Vielerorts beginnen diese Woche die Sommerferien. Während man sich wieder auf Corona-Massnahmen-freie Ferientage freuen darf, wird es wohl dem einen oder der anderen etwas bange beim Gedanken an die Reise. Zumindest, wenn diese über einen europäischen Flughafen führt.
Denn: Die Menschen strömen in Scharen an die Flughäfen. Vor Ort hat es aber zu wenig Personal, um den Grossandrang bewältigen zu können – und dies inmitten eines Buchungsbooms.
Abgezeichnet hat sich das bereits über die Feiertage an Ostern. Viele Airlines und Flughäfen gelobten seither Besserung und entschieden sich dazu, zahlreiche Flüge im Sommer und Herbst bereits jetzt zu annullieren.
Doch die Situation bleibt angespannt. Auch an diesem Wochenende kam es an manchen Airports erneut zu chaotischen Szenen. Kommt hinzu, dass die Flughäfen auch mit Streiks, Protesten oder tausenden von gestrandeten Gepäckstücken zu kämpfen haben.
Am meisten für Furore gesorgt hat bisher wohl der Flughafen Schiphol in Amsterdam. Wie dieses Wochenende zu sehen war, hat sich am chaotischen Zustand wenig geändert. Auf Twitter werden die User von Passagierinnen und Passagieren eindringlich davor gewarnt, eine Reise am Flughafen Schiphol anzutreten:
Whatever you have to do to avoid the hell that is Amsterdam airport, do it. 7 connecting flights through countries you've never heard of to avoid Schiphol? Do it. Renting a donkey cart from Sixt to avoid Schiphol? Do it. @Schiphol @KLM pic.twitter.com/lqB2U7l5OO
— Jim Waller (@JimWallerKSC) July 2, 2022
Wie am Wochenende auch der «Blick» berichtete, herrsche in Amsterdam nach wie vor «Ausnahmezustand». Die Warteschlangen seien über einen halben Kilometer lang gewesen, Helferinnen und Helfer hätten Wasser verteilt, da die Menschen so lange anstehen mussten.
#Schipol Airport Amsterdam: taxi could not get nr terminal. Had to walk on motorway; queues and chaos everywhere. 3 hrs 10 to pass security 46 mins to pass passport control / 40 mins for coffee - now on plane. Heathrow total pleasure vs this. Never to be repeated 🙈 pic.twitter.com/9EqYtDk8Dn
— 🇬🇧 Rugby Mad 🇬🇧 (@NobbsPaddy) July 1, 2022
Mehrere Airlines haben mittlerweile reagiert und ihre Flüge von Amsterdam zum Beispiel nach Rotterdam verlegt. Auch der Flughafen Schiphol selbst reagiert auf das Chaos und rät den Airlines, ihre Flüge zu streichen.
🚨🇳🇱If you are planning to visit Amsterdam, the #Nethrlands, or planning to travel out of the city, think again:
— Terror Alarm (@terror_alarm) July 4, 2022
Hours if not days in line for security check at Schiphol international airport. Tents are built outside and thousands are already in line. pic.twitter.com/uMgEG1NhTF
Als wäre das nicht schon genug des Chaos, haben niederländische Bauern für Montag einen Protest am Amsterdamer Flughafen angekündigt. Der Protest richtet sich gegen die niederländische Regierung. Sie hat drastische Massnahmen im Kampf gegen den Klimawandel getroffen, die unter anderem auch die Bäuerinnen und Bauern treffen. Es bleibt abzuwarten, ob die Proteste das Chaos noch verschlimmern werden.
