Techies und Aktionäre schauen heute besonders gebannt auf Twitter: In der Nacht auf Donnerstag gibt das soziale Netzwerk seine Geschäftszahlen bekannt. Es ist der erste Gradmesser seit dem Börsengang am 7. November des vergangenen Jahres. Das Besondere: Twitter twittert die Quartalszahlen und die Höhepunkte der Telefonkonferenz live über Twitter. «Das könnte ein Beispiel für andere Firmen sein, die sich bisher noch schwer damit getan haben, bei der Kommunikation mit Investoren auf soziale Medien zu setzen», schreibt das «Wall Street Journal».
We’ve confidentially submitted an S-1 to the SEC for a planned IPO. This Tweet does not constitute an offer of any securities for sale.
— Twitter (@twitter) September 12, 2013
Die meisten Firmen geben ihre Geschäftszahlen über dröge Quartalsberichte bekannt. Im Anschluss dürfen die Journalisten an einer Telefonkonferenz Fragen stellen. Twitter geht neue Wege und hat bereits im Vorfeld den Hashtag #TWTRearnings eingerichtet. Während der Telefonkonferenz werde man nach «intelligenten Fragen» zum Geschäftsgang Ausschau halten, die über den Hashtag gestellt werden, sagte Twitter-Sprecher Jim Prosser dem WSJ.
@TwitterIR @suyash I wish the hashtag were #TWTRnings
— Sara Mauskopf (@sm) February 5, 2014
Der Unternehmensführung des Social-Media-Giganten können nicht nur ausgewählte Journalisten, sondern auch die über 230 Millionen Twitter-Nutzer fragen stellen. Das schaffe «Transparenz und Offenheit», glaubt Twitter, das sich auf kritische Fragen einstellen muss. Analysten erwarten einen Verlust von zwei Cents je Aktie. «Nur noch rund ein Drittel der Analysten, die Twitter abdecken, haben ein Kauf-Rating auf die Aktie», schreibt wallstreet-online.de.
Und trotzdem: Wer Twitter bereits abschreibt, sollte über den Gartenzaun zu Facebook schauen. Nach dem verpatzten Börsenstart und sinkendem Aktienkurs bis Mitte 2013, schreibt Mark Zuckerbergs soziales Netzwerk nun mit Werbung auf Smartphones und Tablets regelmässig schwarze Zahlen. Twitter ist ein ähnlicher Erfolg zuzutrauen.
Auch Facebook, Google oder Yahoo nutzen die eigenen Social-Media-Kanäle, um ihre Quartalszahlen attraktiver zu kommunizieren. Yahoo setzt auf seinen Bilderblog Tumblr. Google überträgt die Medienkonferenz über den eigenen Investoren-Account auf YouTube.
Andere Firmen geben sich konservativer. Sie verbreiten im besten Fall im Nachhinein ein paar Zahlen über Twitter oder Facebook, die bereits kommuniziert worden sind. «Man sträubt sich bislang noch gegen neue Dinge», sagt Vinny Jindal dem WSJ. Er ist Chef des sozialen Investorennetzwerkes Stockr.com. «Wenn jemand vorangeht und zeigt, dass es anders geht, dürfte das auch weitere Firmen zu mehr Kreativität anstacheln.»