«Counter Strike 2»-Update vernichtet 3 Milliarden US-Dollar – das steckt dahinter
Das ist passiert
Valve, die Entwicklerfirma von «Counter Strike 2» (CS2), hat vergangenen Donnerstag ein umfassendes Update für das Computerspiel veröffentlicht. Nebst diversen Gameplay- und Grafik-Anpassungen wurde dabei auch eine bestimmte Mechanik im Bereich der sogenannten «Skins» – rein kosmetische Gegenstände, die das Aussehen von Waffen im Spiel verändern und handelbar sind – angepasst.
Konkret wurde eine bereits bestehende Mechanik erweitert, so dass Skins der seltensten (und teuersten) Kategorie massivst an Wert verloren haben. Damit hat Valve in einem Schlag den Börsenwert des CS2-Skin-Markts von etwas über 6 Milliarden US-Dollar auf nunmehr rund 3 Milliarden US-Dollar halbiert, wie PriceEmpire angibt.
Was ist «Counter Strike 2»?
«Counter Strike 2» ist ein First-Person-Shooter aus dem Jahr 2023. Es ging damals direkt aus dem (seither nicht mehr erhältlichen) «Counter Strike: Global Offensive» hervor. Das Rezept dahinter ist einfach: Das Team «Terrorist» muss eine Bombe legen oder Geiseln verteidigen, das Team «Counter-Terrorist» muss die Bombe entschärfen oder die Geiseln befreien.
CS2 reiht sich in eine Reihe von äusserst erfolgreichen Vorgängern ein. Auf der Gaming-Plattform Steam ist CS2 weiterhin das wohl am meisten gespielte Game überhaupt, mit einem maximalen Player-Peak von 1,8 Millionen Spielern in den letzten sechs Monaten.
Was sind Skins?
Skins fungieren in CS2 als rein kosmetische Artikel, mit denen das Aussehen von Waffen verändert werden kann. So erscheint das Kalaschnikow-Automatikgewehr nicht mehr in nüchterner Holz-Stahl-Optik, sondern plötzlich in knalligem Neon-Grün. Vorteile im kompetitiven Spiel (bei den letztjährigen CS2-Meisterschaften Betrug das Preisgeld 1,25 Mio. USD) verschaffen die Skins dem Spieler keine.
Es gibt 10 verschiedene Kategorien von Skins, die sich in ihrer Seltenheit unterscheiden. Skins der Kategorie «Verbraucherqualität» sind beispielsweise weit verbreitet, während Skins der Kategorie «verdeckt» nur mit viel Glück oder erheblicher finanzieller Investition zu erhalten sind.
Erwähnenswert ist, dass Skins dem Spieler per Valve-EULA gar nicht gehören. Ein Spieler, der einen Skin «hat», besitzt tatsächlich nur die Lizenz zur Nutzung dieses Skins.
Wie erhält man Skins?
Einerseits können Spieler Skins direkt als zufällige Belohnung im Spiel erhalten – etwa für ein Level-Up. Die Häufigkeit, hier einen wertvollen Skin zu ergattern, ist allerdings äusserst klein. Viel eher werden nahezu wertlose Skins «gedroppt» oder sogenannte Cases.
Das Öffnen solcher Cases stellt den zweiten Weg, einen Skin zu erlangen, dar. Während die Cases selbst häufig gratis erlangt werden, wird, um sie zu öffnen, ein Schlüssel benötigt, welcher (mit echtem Geld) im Valve-eigenen Markt auf der Plattform Steam gekauft werden muss. Wird die Case anschliessend geöffnet, erhält der Spieler einen Skin – auch hier wieder von zufälliger Seltenheit und Wert. Nicht grundlos hat die EU-Kommission Richtlinien zur Regulierung dieser sogenannten «Loot Box»-Praktik vorgestellt.
Schliesslich steht es dem Spieler offen, Skins direkt auf dem Steam-Markt oder einer Dritt-Website einem anderen Spieler abzukaufen – ebenfalls mit echtem Geld. Im Vergleich zu den anderen Varianten fällt hier der Glücksspiel-Faktor weg, dafür wird so dem Spieler die Möglichkeit gewährt, tatsächlich den Skin zu erwerben, den er auch will.
