Ein Kind zu bekommen, ist wohl eines der emotionalsten Ereignisse im Leben. Geplant oder nicht, der Familiennachwuchs bringt neben jeder Menge Freude und Liebe auch neue Verantwortungen, verändert Routinen – und hat spürbare finanzielle Auswirkungen.
Meine Jungs sind inzwischen 16 und bald 18. Wenn ich heute zurückblicke, sehe ich vieles klarer – besonders bei den Finanzen. Und hätte auch ein paar Dinge anders gemacht.
Hier kommen ein paar Zahlen, die zeigen, worauf du dich einstellen solltest – und Tipps, wie du dein Geld mit Kind von Anfang an stark organisieren kannst.
Die durchschnittlichen monatlichen Grundkosten für ein Kind liegen je nach Alter zwischen 1'440 und 1'920 Franken – dazu zählen Ausgaben für Ernährung, Kleidung, Wohnen, Gesundheit und Freizeit. (Angaben Einzelkind, Quelle: Züricher Kinderkosten Tabelle 2025).
Über 20 Jahre hinweg summieren sich diese Aufwendungen je nach Familienbudget zu 345’000-500'000 Franken. Kosten für externe Betreuung sind dabei noch nicht enthalten.
Die Betreuungskosten variieren je nach Kanton, Betreuungsmodell und Alter des Kindes. Die monatlichen Beiträge für Kita, Tagesschulen oder ähnliche Angebote liegen zwischen 450 und 3'325 Franken. Viele Angebote sind einkommensabhängig, doch oft bleibt ein relevanter Eigenanteil bestehen.
Für viele Familien sind Grosseltern eine unschätzbare Hilfe bei der Regelung der Betreuung. Gemäss Studien wird ein Drittel der Kinder unter 12 Jahren in irgendeiner Form von Grosseltern betreut.
So leisten Grosseltern über 160 Millionen Stunden pro Jahr Betreuungsarbeit im geschätzten Wert von ca. 8 Milliarden Franken. Gratis und unentgeltlich, dafür aber oft mit Folgen für die eigene Altersvorsorge. Da viele noch im Berufsleben stehen, wird das Pensum häufig zugunsten der Care-Arbeit reduziert, was negative Auswirkungen auf die Altersvorsorge der Grosseltern selbst haben kann.
Gemäss dem Familienbarometer 2025 sind 78% der Schweizer Familien zufrieden mit dem Familienleben, fast drei Viertel (72%) erwarten jedoch, dass sich ihre Situation in den nächsten drei Jahren eher verschlechtern wird. Zu den grössten Sorgen gehören die steigenden Krankenkassenkosten (42%), steigende Preise (39%), Gesundheit (29%) und die Wohnkosten (24%).
Über die Hälfte gibt an, dass das Einkommen nur knapp oder gar nicht ausreicht. Besonders betroffen sind Haushalte mit einem Jahreseinkommen unter 100'000 Franken.
Den grössten Handlungsbedarf in der Familienpolitik sehen Familien vor allem bei der Senkung der Krankenkassenkosten (50%), finanzielle Unterstützung von Familien (40%) und bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie (29%).
Auch die Altersvorsorge beschäftigt viele Familien, so nennen z.B. 37% die Absicherung von Teilzeitarbeitenden und Geringverdienenden als einen grossen Handlungsbedarf bei der beruflichen Vorsorge.
Obwohl mehr Kita Plätze zur Verfügung stehen investieren Eltern heute durchschnittlich 31 Stunden pro Woche in die Betreuung ihrer Kinder – sieben Stunden mehr als vor 25 Jahren. Grund dafür ist die zunehmende Wertschätzung und Qualität der Erziehung.
Nach wie vor ist das dominierende Erwerbsmodell in der Schweiz: Vater in Vollzeit, Mutter in Teilzeit. Gemäss BFS arbeiten Frauen dreimal häufiger in teilzeit als Männer. 2024 machten sie 71,8% der Teilzeiterwerbstätigen aus (1,345 Millionen Frauen gegenüber 528 000 Männer).
