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MoneyTalks: Wie du das Geld deiner Kinder vermehren kannst

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Wie du das Geld deiner Kinder vermehren kannst

Was bedeutet ein Kind finanziell? Welche Lösungen gibt es, um das Vermögen für deine Kinder wachsen zu lassen?
31.03.2022, 14:41
Olga Miler
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«Mit welchen Kosten sollte ich bei der Familienplanung rechnen? Und wie kann ich am besten für die Zukunft meiner Kinder ansparen?» Diese Fragen werden immer wieder in Finanzkursen gestellt. Pauschalantworten gibt es keine, weil es darauf ankommt, aus welchem Blickwinkel man das Thema betrachtet. Hier ein paar Daten:

  • Neuere Daten des Kantons Zürich zeigen für 2022 in der Zürcher Kinderkosten-Tabelle, dass je nach Alter für ein Einzelkind pro Monat zwischen 1'320 und 1'790 Franken direkte Kosten für Ernährung, Kleidung etc. anfallen, bei mehreren Kindern sind es ungefähr zwischen 935 und 1’595 Franken. Rechnet man dies auf 20 Jahre hoch, dann sind das ungefähr 316'000 bis 429'000 Franken an direkten Kosten.
  • Etwas ältere Schätzungen vom BFS (Kinderkosten in der Schweiz, 2009) betrachten neben direkten Kosten auch indirekte Kosten – die Zeitkosten, die dadurch entstehen, dass Eltern ihre Kinder betreuen. Das BFS hat diese in Form von Mindererwerbseinkommen und in der Form durch Kinder bedingter unbezahlter Haus- und Familienarbeit berechnet und kam zum Schluss, dass z.B. bei Müttern mit zwei Kindern in einem Paarhaushalt ca. 1625 Franken pro Monat an Erwerbsausfall anfallen. In 20 Jahren wären dies ca. 390'000.

Zugegeben, mein Mann und ich haben vor unserem ersten Kind nicht berechnet, was ein Kind finanziell für uns bedeutet. Die Vorfreude hat einfach überwogen und wir haben darauf vertraut, dass wir das finanziell schaffen werden. Nicht alles im Leben kann im Voraus geplant und perfekt evaluiert werden. Heute teilen wir uns die Arbeit rund um Job und Familie. Zusätzlich hat man in Studien herausgefunden, dass ein Modell mit 70% Auslastung auf der Arbeit für beide Partner optimal sein soll in Bezug auf Vorsorge, Lifestyle und Steuern, sagt Helena Trachsel im SRF DOK «Frauen und Geld»

Mittlerweile sind unsere Jungs 13 und 15, ein bisschen Geld haben wir für die Ausbildung regelmässig auf die Seite gelegt, aber selbst ich merke, dass ein etwas robusterer Finanzplan für die Zukunft dringend her sollte. Mit dem Gedanken scheine ich nicht allein zu sein. Viele Menschen sprechen mich darauf an, z.B.: «Wir legen jeden Monat die 250 Franken Kindergeld auf die Seite, aber auf dem Sparkonto. Bringt das noch was oder gibt es bessere Lösungen?» Ich habe mich da mal umgesehen, was es so alles gibt und hier sind ein paar Optionen und Tipps:

Sparen auf dem Kindersparkonto

Fast alle Schweizer Banken bieten mittlerweile Jugendkonten an. Diese bieten meistens um die 0,5% (in Höchstwerten bis zu 1%) Zinsen auf einen begrenzten Betrag (zwischen 10'000 bis 50'000 CHF). In der Regel sind die Konten kostenlos und haben ein Alterslimit zwischen 18-25 Jahren. Oft gibt es Rückzugsbedingungen zwischen 10'000 bis 20'000 CHF pro Monat.

Vorteile:

  • Das Geld ist sicher verwahrt
  • Man profitiert von geringeren (oder keinen) Gebühren und Vorzugszins bis zu einem gewissen Limit (Achtung: Es kann sein, dass z.B. nur die ersten ca. 1000 Franken mit 1% und der Rest mit einem tieferen Zins verzinst werden)
  • Das Geld steht flexibel zur Verfügung, z.B. bei Volljährigkeit oder für einen bestimmten Anlass (Achtung: Limits für Ausschüttungen bei Abschluss beachten)
  • Oft kommt das Sparkonto zusammen mit anderen Vergünstigungen für Kinder und Jugendliche, z.B. mit Paketen wie Gratistickets, Vergünstigungen etc.

Nachteile:

  • Die Rendite ist eher wenig attraktiv, wenn man z.B. monatlich das Kindergeld von 250 Franken einzahlt. Nach 20 Jahren bei 0.5% Zins erreicht man so 63'081 Franken, wovon die Zinsen 3081 Franken ausmachen. Die Inflation ist hier nicht miteingerechnet (gerechnet mit Rechner von Moneyland).