Zumal Skins von hochwertigeren Kategorien seltener sind, ist dementsprechend auch das Angebot auf dem Markt geringer. Gekoppelt mit einer stetig steigenden Spielerzahl – also stetig steigender Nachfrage – steigt somit auch der Preis dieser hochwertigen Skins.
Manche Spieler witterten in diesen Skins eine Investmentmöglichkeit. Die Idee: Solange CS2 gespielt wird, werden die Spieler auch Skins haben wollen; und solange wird auch der Preis der seltenen Skins steigen.
Tatsächlich stieg laut PriceEmpire der Wert des CS2-Skinmarkts seit September 2023 von gut 3,5 Milliarden auf über 6 Milliarden US-Dollar. Ein konkretes Beispiel: Der «Doppler Black Pearl» für das Butterfly-Messer wurde im September 2023 für rund 4500 US-Dollar gehandelt, kurz vor dem Update letzte Woche wechselten drei dieser Skins für über 25'000 USD den Besitzer.
Darum ist der Markt nun eingebrochen
Eine vierte Methode, einen Skin zu erhalten, ist per sogenanntem «Aufwertungsvertrag». Die Idee dahinter: Man wertet zehn Skins einer Kategorie zu einem einzigen Skin der nächsthöheren Kategorie auf. Bis vor einer Woche war es nicht möglich, auf diesem Weg Skins der wertvollsten Kategorie («äusserst selten») zu erlangen. In dieser Kategorie gibt es nur Skins für Nahkampfwaffen und für Handschuhe.
Mit dem Update vom 23. Oktober hat Valve diese Begrenzung aufgehoben. Neu können Spieler fünf Skins der Kategorie «verdeckt» in einen Skin der Kategorie «äusserst selten» aufwerten. Wer sich nun einen Messer- oder Handschuh-Skin anschaffen will, ist nicht mehr an das (an Glücksspiel grenzende) Case-Verfahren oder private Verkäufer gebunden, sondern kann dies nun bequem per Aufwertungsvertrag tun. In der Folge sind die Preise für Skins der höchsten Kategorie eingebrochen – und haben den Wert des CS2-Marktes mit sich gerissen.
Das Wirtschaftsmagazin Forbes zieht den Vergleich mit dem NFT-Hype vor einigen Jahren – auch dort habe eine künstliche Knappheit digitaler Güter zu einem echten monetären Wert geführt, wenn auch nur kurzfristig. Und ähnlich wie NFT seien CS2-Skins nie ein verlässliches Investment, zumal sie ausserhalb des Spiels keinen (0) Wert besässen.
Das sind die Reaktionen
Selbsternannte «Investoren» sind erwatungsgemäss unzufrieden. Während viele sich in den Kommentaren unter dem Update-Bericht von Valve über die «Zerstörung des Marktes» und darüber, dass Valve ihre Investments zunichtegemacht habe, aufregen, kursieren im Netz Berichte über angebliche Suizide aufgrund des Einbruchs der Spekulations-Blase. Ein junger Mann etwa soll sich in China von einem Hochhaus gestürzt haben, nachdem er einige Zeit zuvor sein ganzes Vermögen und einen eigens dafür aufgenommenen Kredit in CS2-Skins gesteckt hatte.
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Auf der anderen Seite zeigen sich viele Spieler erfreut – wenn nicht gar schadenfreudig – über das Update. Der grosse Konsens: Wer sein Geld auf eine so unsichere Art und Weise investiert, sei selber schuld. Zudem werde nun die Schranke, einen Messer- oder Handschuh-Skin zu erhalten, gesenkt.
Dies ist im übrigen auch die offizielle Begründung Valves für das kontroverse Update. Inoffiziell dürfte wohl etwas anderes dahinterstecken, schreibt Forbes: Die teuersten Skins werden selten im Valve-eigenen Markt auf der Plattform Steam gehandelt, zumal Valve in diesem Preis-Segment eine vergleichsweise hohe Provision vom Verkaufspreis abzwackt. Mit dem Preiseinbruch dürfte ein beträchtlicher Teil des Handels wieder über Steam ablaufen.
