Wirtschaft
Schweiz

Manor baut fast 500 Stellen ab

Manor baut fast 500 Stellen ab

17.08.2020, 12:3417.08.2020, 13:35
Mehr «Wirtschaft»
Manor schliesst Standort Bahnhofstrasse in Zürich. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE

Manor unterzieht sich einer Restrukturierung und streicht 476 Stellen. Angesichts schrumpfender Einnahmen und veränderter Kaufgewohnheiten baut die Warenhauskette ihr Online-Angebot aus.

Bis Ende 2024 solle der aktuelle Online-Anteil verfünffacht werden, teilte Manor am Montag in einem Communiqué mit. Der Einkauf im Internet solle für die Kunden einfacher werden. Überdies werde das Produkt-, Beratungs- und Dienstleistungsangebot ausgeweitet.

Dazu passt der grösste Warenhauskonzern der Schweiz auch seine Organisationsstruktur an. Dies werde zum Abbau von 385 Jobs in den Warenhäusern und 91 Stellen am Hauptsitz in Basel führen, wo 830 Mitarbeiter beschäftigt seien.

Gesamthaft hat Manor rund 8'900 Beschäftigte, davon 6'860 in den Filialen. Manor habe in Zusammenarbeit mit der Personalkommission einen Sozialplan ausgearbeitet, hiess es weiter.

CEO Jérôme Gilg erklärt in der Medienmitteilung:

«Wir befinden uns im ersten Jahr eines mehrjährigen Transformationsprozesses, welchen wir Ende 2019 begonnen haben. Unsere E-Commerce-Aktivitäten konnten wir dieses Jahr um fast zwei Jahre beschleunigen. Die Trends der letzten Monate haben unsere strategische Stossrichtung bestätigt: Die Zukunft von Manor zeichnet sich dadurch aus, dass wir unsere Vorteile als Omnichannel-Warenhaus bewusst ausspielen und unser Produkt- und Dienstleistungsangebot dynamisch erneuern, gleichzeitig aber auch auf neue Partnerschaften setzen, die Digitalisierung beschleunigen und als Organisation beweglicher werden.»
Die Manor-Gruppe hat heute die Ernennung von Jerome Gilg zum neuen CEO per 18. Januar 2019 bekannt gegeben. Nach zwei Jahren tiefgreifender Umgestaltung des Unternehmens beabsichtigt Stephane Maquaire ...
Jérôme GilgBild: PPR

«Alle Hierarchiestufen und Mitarbeitergruppen sind betroffen. Ebenso alle Regionen und alle Warenhäuser, da wir in den Warenhäusern im Non-Food Bereich unsere Managementstrukturen vereinheitlichen und harmonisieren. Das Ziel ist neben Kosteneinsparungen auch unseren Fokus auf den Kundenservice zu verstärken», sagte ein Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.

Manor hatte im Januar die Zusammenfassung der 59 Warenhäuser in 28 Gruppen bekannt gegeben, die von einem Storedirektor geführt werden. Damit erhält der einzelne Warenhausdirektor weniger Gewicht. «Jetzt gehen wir den nächsten Schritt des Fünfjahresplans», sagte der Sprecher. Der Schritt sei schon vor dem Corona-Ausbruch beschlossen gewesen, aber durch die Pandemie beschleunigt worden.

Coronapandemie kostet 180 Mio Umsatz

Die Coronakrise hat ein grosses Loch in die Kasse gerissen. «Wir werden rund 180 Millionen Umsatz verlieren in diesem Jahr», sagte der Sprecher. Der Umsatz werde um 10 bis 15 Prozent zurückgehen.

Alleine die Coronasicherheitsmassnahmen wie beispielsweise der Einbau von Plexiglaswänden oder Kundenzählsystemen hätten 5 Millionen Franken Kosten verursacht. Deshalb habe Manor von den grössten Lieferanten mit mehreren 100'000 Franken Umsatz einen Beitrag von 10'000 Franken verlangt. Die meisten Händler hätten positive Signale gegeben. Einige hätten die 10'000 Franken schon überwiesen, sagte der Sprecher.

ARCHIV --- Das Warenhaus Manor, aufgenommen am Montag, 23. September 2019, an der Bahnhofstrasse in Zuerich. Manor verlaesst den Standort Ende Januar 2020. Manor unterzieht sich einer Restrukturierung ...
Bild: keystone

Die Schliessung von Warenhäusern aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds sei aber nicht vorgesehen. «Standortentscheide treffen wir langfristig und krisenunabhängig.» Einen Ersatzstandort für die geschlossene Flaggschifffiliale in der Zürcher Bahnhofstrasse habe man aber noch nicht gefunden.

Die im Januar angekündigte Schliessung des Warenhauses Bachenbülach sowie der Supermärkte in Liestal und Delsberg ist noch nicht voll umgesetzt. Bachenbülach sei als Outlet weiterhin geöffnet, sagte der Sprecher. Der Supermarkt in Delsberg werde unter dem Namen Manor weitergeführt, während für Liestal noch kein Nachfolger gefunden worden sei.