Schiphol is awaiting the arrival of farmers trying to block the roads.#DutchFarmers #boerenprotest
— Kaktus (@MenuKaktus) July 4, 2022
Photos ©Luchtvaartnieuws pic.twitter.com/aNqNqULbvj
Arrived at Dublin airport hours ahead and still missed by flight because of this mess by @AerLingus. Was denied a boarding pass 70 minutes ahead of departure time because it’s supposed to be 75 minutes. After standing in line hours. 😡 pic.twitter.com/BMOa160VAX
— Arram Sabeti (@arram) July 4, 2022
Am Sonntag wurden mehrere Flüge von und nach Dublin in letzter Minute komplett gestrichen. Sowohl «Aer Lingus» als auch «British Airways» haben mehrere Flüge in Dublin vorübergehend eingestellt. Die Aussetzungen erfolgen nach einem Wochenende voller Verspätungen und Annullierungen. Der Grund dafür liegt nicht zuletzt im Ausfall zahlreicher Mitarbeitenden durch Corona.
Bring a copy of Ulysses with you. You’ll have it finished before you get through. Just another quiet Tuesday afternoon at #dublinairport Céad míle fáilte! pic.twitter.com/yWE5bZ9vY9
— liam cunningham 🏴☠️ (@liamcunningham1) June 28, 2022
In der Zwischenzeit muss sich Irland auf weitere Störungen einstellen: Für Ende dieses Monats wurden Streiks angekündigt.
#DublinAirport at 9:30am… my flight is at 1pm. This is the line outside terminal 1. Loads more lines from what I can see inside! They weren’t joking when they said get here 3.5 hours before my flight. Pity the flight is only 50 mins long 😂 @Ryanair pic.twitter.com/1VRFOcFzqS
— stann2 (@stann2) July 2, 2022
Im Hinblick auf diese Probleme hat die Regierung nun reagiert: Ab diesem Mittwoch bis Mitte August werden die Verteidigungskräfte am Flughafen Dublin in Bereitschaft sein, falls es zu Engpässen beim Sicherheitspersonal kommt. Laut Medienberichten kommen die Sicherheitskräfte allerdings erst zum Einsatz, wenn über 20 Prozent des Personals ausfallen sollte.
An deutschen Flughäfen scheint indes das grösste Problem die Gepäckausgabe zu sein.
Chaos am #Flughafen #Frankfurt. Seit eine Stunde da, #Gepäckausgabe funktioniert noch nicht pic.twitter.com/6ZvQvJUfqd
— Rezzo (@rezaazad7) July 3, 2022
2 Stunden auf einen Koffer warten, danke #Flughafen #Frankfurt #Flughafenchaos pic.twitter.com/pTATEiecO9
— Max Leprechaun (@max_k305) June 30, 2022
Auch in Deutschland hat nun die Bundesregierung auf die zahlreichen Berichte über Chaos an den Flughäfen reagiert. Der Arbeitsminister und die Innenministerin (beide SPD) haben vor einigen Tagen versprochen, die Flughafengesellschaften dabei zu unterstützen, kurzfristig Hilfskräfte zu organisieren.
Diese sollen auch aus dem Inland, aber primär aus dem Ausland aufgetrieben werden. «Wir sorgen auch dafür, dass es kein Lohndumping gibt und auch die Beschäftigten gut untergebracht werden», lässt sich Innenministerin Nancy Faeser zitieren.
Kofferchaos in Frankfurt am Flughafen. Steht einfach alles voll in der Ankunft. Komplett unbewacht. Unglaublich.
— Betty (@BettyVacation) July 1, 2022
Tags sind aus der ganzen Welt.#frankfurtairport #Frankfurt #Flughafen #airport #Gepäck #Koffer #flughafenfrankfurt #kofferchaos #Airlines #aviation #fraport pic.twitter.com/hlu6RTpLOr
Auch in München stapeln sich die Koffer. Wie die Lufthansa kürzlich bestätigte, lagern am Flughafen München rund 3000 Gepäckstücke, die immer noch auf ihre Besitzer warten. Der Grund: An einem Wochenende Ende Juni verpassten hier zahlreiche Passagiere ihren Anschlussflug. Sie warten seither auf ihr Gepäck, das aus Kapazitätsgründen nicht rechtzeitig umgeladen werden konnte.
