Einmal sind es russische Bomber, die sich über dem Ärmelkanal Passagierflugzeugen bedrohlich genähert haben. Ein anderes Mal töten prorussische Terroristen in der ostukrainischen Stadt Mariupol mit einem Raketenangriff 27 Zivilisten. Es ist offensichtlich, dass der russische Präsident Wladimir Putin alles daran setzt, die Krise in der Ukraine anzuheizen.
Dahinter steckt Methode. So schreibt das renommierte Magazin «Foreign Affairs»: «Mit der neuen Offensive in Donezk und Luhansk will Moskau die Schlacht um den Donbass gewinnen, indem es Terrorismus und politische Instabilität in der Ukraine verbreiten will.»
In Gefangenschaft geratene prorussische Rebellen haben auch ausgesagt, dass sie in Terrorcamps ausgebildet worden seien, die gemäss Angaben von «Foreign Affairs» vom Geheimdienst der russischen Armee (GRU) und vom russischen Sicherheitsdienst (FSB) organisiert werden.
Die Krise in der Ukraine spitzt sich gefährlich zu. Der ehemalige russische Staatschef Michail Gorbatschow befürchtet gar, dass der «kalte» Krieg zu einem «heissen» Krieg werden könnte. Er macht dafür den Westen verantwortlich, der Russland in diesen Krieg «gezerrt» haben soll.
Allerdings: Was für ein Interesse der Westen an einem Krieg mit Russland haben könnte, ist völlig schleierhaft. Für Putin sieht es ganz anders aus: Ihm könnte ein solcher Krieg in die Hände spielen, nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich.
Die UdSSR ist nicht wegen der militärischen Aufrüstung von Ronald Reagan zusammengekracht, sondern weil der Ölpreis in den 80er Jahren gegen zehn Dollar pro Fass gesunken war. Als sich die Sowjetunion Ende 1991 auflöste, lag der Preis immer noch bei 17 Dollar pro Fass. Russland lag wirtschaftlich am Boden und war auf den Goodwill des Westens angewiesen.
In der Amtszeit von Putin begann der Ölpreis zu steigen und kletterte Mitte der Nullerjahre auf über 150 Dollar pro Fass. Russland war wieder wer. Putin begann, seine Armee wieder aufzurüsten, organisierte die teuersten olympischen Winterspiele aller Zeiten und die russische Nationalbank legte ein Devisenpolster in der Höhe von rund 400 Milliarden Dollar an. Deshalb schienen auch der Konflikt mit der Ukraine und die Annexion der Krim finanziell verkraftbar.
In den letzten Monaten hat sich die Situation fundamental verändert. Der Ölpreis ist wieder deutlich unter 50 Dollar pro Fass gesunken, auch Erdgas ist deutlich billiger geworden. «Viele Verträge von Gazprom verknüpfen den Erdgas- mit dem Ölpreis, mit einer Verzögerung von ein paar Monaten», schreibt das «Wall Street Journal». «Das bedeutet, dass der Zerfall des Ölpreises sich jetzt in den Gaspreis frisst.»
Mit der Annexion der Krim hat sich Russland politisch isoliert, billiges Öl und Gas bringen nun Putin auch in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das hat Auswirkungen auf die Krise in der Ukraine. Es geht nicht mehr darum, ob sich die Ukraine immer mehr dem Westen zuwendet oder nicht. Ein Krieg hätte auch dramatische Folgen für den Ölpreis.
Thomas Friedman, Kolumnist der «New York Times» stellt dazu fest: «Eine grosse geopolitische Krise mit der NATO auszulösen, wäre eine einfache Lösung für Putin, den Ölpreis schockartig wieder in die Höhe zu pushen. Die verdeckten Aktionen in der Ukraine haben dies bisher nicht bewirken können.»
Auch bei der NATO hat ein Umdenken eingesetzt. Rory Stewart, Vorsitzender des militärischen Ausschusses im britischen Parlament, erklärte nach dem Bomber-Zwischenfall, es handle sich dabei nicht um einen Zufall, sondern um ein Muster. Der Westen habe bisher Russlands Absichten falsch eingeschätzt. «Wir haben uns eingeredet, dass Russland ein Teil Europas werden wird. Doch zuerst die Krim und jetzt die Ukraine zeigen, dass es sich als potenzieller Feind positioniert hat. Das bedeutet auch, dass die NATO ernsthafter dagegen vorgehen muss.»
1.
Ein Krieg kostet unwahrscheinlich viel Geld.
(sieht man ja in den USA wo das hingeführt hat)
2.
Durch weitere Sanktionen, die im Kriegsfalle sicher kommen würden,
wird die russische Wirtschaft noch weiter geschwächt.
3.
Durch einen höheren Ölpreis wird das Fracking wieder rentabler.
4.
Das Bestreben nach alternativen Energielieferanten für Europa wird zunehmen.
So richtig verstehen kann man das alles nicht. Hoffen wir das beste.