Als Hauptgründe für die Teilzeitarbeit werden Kinderbetreuung und andere familiäre Verpflichtungen genannt. Zwar wünschen sich viele Paare eine gleichmässigere Aufteilung, jedoch stehen dem oft strukturelle und finanzielle Hürden entgegen.
70 Prozent der Frauen mit Hochschulabschluss erwarten negative Effekte eines Kindes auf ihre berufliche Laufbahn – bei Männern sind es rund 40 Prozent. In der Realität reduzieren vor allem Frauen ihr Arbeitspensum oder unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit. Besonders Alleinerziehende Mütter arbeiten selten in Vollzeit, was langfristige finanzielle Folgen haben kann.
Beim Thema Elternzeit zeigt sich die Schweiz im europäischen Vergleich wenig fortschrittlich: Mütter haben Anspruch auf 14 Wochen, Väter auf zwei Wochen bezahlten Urlaub.
Hier sind fünf Essentials, die du im Blick haben solltest, wenn du Nachwuchs planst:
Mit einem Kind ändern sich Lebensziele, Wünsche und Prioritäten. Vielleicht wird Sicherheit wichtiger, oder der Traum vom Eigenheim konkreter. Sprecht offen über Erwartungen, Betreuungsmodelle und Absicherung – auch bei unbezahlter Care-Arbeit. Der Finanzplan sollte euer Modell (z. B. Ehe oder Konkubinat) und die Zukunft der Kinder berücksichtigen.
Die laufenden Ausgaben verändern sich: Einerseits kommen neue Kosten für das Kind hinzu, andererseits kann sich das Einkommen verringern – zum Beispiel, wenn jemand sein Arbeitspensum reduziert. Zeit für ein neues Familienbudget, das realistisch ist und alle mitdenkt. Praktische Vorlagen gibt’s zum Beispiel auf budgetberatung.ch.
Teilzeitarbeit oder Jobpausen wirken sich direkt auf deine Rente aus, berechnen kannst du dies z.B. mit dem Rechner von Cash or Crash. Frauen sind häufiger von Altersarmut betroffen wie Männer.
Regelt die Vorsorge entsprechend, damit spätere Lücken vermieden werden können:
Kinder, Jobverlust oder Scheidung zählen zu den grössten Armutsrisiken. Besonders betroffen: Alleinerziehende, in der Schweiz sind dies häufig Mütter.
Schafft früh Klarheit bei:
Sichert euch und Familie für den Ernstfall ab: Wer kümmert sich ums Kind, wenn etwas passiert? Entsprechende Dokumente wie eine Erklärung der elterlichen Sorge, Patientenverfügung, ein Vorsorgeauftrag und ein Testament schaffen Klarheit.
Kinder haben einen langen Anlagehorizont. Für den langfristigen Vermögensaufbau lohnt sich Disziplin von Anfang an – z. B. mit einem Welt ETF oder einem Fondssparplan (Achtung, bei Banklösungen Kosten überprüfen). Schon kleine Beträge pro Monat und konsequenter Umgang mit Geldgeschenken können bis zur Volljährigkeit einen spürbaren Unterschied machen.
Ob Teilzeit, Wiedereinstieg oder Selbstständigkeit – berufliche Entscheidungen wirken langfristig.
Klärt früh:
Ein Kind bringt unendlich viel Freude. Und Veränderungen – auch finanziell. Die Herausforderungen sind real, aber mit guter Vorbereitung lassen sich viele Belastungen, vor allem auch in der Vorsorge zumindest teilweise auffangen. Entscheidend ist ein bewusster Umgang mit der eigenen finanziellen Situation – vieles ist nicht planbar, aber Selbstverantwortung ist ein wichtiger grosser Schritt.
Habt ihr Kinder? Und wie geht ihr mit dem Spagat zwischen Betreuung, Beruf und Finanzen um? 😊