Struktur wird standardisiert

In den übrigen Läden werde die Organisationsstruktur standardisiert, um den Fokus auf den Kundenservice zu verstärken. Das Unternehmen wolle sich im Non-Food-Bereich vermehrt auf seine Kerngeschäfte Mode, Beauty und Haushalt konzentrieren. Bei den Lebensmitteln liege der Fokus künftig auf Frischprodukten und der Manora-Gastronomie. Zudem werde das Unternehmen seine Sortiments-, Beratungs- und Servicepalette vergrössern.

Das heisse aber nicht, dass beispielsweise die Kinderabteilung oder die Heimelektronik gestrichen würden, sagte der Sprecher. Dafür suche man Partner, wie man es etwa mit der Kosmetikkette Sephora gemacht habe, die bei Manor als Shop im Shop ihre Produkte verkauft. Sephora gehört zum französischen Luxusgüterkonzern LVMH.

In der Schweiz betreibt Manor 59 Warenhäuser, 30 Lebensmittelsupermärkte und 27 Restaurants. Mit einem Marktanteil von 61 Prozent ist der Konzern laut eigenen Angaben die grösste Warenhauskette hierzulande.

Ausbau des Internetshops

Ausserdem will Manor-Chef Jérôme Gilg - wie bereits im Januar angekündigt - im Internet Gas geben. Denn Manor habe in der Zeit der Coronaschliessungen 100'000 Kunden gewonnen, sagte der Sprecher. Deren Ansprüche müssten erfüllt werden.

Der in Schwierigkeiten steckende Detailhändler Manor setzt zu einer Restrukturierung an: Mehrere Läden werden geschlossen. Dutzende Mitarbeiter und Kaderleute sind betroffen. Verstärkt werden soll dem ...
Bild: KEYSTONE

Im vierten Quartal wird auf manor.ch ein eigener Onlinemarktplatz gestartet. Damit solle die Produktauswahl in den Hauptkategorien Mode, Beauty, Heim & Haushalt vergrössert werden, hiess es. Auf dem Onlinemarktplatz können dann auch unabhängige Händler gegen eine Provision ihre Produkte verkaufen. Derzeit habe man 700 Drittanbieter. Das Ziel sei eine Verdoppelung in den nächsten Jahren.

Zudem sollen für die Kunden die Onlinebestellungen im Laden und der Abholservice einfacher werden. Auch das Bezahlen mit dem Handy soll komfortabler werden.

Dazu ernennt Manor Stefan Wetzler zum Digitalchef, der in die Geschäftsleitung einzieht. Seine Vorgängerin war lediglich in der erweiterten Geschäftsleitung. Wetzler besitze mehr als 20 Jahre Erfahrung im E-Commerce unter anderem durch seine Arbeit für Lidl Digital, E. Breuninger und die Heinrich Heine GmbH.

(aeg/sda/awp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das Glattzentrum erwacht langsam wieder zum Leben
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
21 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Thomas G.
17.08.2020 12:53registriert März 2019
Bingo!

Habe Bullshit Bingo gespielt. Hier die völlig sinnfreien und nichtssagende Worte und Ausdrücke aus der offiziellen Mitteilung.

1. Transformationsprozesses,
2. E-Commerce-Aktivitäten beschleunigen,
3. Trends,
4. Zukunft,
5. Vorteile,
6. Omnichannel-Warenhaus,
7. dynamisch erneuern,
8. neue Partnerschaften,
9. Digitalisierung,
10. als Organisation beweglicher

Besser wäre:

Wir wollen mit den Kosten runter. Deshalb bauen wir Stellen ab. Das Geld verdienen wir jetzt zu 80% übers Internet.

Das wäre wenigstens ehrlich und vor allem kurz.
21720
Melden
Zum Kommentar
avatar
Scaros_2
17.08.2020 12:51registriert Juni 2015
Naja - Ich kaufe gerne noch ab und zu was im Manor oder im Globus. Sie haben halt teils Marken die man sonst nicht so direkt bekommt. Aber das Gefühl des Verkaufspersonal. Irgendwo zwischen "Bitte geh weg" und "Was willst du den im Laden?" Man kann nur hoffen diesen wird gekündet und nicht jenen die bestrebt sind einen Kunden auch wirklch zu bedienen.
18120
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kaoro
17.08.2020 13:05registriert April 2018
jammerschade. Manor hat den Sprung ins digitale Zeitalter verpasst.
425
Melden
Zum Kommentar
21
Ein Toter und ein Verletzter bei Güllenloch-Unfall in Trubschachen BE

Am Sonntag sind auf einem Bauernhof in Trubschachen zwei Männer in einem Güllenloch verunfallt. Ein Mann verstarb noch vor Ort, ein weiterer wurde ins Spital gebracht, wie die Kantonspolizei Bern am Montag bekanntgab.

Zur Story