Wirtschaft
Arbeitswelt

Neuer Nestlé-Chef will weltweit 16'000 Stellen abbauen

Sparhammer bei Nestlé: Neuer Chef will Tausende Stellen abbauen – auch Schweizer betroffen

16.10.2025, 07:0816.10.2025, 09:37

Der neue Nestlé-CEO Philipp Navratil ist mit einem Paukenschlag gestartet.

Nur rund zwei Wochen nach seinem offiziellen Amtsantritt hat er bereits ein grösseres Sparpaket inklusive Stellenabbau angekündigt. Neben Kosteneinsparungen setzt er den Fokus auf eine Steigerung des Wachstums.

«Das interne Realwachstum hat für uns oberste Priorität», sagte der CEO an einer Telefonkonferenz mit Journalisten zu den Neunmonatszahlen. Dazu habe man die Investitionen zielgerichtet gesteigert, und dabei schon erste Ergebnisse erzielt.

«Jetzt müssen wir noch mehr leisten, schneller handeln und unsere Wachstumsdynamik beschleunigen.»

Wie Navratil am Donnerstag an einer Telefonkonferenz vor Journalisten sagte, sind auch Stellen in der Schweiz betroffen. Insgesamt sind in der Schweiz knapp 8600 Leute bei Nestlé angestellt.

Nestlé will laut dem CEO in Zukunft jenen Geschäftsopportunitäten und -bereichen den Vorrang geben, die das höchste Renditepotenzial haben. Als Beispiele nannte er Menüs für Heissluftfritteusen und kalten Kaffee. Das Portfolio reagiere sehr schnell auf Investitionen, wie auch die Wachstumsbeschleunigung im dritten Quartal zeige.

Überhaupt wolle man bei grossen Investitionen «entschlossener» vorgehen. Die Innovationskraft soll damit erhöht werden, um Wachstum und Wertschöpfung zu beschleunigen. Allzu konkret wurde er dabei allerdings noch nicht.

Leistungskultur gefordert

Der neue Konzernchef wendet sich indirekt auch an sein Personal. Er fordert nämlich «eine auf Leistung ausgerichtete Kultur, welche den Verlust von Marktanteilen nicht akzeptiert und Erfolg belohnt». Dazu gehöre auch «mehr Ambition» bei den Innovationen. Auch einen Entwicklungssprung in den Bereichen Marketing und Konsumentenkenntnisse soll es geben.

Neben Wachstum will Navratil aber auch die Kosten angehen. In den nächsten zwei Jahren ist ein globaler Personalabbau von etwa 16'000 Stellen geplant, was knapp 6 Prozent der knapp 280'000 Nestlé-Stellen entspricht. Neben 12'000 Büroangestellten sollen weitere 4000 Stellen in der Produktion abgebaut werden.

In der Vergangenheit sei Nestlé bei solchen Veränderungen nicht sehr transparent gewesen, sagte Navratil. Er wolle nun Transparenz herstellen. Der Abbau betreffe alle Märkte und Funktionen und beinhalte auch das Hauptquartier in Vevey, sagte er auf eine entsprechende Frage. In welchen Regionen wie viele Stellen abgebaut werden, könne er allerdings noch nicht beziffern. Dazu müssten auch erst die Konsultationen mit den Sozialpartnern durchgeführt werden. Die Details würden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.

Mit dem Stellenabbau sollen jährliche Einsparungen von 1,0 Milliarden Franken bis Ende 2027 erzielt werden, was einer Verdoppelung der den ursprünglich geplanten 0,5 Milliarden entspricht. Die damit verbundenen einmaligen Restrukturierungskosten werden mit rund 2 Milliarden Franken beziffert.

Dividendenpolitik soll beibehalten werden

Klare Ansagen gibt es auch bereits zur Dividendenpolitik. In Investorenkreisen war zuletzt befürchtet worden, dass die Politik der letzten 30 Jahre – jedes Jahr eine höhere Dividende pro Aktie – wegen der stark gestiegenen Verschuldung gefährdet sein könnte. Nun sagt der CEO: «Unsere langjährige Dividendenpolitik wollen wir beibehalten.»

Dies soll möglich sein, indem der freie Cashflow (FCF) in Franken in «konstant über dem Dividendenwachstum» liegt. Für das laufende Jahr 2025 wird ein FCF von 8 Milliarden Franken angepeilt, der sich 2026 weiter erholt. (dab/awp/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
41 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
N. Y. P.
16.10.2025 09:03registriert August 2018
Nestlé macht Schulden um Dividendenwachstum nicht zu gefährden.

Eigentlich müsste man den neuen CEO sofort freistellen, weil er ein gesundes Unternehmen vorsätzlich verschuldet.

Wieder so ein Mänätscherli, der gottgleich von sich überzeugt ist. Eine Plage unserer Zeit. Und die Verwaltungsräte werden mit Schweigegeld zur Ruhe gebeten.

Ja, so läuft das.
400
Melden
Zum Kommentar
avatar
bbelser
16.10.2025 09:18registriert Oktober 2014
Er will in Heissluft und kalten Kaffee investieren.
Wegen Renditepotenzial und so.
Besser kann man das Ziel dieses HSG-CEO-Worthülsen-Gelabers nicht benennen.

Menschen sind nichts als Leistungsvieh.
Ressourcen und Kostenfaktoren.
Weg damit.

Von Verantwortung für Mitarbeitende und deren Bedürfnisse habe ich nichts gelesen.
313
Melden
Zum Kommentar
avatar
N. Y. P.
16.10.2025 08:49registriert August 2018
CEO sein wird massiv überschätzt. Sogar ein Volltrottel könnte Néstle führen.

Philipp Navratil will 16'000 Mitarbeiter entlassen. Er will investieren. Er will das Leistungsprinzip.

Ist ja zum Einschlafen. Das können auch die zweite und dritte Reihe bei Néstle ohne CEO bewerkstelligen.
273
Melden
Zum Kommentar
41
Angestellte sehen KI-Revolution positiv – Kaum Angst vor Jobverlust
Die meisten Arbeitnehmenden sind gegenüber der künstlichen Intelligenz (KI) positiv eingestellt. Das zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des Personaldienstleisters Adecco.
Zur Story