Einen Vorgeschmack liefert Hongkong: In der asiatischen Metropole hat die arabische Fluggesellschaft Emirates vor einigen Wochen ein neues Geschäft eröffnet, wie es bald auch in der Schweiz existieren wird. Die Kundschaft soll darin Flugtickets kaufen können und persönlich beraten werden. Die Gastfreundschaft und die verschiedenen Angebote der Airline sollen der Kundschaft so noch näher gebracht werden, heisst es in einer Medienmitteilung.
Das Konzept, das 2022 in Dubai lanciert wurde, gleicht einer edlen Lounge, ausgestattet mit vielen Bildschirmen, welche die Emirates-Services zeigen. Zudem sind je nach Filialgrösse Sitze der neuen Premium Economy zum Probesitzen ausgestellt, und es können Emirates-Merchandising-Artikel und Reiseaccessoires gekauft werden.
«Wir planen, ein solches Geschäft Anfang 2025 in Genf zu eröffnen», sagt Emirates-Schweiz-Chef Mohammad Lootah im Gespräch mit CH Media. Die Umbauarbeiten in der luxuriösen Einkaufsmeile Rue de Rhône sind bereits in Gang. Diese Präsenz lässt sich Emirates einiges kosten. Schliesslich ist die Rue de Rhône mit einem maximalen Mietpreis von 6500 Franken pro Quadratmeter und Jahr nach der Zürcher Bahnhofstrasse die zweitteuerste Shoppingadresse hierzulande.
Angesichts der knapp 250 Quadratmeter der Emirates-Filiale in Genf dürfte so eine Jahresmiete von mehreren hunderttausend Franken anfallen. Kein Wunder sagt Lootah: «Die Schweiz ist für uns ein Schlüsselmarkt.» Dies habe natürlich auch mit der Kaufkraft im Land zu tun. Die Genfer Filiale wird denn auch die erste ihrer Art im kontinentaleuropäischen Raum sein.
Täglich fliegt ab Zürich der Riesenvogel A380 nach Dubai. Hinzu kommen drei tägliche Flüge mit der Boeing-777 – zwei aus Genf, einer aus Zürich. Insgesamt entspricht dies einer Kapazität von 1482 Sitzen. Die neue Vier-Klassen-Boeing-777 mit neuen Premium-Economy-Sitzen und der modernisierten Businessclass hat Emirates in Kontinentaleuropa zuerst in Genf lanciert, ab Oktober folgt Zürich.
Bei der Genfer Filiale muss es nicht bleiben, wie Lootah andeutet: «Wir analysieren natürlich auch den Zürcher Markt.» Spruchreif sei allerdings noch nichts. Das Geschäft laufe gut, sagt der 31-Jährige, der die Emirates-Geschicke hierzulande seit Juli von seinem Büro in Glattbrugg ZH aus leitet. Auch der Krieg im Nahen Osten habe daran praktisch nichts geändert. Viele Geschäftsleute würden zwischen der Schweiz und Dubai hin- und herfliegen. Hinzu kämen viele Ferienreisende, die im zweitgrössten Emirat der Vereinigten Arabischen Emirate ihre freien Tage verbringen oder vom Wüstenstadtstaat weiter fliegen Richtung Thailand, Malediven oder Mauritius.
Die Schweizer Konkurrentin Swiss ist Emirates in der Schweiz in Sachen Ticketoffice voraus. Sie betreibt zwar keine Filiale in Genf, aber bereits zwei Standorte in Zürich, einen am Flughafen und einen am Paradeplatz. «Die Hauptkundengruppe des städtischen Ticketbüros ist ein Mix aus älterer Kundschaft, Status- sowie langjähriger Stammkundschaft», sagt Swiss-Sprecherin Meike Fuhlrott. Gleichzeitig würden auch zunehmend wieder jüngere, berufstätige Personen den Weg zum physischen Ticketschalter suchen.
Nach der Coronapandemie habe die Nachfrage beim Kundenservice stark zugenommen, sagt Fuhlrott. Bei den Ticketverkäufen würden inzwischen viele Kundinnen und Kunden den direkten Kauf auf der Website bevorzugen. «Es besteht allerdings nach wie vor eine grosse Nachfrage, wenn es um den Verkauf von komplexeren Tickets oder ‹Round-the-World-Tickets› geht.»
Emirates ‘brings brand to life’ in new London travel store https://t.co/YzvOEPIh9t
— Travel Weekly (@travelweekly) October 9, 2024
Die Kundschaft schätzt laut Fuhlrott den direkten Austausch mit einem Angestellten und die Möglichkeit, eine persönliche Ansprechperson zu haben. Gibt es somit Überlegungen, künftig weitere Ticketgeschäfte im In- oder sogar Ausland zu eröffnen? Allenfalls als Shop-in-Shop in SBB- oder Post-Filialen? Fuhlrott wiegelt ab. Aktuelle Pläne gebe es diesbezüglich nicht. Aber: «Grundsätzlich überprüfen wir unsere Detailhandelsstrategie laufend.»
Tatsächlich betrieb die Swiss in der Vergangenheit mehrere Ticketbüros, darunter auch zwei in Genf, am Flughafen und im Stadtzentrum, sowie in Lugano, am Flughafen Bern, am Bahnhof von New York City und in Dar es Salaam, der Hauptstadt Tansanias.
Den anderen Weg in Richtung komplette Digitalisierung geht derweil die Ryanair. Gemäss «The Irish News» verkündete deren Chef Michael O'Leary das Ende des Flughafenschalters per 2025. Dann soll bei der irischen Billigairline das Check-in nur noch digital via App geschehen. Schon heute wird für Passagiere eine Gebühr von 55 Euro fällig, wenn sie nicht online einchecken.