Der amerikanische Elektroauto-Pionier Tesla geht in die Offensive. «Bis Ende Jahr wollen wir die Schweiz ausreichend mit Schnellladestationen versorgen», sagt Tesla-Sprecherin Kathrin Schira gegenüber der Handelszeitung. Wie viele sogenannte Supercharger-Standorte hierzulande geplant sind, will der kalifornische Fahrzeugbauer noch nicht sagen. Ein Insider berichtet, dass in der Schweiz fünf bis sechs Standorte für die Schnellladung der Tesla-Sportwagen evaluiert würden.
Offenbar soll es auf beiden Seiten des Gotthards jeweils eine Ladestation geben. Auch die Versorgung auf der Ost-West-Route nach Genf will Tesla ausbauen. Weiter sind Supercharger im Grossraum Zürich, in Basel und im Bündnerland geplant. Autobahn-Raststätten und Hotels an wichtigen Knotenpunkten würden angeschaut.
Bisher gibt es erst einen Supercharger-Standort in der Schweiz. Die sechs Schnellladestationen an der Raststätte Rose de la Broye im freiburgischen Lully sind seit Anfang Jahr in Betrieb. Der Bau der Schnellladeinfrastruktur geht einher mit einem Boom bei den Abverkäufen. Bis Ende Mai hat Tesla in der Schweiz 215 Autos verkauft. Mehr als im gesamten letzten Jahr, als der Elektromobilitätspionier aus Palo Alto 191 Fahrzeuge absetzte.
Um den Markt der Elektroautos schneller wachsen zu lassen, hat Tesla-CEO Elon Musk beschlossen, das Patentrecht zu lockern. Wer die Patente auf Technologie in Elektro-Fahrzeugen in «gutem Willem» nutzt, hat keine Verfahren wegen Patentrechtsverletzung durch Tesla zu befürchten. Musk meint, dass ein strenges Patentrecht die Innovationen hemmt. Auch Firmen wie Google und Twitter haben angekündigt, das Patentrecht auf ihre Innovationen zu lockern.
Der Tesla-Chef schrieb weiter, zur Zeit der Firmengründung hätten sie geglaubt, dass sie ihre Technologie durch Patente davor schützen müssten, dass die grossen Autofirmen sie kopierten und dann ihre Marktmacht nutzten, um Tesla zu erdrücken.
Doch sei das Gegenteil der Fall gewesen. «Wir hätten uns nicht mehr irren können», schrieb Musk. Die «unglückliche Realität» sei, dass die grossen Autofirmen praktisch keine eigenen Elektroautos entwickelten. Der Anteil von Elektroautos liege noch immer bei «weit weniger als einem Prozent der gesamten verkauften Fahrzeuge».
Der Rechtsprofessor Brian Love sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe eine «sehr positive Reaktion» auf Teslas Ankündigung gesehen. Es gebe seit längerem eine Debatte, welche Vorteile Patente kleineren Firmen bringen. Love sagte jedoch, es sei unklar, ob Tesla tatsächlich seine Patente aufgebe oder ob die Firma nur verspreche, Nutzer nicht rechtlich zu verfolgen.
Der kalifornische Hersteller ist mit seinen Elektroautos sehr erfolgreich. Die Firma will mit dem Bau einer grossen Akku-Fabrik die Produktionskosten weiter senken und hat sich zum Ziel gesetzt, mittelfristig 500'000 Autos im Jahr zu produzieren. (lhr/sda/afp)