Donald Trump hält die News-Journalisten und Polit-Talkshow-Moderatoren auf Trab. Fast jeden Tag müssen sie ihr Programm im letzten Moment umstellen, weil er permanent für «breaking news» sorgt.
Der US-Präsident hält auch die Welt in Atem. Löst er im Nahen Osten einen neuen Krieg aus? Gelingt ihm mit Nordkorea eine Einigung? Kann er einen Handelskrieg mit China verhindern? Der chaotische Führungsstil im Weissen Haus hat dafür gesorgt, dass derzeit an diesen acht Bomben die Lunte brennt. Und fast täglich kommen neue dazu wie beispielsweise Katar.
Katar ist ein (Halb)-Inselstaat im Persischen Golf, der sehr reich ist. So reich, dass er auch für die Trump-Familie interessant ist. Es ist nun bekannt geworden, dass Katar möglicherweise eine Vermittlerrolle in einem zwielichtigen Deal gespielt hat. Es geht um Folgendes:
Im Gegenzug zur Aufhebung der Sanktionen soll Russland versprochen haben, einen Anteil von 19,5 Prozent der Aktien des Ölkonzerns Rosneft zu verkaufen. Der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore und Katars Staatsfonds haben je die Hälfte dieser Aktien gekauft. Der eigentliche Profiteur dieses Deals sollte jedoch die Trump Group werden. Er flog auf, weil das Steele-Dossier ihn öffentlich machte.
Die Hintergründe dieses zwielichtigen Deals sind noch nicht bekannt. Bestätigt wurde jedoch, dass der Chef des katarischen Staatsfonds am 12. Dezember 2016 an einem Treffen im Trump Tower teilgenommen hat. Mit dabei waren auch der damalige Sicherheitsberater Michael Flynn und Trumps persönlicher Anwalt Michael Cohen. Fortsetzung dürfte folgen.
Trumps Affäre mit dem Pornostar wandelt sich von einem schmierigen Sex- zu einem handfesten Politskandal. Ihr Anwalt Michael Avenatti treibt das Trump-Lager regelmässig mit neuen und brisanten Enthüllungen zum Wahnsinn. So hat er aufgedeckt, dass Cohen nicht nur Schweigegelder bezahlt, sondern auch Schmiergelder eingesackt hat. Unter anderem von Novartis und dem russischen Oligarchen Viktor Vekselberg.
Womit wir bei der Bombe angelangt sind, die nach wie vor die gefährlichste für Trump ist: Soeben hat eine Richterin in Washington D.C. ihren Segen zum Vorgehen des Sonderermittlers gegen Paul Manafort gegeben. Trumps ehemaliger Wahlkampfmanager muss damit auf jeden Fall vor dem Richter erscheinen und mit einer langen Gefängnisstrafe rechnen – es sei denn, er bekennt sich schuldig, wechselt die Seiten und packt aus. Dann könnte es für Trump sehr ungemütlich werden.
Kim Jong Un kann in Sachen Unberechenbarkeit mit Trump locker mithalten. Er stellt nun das Treffen in Singapur in Frage und damit auch die Aussicht auf Frieden und ein Korea ohne Atomwaffen. Trump schwimmt nicht nur sein grösster aussenpolitischer Triumph davon, sondern auch die Aussicht auf den Nobelpreis.
Trump muss demnächst entscheiden, ob er die angedrohten Strafzölle gegen China in die Tat umsetzen will oder nicht. Gleichzeitig haben seine Unterhändler ein neues Abkommen ausgearbeitet, das für China inakzeptabel ist. Ein Handelskrieg mit China hätte jedoch auch für Trump gravierende Folgen. Es würde die Farmer im mittleren Westen verärgern, deren Stimmen er im kommenden Herbst braucht.
Die überraschende Kehrtwende beim chinesischen Telekom-Konzern ZET könnte ebenfalls ein Nachspiel haben. Inzwischen wurde bekannt, dass China sich mit 500 Millionen Dollar an einem Vergnügungspark in Indonesien beteiligen will. Teile dieses Parks und der Golfplatz laufen unter der Marke Trump. Honi soit qui mal y pense.
Im November werden ein Drittel der Senatssitze und alle Plätze im Abgeordnetenhaus neu vergeben. Es zeichnet sich eine «blaue Welle» ab, will heissen: Die Demokraten können mit kräftigen Gewinnen rechnen. Eine blaue – die Farbe der Demokraten – Mehrheit im Abgeordnetenhaus ist wahrscheinlich geworden, eine Mehrheit im Senat nicht ausgeschlossen.
Sollte das tatsächlich eintreffen, dann würde der Spielraum des Präsidenten erheblich eingeschränkt. Und ja, auch ein Impeachment wäre dann denkbar.
Selbstherrlich hat Trump den Atomvertrag mit dem Iran aufgekündigt. Dummerweise ist nicht ersichtlich, wie er damit klarkommen wird. Sein Personal im Aussenministerium hat er drastisch reduziert, es fehlen ihm die Fachleute, um neue Sanktionen auch durchführen zu können.
Die bisherigen Partner des Deals hat er nachhaltig verärgert, vor allem Frankreich und Deutschland. «Den Westen, wie wir ihn kannten, gibt es nicht mehr», stellt der «Spiegel» fest. Ob Europa die Sanktionen gegen den Iran mittragen will, ist unklar. Der Haussegen zwischen den einstigen Bündnispartnern hängt sehr schief.
Mit der Eröffnung der Botschaft in Jerusalem hat Trump die Rolle der USA als unparteiischer Makler im Nahen Osten endgültig aufgegeben. Es zeichnet sich ein neues Bündnis zwischen den USA, Israel und Saudi-Arabien ab. Damit steigt auch die Gefahr, dass die Amerikaner in einen militärischen Konflikt mit dem Iran verwickelt werden. Wie Russland und China darauf reagieren werden, ist unabsehbar. Nachrichtenredaktoren werden sich somit weiter mit «breaking news» herumschlagen müssen – und die Welt kann sich nicht entspannt zurücklehnen.