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US-Präsident Trump kämpft mit Problemen wie Katar, Stormy Daniels oder Robert Mueller.

Teaserbild Bomben Trump Philipp Löpfe
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Diese acht Bomben muss Trump entschärfen

Der US-Präsident kämpft an den verschiedensten Fronten im In- und Ausland. Die meisten Probleme hat er sich selbst eingebrockt.
16.05.2018, 15:5617.05.2018, 06:11
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Donald Trump hält die News-Journalisten und Polit-Talkshow-Moderatoren auf Trab. Fast jeden Tag müssen sie ihr Programm im letzten Moment umstellen, weil er permanent für «breaking news» sorgt.

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Steht im Gegenwind: Donald Trump.Bild: EPA/UPI POOL

Der US-Präsident hält auch die Welt in Atem. Löst er im Nahen Osten einen neuen Krieg aus? Gelingt ihm mit Nordkorea eine Einigung? Kann er einen Handelskrieg mit China verhindern? Der chaotische Führungsstil im Weissen Haus hat dafür gesorgt, dass derzeit an diesen acht Bomben die Lunte brennt. Und fast täglich kommen neue dazu wie beispielsweise Katar.

Katar

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Katar ist ein (Halb)-Inselstaat im Persischen Golf, der sehr reich ist. So reich, dass er auch für die Trump-Familie interessant ist. Es ist nun bekannt geworden, dass Katar möglicherweise eine Vermittlerrolle in einem zwielichtigen Deal gespielt hat. Es geht um Folgendes:

Im Gegenzug zur Aufhebung der Sanktionen soll Russland versprochen haben, einen Anteil von 19,5 Prozent der Aktien des Ölkonzerns Rosneft zu verkaufen. Der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore und Katars Staatsfonds haben je die Hälfte dieser Aktien gekauft. Der eigentliche Profiteur dieses Deals sollte jedoch die Trump Group werden. Er flog auf, weil das Steele-Dossier ihn öffentlich machte.

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Der Emir von Katar zu Besuch im Weissen Haus.Bild: EPA/Getty Images North America POOL

Die Hintergründe dieses zwielichtigen Deals sind noch nicht bekannt. Bestätigt wurde jedoch, dass der Chef des katarischen Staatsfonds am 12. Dezember 2016 an einem Treffen im Trump Tower teilgenommen hat. Mit dabei waren auch der damalige Sicherheitsberater Michael Flynn und Trumps persönlicher Anwalt Michael Cohen. Fortsetzung dürfte folgen.

Stormy Daniels

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Trumps Affäre mit dem Pornostar wandelt sich von einem schmierigen Sex- zu einem handfesten Politskandal. Ihr Anwalt Michael Avenatti treibt das Trump-Lager regelmässig mit neuen und brisanten Enthüllungen zum Wahnsinn. So hat er aufgedeckt, dass Cohen nicht nur Schweigegelder bezahlt, sondern auch Schmiergelder eingesackt hat. Unter anderem von Novartis und dem russischen Oligarchen Viktor Vekselberg.

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Ein brandgefährliches Duo: Stormy Daniels und ihr Anwalt Michael Avenatti.Bild: AP/AP
Video: srf

Robert Mueller

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Womit wir bei der Bombe angelangt sind, die nach wie vor die gefährlichste für Trump ist: Soeben hat eine Richterin in Washington D.C. ihren Segen zum Vorgehen des Sonderermittlers gegen Paul Manafort gegeben. Trumps ehemaliger Wahlkampfmanager muss damit auf jeden Fall vor dem Richter erscheinen und mit einer langen Gefängnisstrafe rechnen – es sei denn, er bekennt sich schuldig, wechselt die Seiten und packt aus. Dann könnte es für Trump sehr ungemütlich werden.

Nordkorea

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Kim Jong Un kann in Sachen Unberechenbarkeit mit Trump locker mithalten. Er stellt nun das Treffen in Singapur in Frage und damit auch die Aussicht auf Frieden und ein Korea ohne Atomwaffen. Trump schwimmt nicht nur sein grösster aussenpolitischer Triumph davon, sondern auch die Aussicht auf den Nobelpreis.

