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Einkaufstourismus: Deutschland will Einkauf für Schweizer erleichtern

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Durch den Einkaufstourismus entgehen dem Schweizer Detailhandel jährlich mehrere Milliarden.Bild: imago

Aufhebung der 50-Euro-Grenze – Deutschland lockt Einkaufstouristen

Im Oktober hat der Bundesrat beschlossen, die Wertfreigrenze für Einkäufe im Ausland ab 2025 zu halbieren. Deutschland fürchtet Umsatzeinbussen und plant Massnahmen, damit das Einkaufen ennet der Grenze für Schweizerinnen und Schweizer trotzdem attraktiv bleibt.
02.12.2024, 12:4102.12.2024, 14:03
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Was ist neu?

Deutschland möchte das Einkauf im Ausland für Schweizerinnen und Schweizer vereinfachen. Einerseits soll der aufwendige Papierkram zur Rückerstattung der deutschen Mehrwertsteuer digitalisiert werden. Mit einem digitalen Ausfuhrschein per Smartphone-App lässt sich die Ausfuhr künftig einfacher und ohne das Abstempeln von Quittungen an der Grenze abwickeln.

Ausserdem soll die 2019 eingeführte Bagatellgrenze aufgehoben werden. Seitdem konnten Schweizerinnen und Schweizer die deutsche Mehrwertsteuer nur für Einkäufe ab 50 Euro pro Geschäft zurückfordern. Dies führte bei den deutschen Detailhändlern zu Umsatzeinbussen – besonders bei Alltagseinkäufen. Mit der Abschaffung der Grenze werden künftig alle Beträge wieder erstattungsfähig sein.

Warum kommt es zu den Änderungen?

Mit den Erleichterungen reagiert Deutschland auf die im Oktober vom Bundesrat beschlossene Verschärfung der Zollfreigrenze. Ab 2025 dürfen Schweizerinnen und Schweizer pro Tag und Person nur noch Waren im Wert von maximal 150 Franken steuerfrei einführen. Bisher liegt die Grenze bei 300 Franken.

Mit dieser Halbierung der Wertfreigrenze will der Bundesrat die wirtschaftlichen Verluste durch den Einkaufstourismus eindämmen. Der Schweizer Wirtschaft entgeht gemäss Schätzungen von Branchenverbänden nämlich jährlich über 10 Milliarden Franken.

Wann gelten die Erleichterungen?

Die Einführung des digitalen Ausfuhrscheins ist für Mitte 2026 geplant. Im Sommer 2025 startet eine Testphase. Nach der Einführung der App wird auch die Bagatellgrenze von 50-Euro abgeschafft. Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten können dann die Mehrwertsteuer für alle Einkäufe – unabhängig vom Betrag – zurückfordern.

Was sagt die Politik?

Spitzenpolitiker aus Süddeutschland haben schon lange beharrlich für Erleichterungen gekämpft. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter bezeichnet den digitalen Ausfuhrschein gegenüber «blick.ch» als «einfacheres und komfortableres Verfahren für Schweizer Kunden, die in Deutschland einkaufen».

Auch der CDU-Abgeordnete Felix Schreiner setzte sich im Bundestag jahrelang für Lockerungen ein. Der Vorsitzende der deutsch-schweizerischen Parlamentarier-Gruppe ist überzeugt, dass der Hochrhein für Schweizer attraktiv bleiben wird – «Verschärfungen aus Bern hin oder her».

(thw)

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128 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Roger Mitg
02.12.2024 12:58registriert November 2021
Die Schweiz ist eine Exportnation - aber wehe, es kommt ein Bürger auf die Idee, ohne Schweizer Zwischenhändler etwas aus dem Ausland zu IMportieren!
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Gier
02.12.2024 12:56registriert Oktober 2023
Toll, die schweizer Politik will es uns erschweren, die deutsche Politik uns erleichtern in DE einzukaufen...
Ein kleiner mikro Handelskrieg.
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Overton Window
02.12.2024 13:25registriert August 2022
Fun Fact übrigens:

Diejenigen die bei Trumps Zölle Zeter und Mordio schreien, sind sehr oft die Gleichen, die diesen Furz des Bundsrats befürworten.

Beobachtet es mal...
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