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Ukraine-Krieg: Russische Stars trauern um ihre heile Instagram-Welt

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Russische Stars trauern um ihre heile Instagram-Welt

Instagram ist in Russland nicht mehr erreichbar. Für viele russische Stars der Plattform wird das nun zum Problem. Eine von ihnen beklagt sich bitterlich. Aber nicht etwa wegen der vielen Kriegsopfer.
14.03.2022, 15:0615.03.2022, 08:54
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Ein Artikel von
t-online

Seit heute ist endgültig Schluss. Instagram ist nun nach Twitter und Facebook in Russland nicht mehr erreichbar. Wie Journalisten einhellig berichten, darunter Kollegen der Nachrichtenagentur AFP, aktualisierte sich die Social-Media-Plattform am Montagmorgen nicht mehr. Nur über heimliche Umwege, wie verschlüsselte Zugänge, kann das auch in Russland so beliebte Netzwerk noch genutzt werden.

Während im Jahr 2021 dem Fachportal eMarketer zufolge 7.5 Millionen Russen Facebook nutzten, waren es bei Instagram 51 Millionen. Viele Unternehmen verwenden Instagram etwa für Werbung und für den Online-Handel, Influencer verdienen dort ihren Lebensunterhalt. Doch die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor hat die Plattform verbannt. Offiziell, weil dort angeblich Gewaltaufrufe gegen Russen toleriert worden waren. Inoffiziell wohl eher, weil die Wahrheit über Putins Krieg in der Ukraine nicht an die Öffentlichkeit geraten soll.

Russin weint: «Für mich ist Instagram einfach alles»

Während im Nachbarland Kinderkliniken bombardiert werden, Zivilisten sterben und ganze Städte von Putins Armee in Schutt und Asche gelegt werden, schottet sich Russland immer mehr von der Aussenwelt ab. Der Krieg in der Ukraine wird von Moskau aus auch zu einem Krieg um die Deutungshoheit. Für russische Stars hat das nun handfeste Konsequenzen.

Russische Stars trauern um ihre heile Instagram-Welt

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So berichtet unter anderem die «Daily Mail» von Influencerinnen, die um ihre heile Insta-Welt trauern. Nicht, weil sie vom Kreml für einen mutigen Einsatz im Informationskrieg bestraft werden – nein. Einfach, weil ihr geliebtes soziales Netzwerk nun gesperrt ist. So schluchzt zum Beispiel eine Influencerin in einem Video, das der britischen Boulevardzeitung vorliegt: «Für mich ist Instagram einfach alles, es ist meine Seele. Es ist das, mit dem ich aufwache, einschlafe und verdammte fünf Jahre meines Lebens verbracht habe.»

Die junge Russin, deren Name in dem Bericht nicht genannt wird, erwähnt die schrecklichen Gräueltaten der Putin-Armee mit keiner Silbe. Stattdessen fragt sie in die Kamera: «Denkt ihr auch daran, dass Instagram für mich als Influencer eine Einkommensquelle ist?» Die schöne Scheinwelt auf Instagram: dahin. Shoppen bei westlichen Markenfirmen wie H&M, Ikea oder Nike: nicht mehr möglich. Putins Propaganda gegen den Boykott des Westens – und mittendrin russische Stars wie Anna Ivanova.

4.4 Millionen Menschen folgen der Musikerin auf Instagram. Am Wochenende verabschiedete sie sich emotional von ihnen. «Millionen Storys, Tausende Posts, Tausende glückliche Momente, die wir geteilt haben (...) all diese Dinge haben uns zu einer grossen Insta-Familie gemacht», schrieb sie unter ein Bild von sich und weiter: «Ich bin mir sicher, dass alles besser wird und wir noch mehr werden, aber vorerst wünsche ich uns allen nur Frieden und Kraft, all die Schwierigkeiten zu überstehen». 

Infos über Ukraine: Kreml droht mit 15 Jahren Haft

Es ist ein kurzer Moment der Wahrhaftigkeit in der so weichgezeichneten Instagram-Realität. Dass Ivanova vor ihren mehr als vier Millionen Fans von «Frieden» schreibt, ist unter Putins knallharter Kriegspropaganda nicht selbstverständlich. Wer aus Sicht des Kremls Fake-News über den Ukraine-Krieg verbreitet, dem drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis.

Solidarisch mit den Opfern des Krieges könnte auch ein Posting von der Tänzerin Liza Lukasheva verstanden werden. Sie verabschiedete sich vor blau-gelben Hintergrund von ihren Followern. Das bevorzugte Reiseziel der Stars in Russland derzeit: Telegram. 

Dort, unter dem Schutz der verschlüsselten Chat- und Kontaktmöglichkeiten, versammelt sich nun die Instagram-Schickeria Russlands. Aber auch auf den dortigen Accounts von Liza Lukasheva oder Anna Ivanova ist von Anti-Kriegs-Rhetorik aktuell noch nichts zu sehen. Stattdessen: harmlose Postings wie früher – nur vor deutlich weniger Menschen.

(sow,t-online )

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153 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Toerpe Zwerg
14.03.2022 15:15registriert Februar 2014
Pornhub läuft noch.
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Nörgeler
14.03.2022 15:40registriert April 2015
Da entlarvt sich diese egoistische Bande gleich selbst. Wenigstens muss dann dieser unnötige Mist nicht auch noch verbreitet werden.
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Commander Salamander
14.03.2022 15:11registriert September 2018
*cries in Russian*...
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