es einen Knall und Rauch steigt aus der Mündung der grossen Artilleriekanonen. Laut eigenen Angaben bauen und entwickeln Freiwillige bei Apate seit rund einem Jahr Attrappen für die ukrainische Armee. Und zwar nicht nur Haubitzen-Imitationen. Nachdem die Ukraine zum Beispiel die ersten F-16-Kampfjets erhalten hat, wurden auch dafür Attrappen gebaut, wie Bilder auf dem Telegram-Kanal von Apate zeigen.
Apate schreibt auf seinem Telegram-Kanal, dass die Attrappen bis zu 30 Prozent des feindlichen Beschusses auf sich lenken und damit das Leben von Soldaten retten würden.
Darüber hinaus können sie aber noch weitere Vorteile bewirken. Sie sorgen zum Beispiel dafür, dass Russland Munition und Raketen einsetzt, um falsche Ziele anzugreifen. Diese sind in der Herstellung oft um ein Vielfaches günstiger als die eingesetzten Geschosse.
Ein Angriff auf Attrappen kann Russland aber auch direkt schaden. So könnten sich russische Truppen etwa in unvorteilhafte Positionen begeben, um einen Täuschkörper anzugreifen. Oder die Artillerie gibt ihren eigenen Standort preis, wenn sie auf eine Attrappe feuert, was sie wiederum verwundbar und anfällig für einen Angriff der Ukrainer macht.
Ausserdem können Attrappen der russischen Aufklärung falsche Tatsachen über die ukrainische Truppenstärke und -positionen vorgaukeln. Bei der ukrainischen Gegenoffensive in Charkiw im September 2023 kamen nebst anderen Täuschungsmanövern auch Attrappen zum Einsatz, um Russland davon zu überzeugen, dass der eigentliche Angriff in Cherson bevorstünde. Dies führte dazu, dass Russland seine Kräfte auf den falschen Ort konzentrierte.
Russland seinerseits täuscht die Welt ebenfalls mit einem verblüffend echt wirkenden „gewählten“ Fake-Präsidenten.