Wirtschaft
Reisen

Malmö statt Malle – diese Urlaubs-Destinationen erleben einen Boom

Strand in El Arenal auf Mallorca. Hier nervt nicht nur Layla, sondern auch das warme Wasser.
Strand in El Arenal auf Mallorca. Hier nervt nicht nur Layla, sondern auch das warme Wasser. bild: shutterstock

Malmö statt Malle – so könnten sich unsere Sommerferien verändern

Der Mittelmeerraum kämpft mit hohen Temperaturen und Waldbränden. Verschiebt sich jetzt der Sommertourismus in den Norden? Tourismus-Experte Patric Arn sagt, welche Destinationen jetzt einen Boom erleben.
20.07.2022, 05:5920.07.2022, 12:59
Corsin Manser
Folge mir
Mehr «Wirtschaft»

Gelati, Sand, Meer und viel Sonne: Nach zwei Jahren Pandemie gönnen sich viele Menschen Ferien am Mittelmeer. Auf die Urlauber warten diesen Sommer jedoch unangenehme Überraschungen.

So ist an diversen Stränden ein erhöhtes Aufkommen an Quallen zu beobachten. In Spanien, Griechenland, Kroatien, Italien und Frankreich toben Waldbrände. Dazu kommen Temperaturen, die für Normalsterbliche kaum auszuhalten sind. Im Südwesten Frankreichs stieg diese Woche das Thermometer lokal bis auf 44 Grad.

Bei solch einer Gluthitze hilft meist nur noch ein Sprung ins Meer. Doch von einer Abkühlung kann vielerorts nicht mehr die Rede sein. In Mallorca beträgt die Meerestemperatur aktuell 28 Grad.

Sommer am Mittelmeer werden immer heisser

Die hohen Temperaturen ums «Mare Nostrum» dürften in Zukunft sogar noch zunehmen. «Die Sommer am Mittelmeer werden immer heisser in den nächsten Jahrzehnten, das zeigen die Klimarechnungen. Das Wasser wird damit auch noch wärmer», schreibt der österreichische Meteorologe Daniel Schrott auf Twitter. Das Mittelmeer heize sich schon länger auf, so Schrott. «Eine klare Folge der Klimaerwärmung, die sich nicht nur auf die Lufttemperaturen beschränkt.»

Der Meteorologe kommt zu folgender These: «Für den klassischen Badeurlaub im Sommer werden Italien und Co. damit nicht mehr so attraktiv wie jetzt.» Die Europäer werde es stattdessen an die Nord- und Ostsee ziehen.

Diese Destinationen erleben einen Boom

Riga statt Rimini? Malmö statt Malle? Sylt statt Sizilien? Was ist dran an dieser These? Wir haben bei Patric Arn nachgefragt. Er leitet das Institut für Tourismus und Freizeit an der Fachhochschule Graubünden. «Der Norden erlebt seit einigen Jahren einen regelrechten Nachfrageschub», sagt Arn. Vor allem die skandinavischen Länder hätten sich zu «Boom-Destinationen» entwickelt.

Gleichzeitig hält Arn fest, dass der klassische Badeurlaub am Mittelmeer für gewisse Zielgruppen «immer attraktiv» bleibe. Daran werden auch die hohen Temperaturen so schnell nichts ändern. «Allerdings werden die Destinationen noch austauschbarer», meint Arn. «Wenn Spanien wegen Waldbränden zu gefährlich erscheint, springt Griechenland in die Bresche. Wenn in Italien die Quallen drohen, wird die Türkei plötzlich attraktiv. Die Preissensibilität für diese Zielgruppe wird weiterhin hoch bleiben.»

Verbringst du deine Sommerferien am Mittelmeer?

Der Tourismus-Experte betont jedoch, dass die klassischen Badeorte am Mittelmeer vor grossen Herausforderungen stünden. Etwa, was das Wassermanagement betrifft. «Wer hier nicht nachhaltige Strategien bereithält, wird böse Überraschungen erleben.» Bereits jetzt leidet Italien unter der Trockenheit, was zu grossen Teilen auf schlechtes Wassermanagement zurückzuführen ist.

Hingegen könnten die nördlichen Destinationen mit ihrer intakten Natur punkten, führt Arn aus. «Insofern wird es sicherlich eine kleinere Verschiebung weg von sogenannten Warmwasserdestinationen hin zu anderen Destinationen geben, ob diese jedoch echt signifikant ist, bleibt abzuwarten.»

Und die Schweiz? Die Schweizer Berge seien in den letzten Jahren durch den Schweizer Zielmarkt wiederentdeckt worden, so Arn. «Sie werden sich aber wohl kaum zu klaren Substitutionsdestinationen entwickeln, haben aber die Möglichkeit, eine gute Alternative für Personen zu bilden, welche der Hitze entfliehen möchten und sich von der Natur angezogen fühlen.»

So schön kann der Beach in Nordeuropa sein

Falls du dich jetzt fragst, ob man im Norden Europas überhaupt einen schönen Strandurlaub verbringen kannst, hier die Antwort: Ja. Gelati, Sand, Meer und viel Sonne sind auch dort möglich.

Hier fünf Beispiele von Stränden, die weit weg von Olbia, Lloret de Mar und Palma de Mallorca liegen.

Kurische Nehrung in Litauen. Aktuelle Wassertemperatur: 18 Grad.

Bild
bild: shutterstock

Jurmala, Lettland. Aktuelle Wassertemperatur: 18 Grad.

Bild
bild: shutterstock

Zandvoort, Niederlande. Aktuelle Wassertemperatur: 19 Grad.

Bild

Leba, Polen. Aktuelle Wassertemperatur: 17 Grad.

Bild

Und für die ganz Hartgesottenen: Hauklandstrand, Norwegen. Aktuelle Wassertemperatur: 10 Grad.

Bild
Und jetzt du? Hast du noch weitere Tipps? Und fährst du weiterhin ans Mittelmeer? Schreib es uns in die Kommentarspalte!

Zahlreiche Waldbrände wüten – so stark trifft die Hitzewelle Länder in Südeuropa

Video: watson
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
92 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Lord Bertie
20.07.2022 07:34registriert August 2020
Mein herzliches Beileid schon mal an die Nordeuropäer.
1158
Melden
Zum Kommentar
avatar
freifuchs
20.07.2022 06:26registriert Januar 2018
Es ist ja nicht so, dass das Mittelmeer ganzjährig heiss ist. Es wird einfach im Frühling und Herbst attraktiver
1022
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sarkasmusdetektor
20.07.2022 08:19registriert September 2017
Man kann auch einfach in den Herbstferien ans Mittelmeer.
230
Melden
Zum Kommentar
92
Die iPhone- und iPad-Verkäufe sacken ab – so reagiert Apple
Apple verkauft deutlich weniger iPhones. Vor allem in China bricht das Geschäft ein. Von einer China-Krise will Tim Cook aber nichts wissen.

Apple hat in der Nacht auf Freitag sein Quartalsergebnis vorgelegt. Anders als Google, Samsung, Microsoft oder Meta kann der iPhone-Konzern nicht brillieren.

Zur Story