In den USA hat sich die Inflation im Juli überraschend nicht verändert. Im Jahresvergleich stiegen die Konsumentenpreise wie bereits im Vormonat um 2,7 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte.
Experten hatten unter anderem wegen erhöhter Zölle, die US-Präsident Donald Trump auf importierte Waren verhängt hat, eine stärkere Inflation von 2,8 Prozent erwartet. Ohne die Kerninflationsrate beträgt die Steigerung 3,1 Prozent. Im Juni hatte dieser Wert noch 2,9 Prozent betragen. Erwartet worden waren 3 Prozent.
Der Zolleffekt sei bisher «relativ moderat», sagte Bernd Weidensteiner, Analyst bei der Commerzbank. Viele Unternehmen hätten die Zölle offensichtlich bisher nicht an die Kunden weitergegeben. Dies dürfte aber nur vorübergehend sein. «Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Zölle mehr und mehr auf die Konsumentenpreise durchschlagen werden», sagte der Commerzbank-Experte.
Die US-Notenbank strebt bei der Inflation eine Jahresrate von zwei Prozent an. Die unerwartet schwache Teuerung im Juli spricht aber dennoch eher für eine Zinssenkung in nächster Zeit. Am Devisenmarkt reagierte der US-Dollar mit deutlichen Kursverlusten auf die Preisdaten. Zum Schweizer Franken rutschte der Dollar zurück unter die Marke von 0,81 Franken.
Die Inflation ist in den USA seit Corona ein grosses Thema. Damals brachte die Pandemie die globale Wirtschaft durcheinander.
Als die Menschen schliesslich wieder zu konsumieren begannen, gab es viele Lieferengpässe. In den USA versuchte die Regierung die Wirtschaft anzukurbeln, indem sie Bürgerinnen und Bürger grosszügig bezahlte. Daraufhin stieg die Teuerung um bis zu neun Prozent.
Um die Inflation zu senken, erhöhte die US-Notenbank Fed daraufhin die Zinsen deutlich. Dennoch hält sie sich hartnäckig. Schon Joe Biden büsste deswegen an Vertrauen ein.
Die Unsicherheit wegen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump führt seit Monaten zu steigenden Preisen bei Möbeln, Kleidern, elektronischen Geräten oder Freizeitartikeln. Auch Lebensmittel haben sich in dieser Zeit aussergewöhnlich verteuert. Schon vor seinem Amtsantritt hatten Wirtschaftsexperten wegen Trump eine höhere Inflation befürchtet.
Es gab aber auch Vergünstigungen, etwa bei Occasionfahrzeugen, Neuwagen, Benzin oder Flugtickets.
Fachleute berücksichtigen vor allem die sogenannte Kerninflationsrate. Das heisst, die volatilen Preise von Energie und Nahrungsmitteln sind in den Berechnungen nicht inbegriffen. Ohne diese Faktoren wird der allgemeine Preistrend besser widergespiegelt, so die Meinung.
Die US-Notenbank Fed warnt seit Monaten wegen Trumps Zollpolitik vor deutlich steigenden Konsumentenpreisen und höheren Arbeitslosenzahlen in den USA. Das ist auch der Grund, warum es 2025 noch keine Zinssenkung gegeben hat – obwohl Trump darauf drängt.
Experten rechneten im Juli mit einem weiteren Preisanstieg von rund 2,8 Prozent, bei der Kerninflationsrate rund 3 Prozent – der höchste Wert seit Februar. Sie sehen darin den Beleg, dass Trumps Handelskrieg die Konsumentenbudgets belastet.
Die Unsicherheit ist gross. Während Trump behauptet, dank seiner Politik sei die Inflation deutlich gesunken, warnt die US-Notenbank vor dem Gegenteil. Gleichzeitig hat Trump Anfang August die Chefin der US-Behörde für Arbeitsstatistik (BLS), Erika McEntarfer, gefeuert und am Montag den BLS-Kritiker E. J. Antoni zum Nachfolger ernannt.
Trump hatte behauptet, McEntarfer habe die Arbeitsmarktzahlen gefälscht. Das Bureau of Labor Statistics gibt auch die Konsumentenpreise heraus. Auch Antoni hatte zuvor das BLS scharf kritisiert und die Statistik hinterfragt. Er ist Chefökonom bei der rechtskonservativen Denkfabrik Heritage Foundation und hat gemäss US-Medien auch beim «Project 2025» mitgewirkt.
Als Trump auf seiner Plattform Truth Social die Nomination Antonis bekannt gab, betonte er, dass die US-Wirtschaft boome und Antoni dafür sorgen werde, «dass die veröffentlichten Zahlen ehrlich und genau sind».
Die Ernennung Antonis könnte die Situation weiter verschärfen. Denn sie lässt vermuten, dass die Daten politisiert werden, was wiederum die Investoren inflationsgeschützter Anleihen beeinflusst, berichtet Reuters. Die Nachfrage könnte wegen Vertrauensverlust in die BLS-Daten sinken, was wiederum die erwartete Inflationsrate dämpft. Am Ende könnte sich dies gar auf die Fed-Entscheide auswirken.
Erste Zölle sind zwar bereits seit April in Kraft, bis die gestiegenen Preise jedoch bei den Konsumenten ankommen, dauert es jeweils ein wenig, weil die Grossverteiler ihre Lager zuvor gefüllt hatten mit älteren Produkten zu günstigeren Preisen. Allmählich sickern die höheren Preise aber durch.
Das zeigt sich etwa bei den Schuhen. Deren Preise sanken über Monate, bevor sie im Juni plötzlich um 0,7 Prozent stiegen, wie die Economic Times berichtet. Dennoch dürfte es nach wie vor zu früh sein, um zu beurteilen, wie stark Trumps Zollpolitik die US-Wirtschaft und am Schluss die Konsumenten tatsächlich beeinflusst. (vro/sda)