Bisher werden Solarpanels vorwiegend auf Dächern installiert oder in Feldern aufgereiht. Das ist nicht immer ästhetisch und oft eine Verschwendung von Boden. Die beiden chinesischen Unternehmen Pavenergy und Qilu Transportation testen deshalb eine neue Variante der Mini-Kraftwerke: Solarpanels auf Autobahnen.
Die Tests finden in einer hügeligen Gegend in der Provinz Shandong statt. «Wenn es hier klappt, dann klappt es überall», sagt Li Wu, Chairman von Pavenergy in der «New York Times». Die Chinesen verfügen über ein grosses Knowhow. Weltweit werden drei von vier Solarpanels im Reich der Mitte hergestellt.
Der Plan, Autobahnen mit Solarzellen anstatt Asphalt zu pflastern, hat gute Gründe: Es könnte viel Boden eingespart werden. Weil Strassen Städte verbinden, befinden sich die Mini-Kraftwerke in der Nähe der Verbraucher. Im Winter hätten die Panels zudem einen angenehmen Nebeneffekt: Sie würden die Strassen heizen und damit eine Vereisung verhindern.
Auch wirtschaftlich beginnt sich der Plan zu rechnen. Die Preise für Solarpanels sind in den letzten Jahren dramatisch gesunken. Zwar kostet ein Solarzellen-Belag immer noch deutlich mehr als gewöhnlicher Asphalt. Die Erlöse aus dem Verkauf des Stroms würden die Mehrkosten jedoch nach einer Laufzeit von rund 15 Jahren wieder einspielen.
Die Chinesen sind nicht die einzigen, die auf die Idee gekommen sind, statt Asphalt Solarzellen zu verwenden. Das französische Bauunternehmen Colas hat in der Normandie verschiedene Teststrecken gebaut.
Aus Sicherheitsgründen verzichten die Franzosen allerdings darauf, Autobahnen damit zu belegen. Sie beschränken sich auf Landstrassen und Parkplätze. Die Chinesen sind jedoch überzeugt, das Sicherheitsproblem im Griff zu haben.
Es ist durchaus denkbar, dass den Solar-Autobahnen die Zukunft gehört. Nachhaltige Energie ist wettbewerbsfähig geworden. Mehr noch: Die Zahlen der internationalen Energieagentur IAE zeigen, dass Solar- und Windenergie in der Stromproduktion fossilen Energieträgern und Atomkraft den Rang abgelaufen haben.
Im Jahr 2016 wurden weltweit 297 Milliarden Dollar in nachhaltige Energie investiert. Bei Kohle, Gas und Erdöl waren es gerade mal 143 Milliarden Dollar. Weltweit führende Kraftwerkhersteller wie Siemens oder General Electrics (GE) sind längst auf diesen Trend aufgesprungen. «Es sind rein betriebswirtschaftliche Überlegungen», sagt GE-Technikchefin Danielle Merfeld im «Wall Street Journal». «An den meisten Orten ist es schlicht billiger geworden.»
In den USA können selbst Präsident Trump und sein Erdölkumpel und Energieminister Rick Perry diesen Trend nicht mehr stoppen. Inzwischen stammen bereits 17 Prozent des amerikanischen Stroms aus nachhaltigen Quellen. Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen. Ausgediente Kohlen- und Atomkraftwerke werden durch Solar- und Windkraft ersetzt. Experten gehen davon aus, dass heute schon rund 40 Prozent des US-Stromverbrauchs aus nachhaltigen Quellen gedeckt werden kann.
Sollten sich die chinesischen Tests mit Solarautobahnen als erfolgreich erweisen, wird sich dieses Potenzial noch deutlich erhöhen. Xu Chunfu, CEO von Qilu, würde lieber heute als morgen loslegen. «Ich würde sehr gerne Solar-Strassen in den Vereinigten Staaten bauen», sagt er.