Gelati, Sand, Meer und viel Sonne: Nach zwei Jahren Pandemie gönnen sich viele Menschen Ferien am Mittelmeer. Auf die Urlauber warten diesen Sommer jedoch unangenehme Überraschungen.
So ist an diversen Stränden ein erhöhtes Aufkommen an Quallen zu beobachten. In Spanien, Griechenland, Kroatien, Italien und Frankreich toben Waldbrände. Dazu kommen Temperaturen, die für Normalsterbliche kaum auszuhalten sind. Im Südwesten Frankreichs stieg diese Woche das Thermometer lokal bis auf 44 Grad.
Bei solch einer Gluthitze hilft meist nur noch ein Sprung ins Meer. Doch von einer Abkühlung kann vielerorts nicht mehr die Rede sein. In Mallorca beträgt die Meerestemperatur aktuell 28 Grad.
Die hohen Temperaturen ums «Mare Nostrum» dürften in Zukunft sogar noch zunehmen. «Die Sommer am Mittelmeer werden immer heisser in den nächsten Jahrzehnten, das zeigen die Klimarechnungen. Das Wasser wird damit auch noch wärmer», schreibt der österreichische Meteorologe Daniel Schrott auf Twitter. Das Mittelmeer heize sich schon länger auf, so Schrott. «Eine klare Folge der Klimaerwärmung, die sich nicht nur auf die Lufttemperaturen beschränkt.»
Das Mittelmeer heizt sich schon länger auf, der Trend zeigt nach oben, wie hier an der Adria klar zu sehen.
— Daniel Schrott (@DanielSchrott) July 7, 2022
Eine klare Folge der Klimaerwärmung, die sich nicht nur auf die Lufttemperaturen beschränkt.
Grafik aus: https://t.co/ERycKLPV5a pic.twitter.com/oHW9gWEVRQ
Der Meteorologe kommt zu folgender These: «Für den klassischen Badeurlaub im Sommer werden Italien und Co. damit nicht mehr so attraktiv wie jetzt.» Die Europäer werde es stattdessen an die Nord- und Ostsee ziehen.
Riga statt Rimini? Malmö statt Malle? Sylt statt Sizilien? Was ist dran an dieser These? Wir haben bei Patric Arn nachgefragt. Er leitet das Institut für Tourismus und Freizeit an der Fachhochschule Graubünden. «Der Norden erlebt seit einigen Jahren einen regelrechten Nachfrageschub», sagt Arn. Vor allem die skandinavischen Länder hätten sich zu «Boom-Destinationen» entwickelt.
Gleichzeitig hält Arn fest, dass der klassische Badeurlaub am Mittelmeer für gewisse Zielgruppen «immer attraktiv» bleibe. Daran werden auch die hohen Temperaturen so schnell nichts ändern. «Allerdings werden die Destinationen noch austauschbarer», meint Arn. «Wenn Spanien wegen Waldbränden zu gefährlich erscheint, springt Griechenland in die Bresche. Wenn in Italien die Quallen drohen, wird die Türkei plötzlich attraktiv. Die Preissensibilität für diese Zielgruppe wird weiterhin hoch bleiben.»
Der Tourismus-Experte betont jedoch, dass die klassischen Badeorte am Mittelmeer vor grossen Herausforderungen stünden. Etwa, was das Wassermanagement betrifft. «Wer hier nicht nachhaltige Strategien bereithält, wird böse Überraschungen erleben.» Bereits jetzt leidet Italien unter der Trockenheit, was zu grossen Teilen auf schlechtes Wassermanagement zurückzuführen ist.
Hingegen könnten die nördlichen Destinationen mit ihrer intakten Natur punkten, führt Arn aus. «Insofern wird es sicherlich eine kleinere Verschiebung weg von sogenannten Warmwasserdestinationen hin zu anderen Destinationen geben, ob diese jedoch echt signifikant ist, bleibt abzuwarten.»
Und die Schweiz? Die Schweizer Berge seien in den letzten Jahren durch den Schweizer Zielmarkt wiederentdeckt worden, so Arn. «Sie werden sich aber wohl kaum zu klaren Substitutionsdestinationen entwickeln, haben aber die Möglichkeit, eine gute Alternative für Personen zu bilden, welche der Hitze entfliehen möchten und sich von der Natur angezogen fühlen.»
Falls du dich jetzt fragst, ob man im Norden Europas überhaupt einen schönen Strandurlaub verbringen kannst, hier die Antwort: Ja. Gelati, Sand, Meer und viel Sonne sind auch dort möglich.
Hier fünf Beispiele von Stränden, die weit weg von Olbia, Lloret de Mar und Palma de Mallorca liegen.