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Lachen über Trump? Kim und Xi.Bild: AP/KCNA via KNS
Video: srf

China

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Trump muss demnächst entscheiden, ob er die angedrohten Strafzölle gegen China in die Tat umsetzen will oder nicht. Gleichzeitig haben seine Unterhändler ein neues Abkommen ausgearbeitet, das für China inakzeptabel ist. Ein Handelskrieg mit China hätte jedoch auch für Trump gravierende Folgen. Es würde die Farmer im mittleren Westen verärgern, deren Stimmen er im kommenden Herbst braucht.

Die überraschende Kehrtwende beim chinesischen Telekom-Konzern ZET könnte ebenfalls ein Nachspiel haben. Inzwischen wurde bekannt, dass China sich mit 500 Millionen Dollar an einem Vergnügungspark in Indonesien beteiligen will. Teile dieses Parks und der Golfplatz laufen unter der Marke Trump. Honi soit qui mal y pense.

Zwischenwahlen

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Im November werden ein Drittel der Senatssitze und alle Plätze im Abgeordnetenhaus neu vergeben. Es zeichnet sich eine «blaue Welle» ab, will heissen: Die Demokraten können mit kräftigen Gewinnen rechnen. Eine blaue – die Farbe der Demokraten – Mehrheit im Abgeordnetenhaus ist wahrscheinlich geworden, eine Mehrheit im Senat nicht ausgeschlossen.

Sollte das tatsächlich eintreffen, dann würde der Spielraum des Präsidenten erheblich eingeschränkt. Und ja, auch ein Impeachment wäre dann denkbar.

Iran

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Selbstherrlich hat Trump den Atomvertrag mit dem Iran aufgekündigt. Dummerweise ist nicht ersichtlich, wie er damit klarkommen wird. Sein Personal im Aussenministerium hat er drastisch reduziert, es fehlen ihm die Fachleute, um neue Sanktionen auch durchführen zu können.

Demonstrators burn Israeli and U.S. flags to show their anger over the deaths of nearly 60 Palestinians along the Gaza border on Monday, during a protest inside the former U.S. embassy in Tehran, Iran ...
Proteste gegen den «Grossen Satan USA» in Teheran.Bild: AP/AP

Die bisherigen Partner des Deals hat er nachhaltig verärgert, vor allem Frankreich und Deutschland. «Den Westen, wie wir ihn kannten, gibt es nicht mehr», stellt der «Spiegel» fest. Ob Europa die Sanktionen gegen den Iran mittragen will, ist unklar. Der Haussegen zwischen den einstigen Bündnispartnern hängt sehr schief.

Israel

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Mit der Eröffnung der Botschaft in Jerusalem hat Trump die Rolle der USA als unparteiischer Makler im Nahen Osten endgültig aufgegeben. Es zeichnet sich ein neues Bündnis zwischen den USA, Israel und Saudi-Arabien ab. Damit steigt auch die Gefahr, dass die Amerikaner in einen militärischen Konflikt mit dem Iran verwickelt werden. Wie Russland und China darauf reagieren werden, ist unabsehbar. Nachrichtenredaktoren werden sich somit weiter mit «breaking news» herumschlagen müssen – und die Welt kann sich nicht entspannt zurücklehnen.

Die Eröffnung der US-Botschaft spaltet die Gemüter

Video: srf

Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem sorgt für Unruhen

Video: srf
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49 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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René Obi
16.05.2018 16:09registriert Oktober 2015
Der grösste und groteskste Witz ist, die Worte Trump und Friedensnobelpreis miteinander in irgend einen Zusammenhang bringen zu wollen. Der Widerling will unbedingt einen Krieg. Anders kann man sein Verhalten nicht erklären.
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Snowy
16.05.2018 16:40registriert April 2016
Gute Zusammenfassung für Leute, die finden Trump mache bis jetzt ja "alles bestens" und "der tut wenigstens was für die Wirtschaft" und "ist wenigstens kein Weichei auf dem internationalen Parkett" etc ...

Und das ist noch längst nicht alles seiner Liste des Schreckens.

Ich muss mich jedes Mal wieder daran erinnern, dass wir hier vom Präsidenten der USA reden - und nicht von einem osteuropäischen Verbrechersyndikat.
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Sophia
16.05.2018 17:38registriert Juli 2015
Den Friedensnobelpreis an das Gremium, welches Trump des Amtes enthebt!
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