Von der derzeit schwierigen Marktlage im Detailhandel ist in den neusten Geschäftszahlen von Coop nur wenig zu sehen. Ein gut gelaunter Joos Sutter, seit 2011 Geschäftsführer von Coop, gab gestern in Muttenz das Ergebnis des vergangenen Jahres bekannt: Die Coop Gruppe erwirtschaftete 2019 einen Gewinn von 531 Millionen Franken. Das ist eine Zunahme von 58 Millionen Franken im Vergleich zum Vorjahr (plus 12 Prozent). Dabei spielten jedoch auch Sondereffekte aufgrund tieferer Rückstellungen eine Rolle. Ohne diese wäre der Gewinn nur um 11 Millionen Franken gestiegen. Den Umsatz von 30,7 Milliarden Franken publizierte Coop bereits im Januar.
Im Rennen gegen die Hauptkonkurrentin Migros dürfte Coop die Nase somit erneut ein wenig weiter vorn haben. Die Migros wird ihre Gewinnzahlen zwar erst im März kommunizieren. Mit einem Umsatz von 28,7 Milliarden Franken liegt sie aber weiterhin hinter Coop. Darüber hinaus hatte Migros besonders im Kerngeschäft mit Fach- und Supermärkten mit schrumpfenden Umsätzen zu kämpfen. Coop hingegen konnte auch im Detailhandelsgeschäft insgesamt leicht zulegen, um 1,4 Prozent auf 18 Milliarden Franken. Auch im Onlinegeschäft liegt Coop vor der Migros. Bei Coop wuchs der Onlineumsatz um 16,3 Prozent auf 2,6 Milliarden. Bei der Migros liegt er bei 2,3 Milliarden.
Der hohe Gewinn täuscht dennoch nicht darüber hinweg, dass der Umsatz der ganzen Coop Gruppe praktisch auf dem Vorjahresniveau verharrte. Das Wachstum im Detailhandel, in dem Coop 2018 noch um 1,9 Prozent zulegen konnte, verlangsamte sich im vergangenen Jahr. «Immer mehr Marktteilnehmer kämpfen um einen knapperen Kuchen», sagte denn auch Sutter. «Der Detailhandel hatte wegen Faktoren wie dem Einkaufstourismus ein schwieriges Jahr. In diesem Umfeld ist es Coop dennoch gelungen, sich zu behaupten.» Das Unternehmen gewinne ausserdem Kunden dazu. 2019 sei die Frequenz um 2,5 Prozent gestiegen.
Zum leichten Wachstum beigetragen hat der Bereich Grosshandel. Der Umsatz stieg dort um 2,5 Prozent auf 14,1 Milliarden Franken. «Unsere Strategie, uns auf diese zwei Segmente zu - fokussieren, hat sich bewährt», sagte Sutter. Zum Grosshandel gehören Produktionsbetriebe wie die Bell Food Group sowie die Transgourmet-Gruppe, die Grosskunden aus Gastronomie und Gewerbe beliefert. Die Transgourmet-Gruppe ist in Deutschland, Polen, Rumänien, Russland, in Frankreich, Österreich und in der Schweiz tätig.
Besonders interessiert hat gestern auch das Abschneiden des Warenhauses Coop City. Denn gerade im vergangenen Jahr hat es bei den Schweizer Warenhäusern gehörig gerumpelt: Die Migros verkauft das Traditionshaus Globus an den Österreicher René Benko und die thailändische Central Group, Manor hat seine Flaggschiff-Filiale an der Zürcher Bahnhofstrasse geschlossen und auch kleinere Warenhäuser wie Loeb beklagen schon seit Jahren sinkende Umsätze.
Wie also geht es den 31 Coop-City-Filialen? Die Antwort von Sutter fiel überraschend positiv aus: «Coop City konnte Marktanteile gewinnen und trotzt dem allgemeinen Abwärtstrend.» So sei etwa das Geschäft mit Textilien schweizweit eingebrochen. Coop dagegen habe den Umsatz mit Textilien steigern können. Er glaube an den Erfolg von Coop City, sagte Sutter. Deshalb gebe es absolut keine Pläne, hier auszusteigen. Ein Blick auf die Geschäftszahlen relativiert diese Euphorie ein wenig: Insgesamt ist der Umsatz um 0,6 auf 764 Millionen Franken gesunken. Sutter betont jedoch, dass umbaubereinigt ein Plus von 0,4 Prozent resultiert. Unter anderem hat Coop in die Filiale St.Annahof in Zürich investiert. 2010 betrug der Umsatz der Warenhäuser noch 949 Millionen Franken.
Die zuletzt relativ stabilen Umsätze zeigen dennoch, dass Coop City etwas besser als andere Warenhäuser dran ist. Dies dürfte vor allem am hohen Foodanteil in den Filialen liegen. So bestätigt Coop, dass die Warenhäuser rund die Hälfte des gesamten Umsatzes mit Lebensmitteln erzielen. Nun lässt sich einwenden, dass auch die anderen Warenhäuser auf Nahrungsmittel in ihren Filialen setzen. Diese bewegen sich jedoch häufig in einem höheren Preissegment – allen voran Globus – und locken weniger Kundinnen und Kunden zum regelmässigen Wocheneinkauf an. «Food ist in unseren Warenhäusern ein sehr starker Motor», sagte Joos Sutter. «Dank diesem funktionieren dann auch die anderen Bereiche wie Accessoires, Kosmetik und Textilien.»
Profitieren wird Coop City in Zukunft ausserdem von der erwarteten Konsolidierung in der Branche. Kenner rechnen damit, dass Globus-Käufer René Benko kleinere Filialen schliessen wird. Schon jetzt kommt Coop City die Schliessung der Manor-Filiale in Zürich zugute: «Im Januar war es noch nicht viel, aber jetzt spüren wir die Schliessung.»