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Elektroautos schwächeln – Europas Auto-Lobby weist Schuld von sich

Eine Ladestation fuer Elektroautos steht bei einem oeffentlichen Parkplatz in Neuchatel, am Sonntag, 24. September 2023. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Elektroautos verkaufen sich zu schlecht.Bild: keystone

Europas Autolobby sieht schwarz für E-Autos – und weist Schuld von sich

Die europäische Autoindustrie hadert mit den Klimazielen. Wegen schleppender E-Auto-Verkäufe fordern sie lockerere CO₂-Vorgaben.
20.09.2024, 11:12
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Die europäische Autoindustrie müsste dringend ihren CO₂-Ausstoss reduzieren. Ab 2025 gelten verschärfte EU-Klimavorgaben, die Autohersteller in die Pflicht nehmen. Diese schlagen nun Alarm: Man sei nicht in der Lage, diese Vorschriften einzuhalten.

Autohersteller schaffen Klimaziele nicht – und fürchten um Arbeitsplätze

Grund dafür sind laut dem Lobbyverband «European Automobile Manufacturers' Association» (Acea) einbrechende Absatzzahlen für E-Autos und unzureichende Rahmenbedingungen. Der Verband wendet sich nun an die Politik. «Dringende Massnahmen» seitens der EU-Kommission seien nötig, um die aus Sicht des Verbands zu strengen Klimaziele abzuschwächen und so die Existenzkrise der Branche abzuwenden. Konkret fordern die Autobauer eine Verschiebung der neuen CO₂-Grenzwerte um zwei Jahre.

Das sind die CO₂-Vorgaben der EU
Die EU hat für die Einhaltung der Klimaziele Grenzwerte definiert, die für die Autoindustrie verbindlich sind. Autohersteller müssen diesen Wert im Durchschnitt aller verkauften Fahrzeuge der Flotte erreichen. Derzeit liegt der Grenzwert für Neuwagen bei 115 Gramm CO₂ pro Kilometer. Per 2025 soll er auf 93 Gramm CO₂ pro Auto und Kilometer sinken – und 2030 sogar nur noch 49,5 Gramm betragen.

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Sollte die EU-Kommission den Forderungen nicht nachkommen, drohen der Autoindustrie Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Wer den Strafen entgehen wolle, habe «kaum eine andere Wahl, als die Produktion erheblich zu drosseln, was Millionen von Arbeitsplätzen in der EU bedroht», steht in dem Brief von Acea, wie SRF berichtet.

Kritiker halten der Automobilindustrie vor, sie seien früh genug gewarnt worden. So sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim: «Die ab dem nächsten Jahr geltenden Werte sind seit 2019 bekannt. Die Autohersteller hätten also genügend Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten.»

Liegt die Schuld beim System?

Doch die Autoindustrie will die Schuld von sich weisen. Elektroautos verkauften sich schlecht, es fehle an Ladeinfrastruktur, bezahlbaren Strompreisen, Kauf- und Steueranreizen und einer gesicherten Lieferkette für Batterien und Rohstoffe. Laut Reuters sank der Anteil der batteriebetriebenen Fahrzeuge im August 2024 auf 14,4 Prozent der Gesamtverkäufe verglichen mit 21 Prozent im Vorjahr.

Zudem hätten die Autohersteller in den letzten Jahren stark in die Elektrifizierung ihrer Flotten investiert, schreibt Reuters weiter. (lia)

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240 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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7immi
20.09.2024 11:28registriert April 2014
Aus meiner Sicht fehlt es auch Infrastrukturseitig: Ich verstehe nicht, weshalb die Ladungsnetzbetreiber Abos und Roaming verkaufen dürfen. Aus meiner Sicht müsste es analog zu Tankstellen eine grosse Tafel mit den Preisen (dem Preis?) geben und dann müssten alle Zahlungsmittel erlaubt sein. Ohne Abo, ohne Roaming, ganz simpel. Man stelle sich mal vor, man bräuchte ein Abo, um bei Shell zu tanken und ein anderes Abo bei BP. Und falls ich nur eines davon hätte, bezahlte ich Roaminggebühren. Ich verstehe nicht, wie das legal sein kann… Die Preistransparenz ist somit inexistent.
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dmark
20.09.2024 11:43registriert Juli 2016
Wenn du ein E-Auto mit 950PS für rund 130.000 Euro baust und dich dann beschwerst, dass es kaum einer haben möchte...
Das ist Vorsprung durch Technik...
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khargor
20.09.2024 11:52registriert Februar 2014
Bitte mitschreiben: VW steckt in der Krise, weil sie die Antriebswende in China verpennt haben (und zu viel Dividende zahlten). VWs sind in China alte Männer-Autos. Stellantis ist aus der ACEA ausgetreten, weil die restlichen Mitglieder immer nur den Kopf in den Sand steckten und jetzt die Antriebswende verpennten.
Den Kunden fehlt ein günstiges Elektroauto mit akzeptabler Reichweite. China liefert das und das bald in die ganze Welt... ob es die restlichen Autobauer wollen oder nicht.
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