Sparen mit einem Fondssparplan

Da das Geld für die Kinder, je nachdem, wann man anfängt, einen langen Anlagehorizont haben kann, eignet es sich gut für eine Anlage. Eine Möglichkeit für regelmässige Einzahlungen bieten Fondssparpläne – Anlagen in einen Fonds welche man regelmässig, z.B. einmal pro Monat per Dauerauftrag macht. Viele Fondsparpläne kann man mittlerweile auch im Namen der Kinder eröffnen.

Vorteile:

  • Das Geld hat eine Chance sich mit der Anlage zu vermehren. Hätte man wie im Beispiel oben z.B. jeden Monat 250 Franken in einen Fondssparplan auf den Swiss Market Index angelegt, dann ergäbe dies in 20 Jahren 139'082 Franken, wovon die Rendite 79'082 Franken ausmachen würde (gerechnet mit Rechner von Moneyland und 7,8% durchschnittliche Rendite auf den SMI).
  • Anlegen ist mit kleinen Beträgen möglich, in viele Fondssparpläne kann man je nach Anbieter ab 20, 50 oder 100 Franken anlegen.
  • Für Kinder und Jugendliche gibt es auch bei Fondssparplänen teilweise Sonderkonditionen, z.B. bei verschiedenen Kantonalbanken und den grösseren Anbietern wie Raiffeisen, Postfinance, Migrosbank. Eine gute Übersicht über Fondssparpläne und Konditionen kann man gratis bei Moneyland herunterladen

Nachteile:

  • Die Anlage in einen Fondssparplan ist mit Risiken verbunden, der Gewinn ist nicht garantiert und es können Verluste entstehen.
  • Für gute Resultate sollte eine lange Zeitspanne zur Verfügung stehen (am besten mehr als zehn Jahre) – wenn das Geld der Kinder zu einem bestimmten Zeitpunkt, z.B. Volljährigkeit oder Ausbildung zur Verfügung stehen soll, dann musst du das bei der Anlage berücksichtigen und früh genug entsprechend Risiko rausnehmen. Sonst besteht die Gefahr, dass du zu einem ungünstigen Zeitpunkt das Geld beziehen willst und den möglichen Geldzuwachs dadurch reduzierst.
  • Bei einigen Banken benötigt man neben dem Fondssparplan auch ein Privatkonto.
  • Es fallen Gebühren an, unter anderem für das Depot, Verwaltungsgebühren für den Fonds, Courtagen (Kauf und Verkaufsgebühren), Stempelsteuer etc. Moneyland schätzt die Kosten für einen Fondssparplan zwischen 0,7-3% ein. Fondssparpläne ohne Ausgabegebühren sind hier klar im Vorteil.

Neben dem Fondssparplan gibt es auch die Möglichkeit, einen Robo-Advisor für ein Kinderportfolio zu nutzen. Allerdings bieten die meisten dieser Online-Tools noch keine Möglichkeit, das Konto im Namen des Kindes zu eröffnen und es bestehen ebenfalls keine Sonderkonditionen.

Speziallösungen

Da das Finanzleben eines Kindes nicht nur Vermögensaufbau bedeutet, sondern mit zunehmendem Alter auch Lösungen für den täglichen Gebrauch, z.B. Taschengeldverwaltung, Debitkarte etc. und damit verbundene Eigenverantwortung und Finanzbildung, gibt es auch Anbieter die spezialisierte Lösungen offerieren.

Im Ausland ist «Go Henry» einer der Marktleader für kindergerechtes Sparen und Bezahlen. Bei uns gibt es z.B. «Diggipiggi» mit App und Kontrolle des Taschengelds, allerdings ist dies an Paketlösungen für die Eltern gebunden. Eine neuere Lösung ist «Finny» vom Schweizer Startup Fintune. Diese bieten eine App, Prepaid Debitkarte und Finanzbildung für Kinder.

Egal wofür man sich entscheidet, beim Vermögensaufbau für die Kinder ist es so ein bisschen wie mit der eigenen Vorsorge: früh anfangen und Regelmässigkeit – auch mit kleinen Beträgen – macht einen grossen Unterschied.

Für meine zwei Kinder habe ich unterschiedliche Lösungen, da die Wünsche der Themen beim Anlegen unterschiedlich waren: Der eine hat ein Robo-Advisor Portfolio mit Fokus Nachhaltigkeit und der andere einen Fondssparplan Schweiz. Was habt ihr für Lösungen für eure Kinder? Tipps, Erfahrungen und Empfehlungen sind herzlich willkommen. 😉

olga miler, frauen und geld, blog, watson
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Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm und den UBS Gender ETF aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse und Workshops zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Letztes Jahr schrieb Miler den watson-Blog «Frauen und Geld» und wird uns dieses Jahr mit «MoneyTalks» an ihrer Expertise teilhaben lassen.
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