Alle Aktionäre der CS erhalten den von der UBS ausgehandelten Kaufpreis von 76 Rappen pro Aktie, auch institutionelle Anleger wie Pensionskassen. Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), sagte am Sonntag dazu: «Selbstverständlich werden die Aktionäre Geld verlieren im Vergleich zu dem, was sie vor ein paar Wochen oder vor ein paar Jahren hatten.» Jordan gab aber zu bedenken, dass bei einem Konkurs alles Geld verloren gegangen wäre.
Während der massive Wertverlust der CS-Aktie viele Schweizerinnen und Schweizer nicht direkt trifft, müssen sie über die Anlagen ihrer Altersvorsorge allenfalls trotzdem Verluste hinnehmen. Denn zu den CS-Aktionären gehören auch Pensionskassen und der AHV-Ausgleichsfonds.
Wie stark hat das Volksvermögen durch diese Krise gelitten? Eine pauschale Antwort ist nicht möglich, weil die gut 1500 Pensionskassen alle eine eigene Anlagestrategie fahren.
Bei den rund 40 Milliarden Franken des AHV-Ausgleichsfonds, der von Compenswiss verwaltet wird, gibt Präsident Manuel Leuthold Entwarnung: «Wir tragen keine grossen materiellen Verluste davon.» Compenswiss habe über alle Anlagen gesehen nur einen «unbedeutenden» Teil bei der CS investiert. «Das Volumen ist klein», sagt Leuthold. Viel stärker sei der Einfluss der volatilen Finanzmärkte, also der allgemeinen Verluste an den Aktienmärkten.
Auch die Verluste der Publica, der Pensionskasse des Bundes, sind gering. Die Publica verwaltet die Vermögen von über 110'000 Personen, eine Bilanzsumme von 40 Milliarden Franken. Doch der direkte finanzielle Verlust betrage seit November 2022 gerade einmal 0.006 Prozent des Anlagevermögens. Das sind 2.5 Millionen Franken. Wegen der Skandale bei der Credit Suisse habe die Publica die Risiken kontinuierlich minimiert und seit November das Volumen der Wertschriftenleihe von 85 Millionen auf nahezu null reduziert.
Andere grosse Pensionskassen wie die Suva halten sich bedeckt. Auf die Frage nach möglichen Verlusten antwortet diese: «Die Suva äussert sich grundsätzlich nicht zu Einzelpositionen.»
Zusammen mit der Compenswiss und anderen grösseren Pensionskassen gehören die Publica und die Suva zum Schweizer Verein für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK). Dessen Geschäftsführerin Tamara Hardegger sagt, der Verein sei seit rund drei Jahren im Dialog mit der Credit Suisse aufgrund der wiederholten, systematischen Verletzungen ethischer Grundsätze. Betrug, Marktmanipulation, Geldwäscherei, Steuerhinterziehung und Bestechung, nennt sie als Stichworte.
«Dass sich etwas ändern muss, wurde anerkannt», sagt Hardegger. Und es habe innerhalb der CS durchaus glaubwürdige Bemühungen um einen Kulturwandel gegeben. «Aber es war zu spät: Wenn man Mitarbeiter mit Boni halten muss, zeigt dies, wie wenig Vertrauen man in die eigene Kultur noch hat.»
Viele grosse institutionelle Anleger haben in der Folge ihre CS-Positionen reduziert. Doch auch das war schon spät: Der Aktienkurs weist seit Jahren nach unten, die Anleger fuhren kontinuierlich Verluste ein. Hardegger relativiert die Risiken ganz allgemein: Dank einer breiten Diversifizierung und Investitionen auch in internationale Unternehmen sei das Risiko, das von einem einzelnen Unternehmen ausgeht, für das Vermögen der PK-Versicherten «überschaubar».
Die Marktunsicherheit und die hohe Volatilität insgesamt betreffe alle Anleger viel direkter. Hardegger: «Diese Zyklen sind aber Bestandteil einer langfristigen Anlagestrategie und der damit einhergehenden, langfristigen Rendite für die Versicherten.» (aargauerzeitung.ch)
Müssen die PKS ihre Anlagen nicht offenlegen?