Ein ganz normaler Tag am Flughafen München #Flugchaos pic.twitter.com/q1BRvdqUqd
— Ilanit Spinner (@die_spinnerin) July 3, 2022
In Grossbritannien steht das Chaos derweil für viele in direktem Zusammenhang mit dem Ausstieg Grossbritanniens aus der EU. Sadiq Khan, Bürgermeister von London, gab bereits vor einigen Wochen dem Brexit eine Mitschuld am Flughafenchaos in England, auch der «Easyjet»-CEO stimmte dem zu.
Khan forderte die Regierung auf, die Einwanderungsbestimmungen zu lockern. So sollen die Beschäftigten von Flughäfen und Fluggesellschaften aus der EU in das Vereinigte Königreich zurückkehren. Der Grund: Viele Branchen tun sich schwer, seit dem Brexit Angestellte aus dem Ausland zu rekrutieren.
Mitarbeiter der konservativen Tory-Regierung bestritten das. So gab der Verkehrsminister stattdessen die Schuld den «Flugindustrie-Bossen», die während der Pandemie viel zu viel Personal entlassen hätten.
Came back from Poland yesterday. Few challenges (queues) at airport as several non-Schengen flight at same time. But real problems were at Heathrow T3 hundred of bags strewn everywhere just a mess, ages to wait for bags. #BrexitLies #BrexitBrokeBritain #BrexitReality pic.twitter.com/dnFohY8l2y
— #FBPE Johnson Out (@SpiderDijon) July 4, 2022
Passagiere berichteten unterdessen, der Anblick am Heathrow Airport gleiche «einem Katastrophenfilm». Und: «Das Personal war nirgends zu sehen, alle waren ziemlich geschockt», berichtete ein Passagier gegenüber der «BBC».
Heathrow Airport, 4am. pic.twitter.com/xaaL2HEgjV
— Miranda Gronow (@MirandaGronow) July 4, 2022
Auch der Flughafen Heathrow bat letzte Woche die Airlines um Hilfe: Sie sollen Flüge annullieren. Dies, da der Flughafen mit mehr Fluggästen rechnete, als er bewältigen konnte. Die Airlines reagierten, zahlreiche Flüge wurden gestrichen. Allerdings gab es dann Berichte, wonach die Passagiere erst am Flughafen von den Annullierungen erfuhren, wo sie allerdings «null Kundenservice» vorfanden.
Bei solchen Bildern kann man im Gegensatz richtig froh sein, wenn die Flugreise ab dem Flughafen Zürich startet. Bislang kam es kaum zu chaotischen Szenen, die hohe Flugfrequenz scheint dem Mythos der Schweizer Pünktlichkeit kaum was anzuhaben:
Warte gerade in #zuerich auf den Flieger von @FlySWISS nach #berlin. Seltsam: hier läuft alles ganz easy. Nur 5 Minuten Warten an der Sicherheitskontrolle, entspanntes Personal, Anreise in halbleeren Zügen. Dabei ist auch hier Ferienbeginn #flugchaos in #deutschland pic.twitter.com/u4nIvLTay2
— Thomas Fülling (@ThFuelling) July 3, 2022
Die Schweizer können nicht nur Käse, sondern auch Flughafen. Reibungslos, keine 5 Min. und man ist durch und jetzt 2 Tage Entspannung. #flughafenzürich #SBB 👍
— Kat 🏳️🌈 (@panikpommes) June 30, 2022
Trotzdem, ganz ohne Panne kam auch der Flughafen Zürich nicht durch: Am Donnerstag, 1. Juli, gab es ein technisches Problem. Während über einer Stunde fiel das System «Altea», das zur Abwicklung von Flugabfertigungen genutzt wird, aus. Das führte dazu, dass viele Reisende nicht online einchecken konnten.
Völliges Chaos im Flughafen Zürich, Handlingsystem funktioniert nicht @Blickch #zurichairport pic.twitter.com/i6NDGLkEbl
— Oliver Stoldt (@StoldtOliver) July 1, 2022
(lak/anb)