Wirtschaft
Schweiz

Schweizer Firmen zittern vor Trumps Zöllen: «31 Prozent wären massiv»

Zittern vor Trump: «Substanzieller und längerfristiger Einbruch der Exporte in die USA»

07.07.2025, 17:2007.07.2025, 18:40
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Es war ein Hammer, was US-Präsident Donald Trump Anfang April verkündet hat: Für die Schweiz soll künftig ein Zollsatz von 31 Prozent gelten – ein Schlag ins Gesicht der Schweizer Exportindustrie.

Wenige Tage später, am 9. April, teilte Trump mit, die Zölle vorerst für 90 Tage auszusetzen. Dies ermögliche den US-Handelspartnern, mit den USA ein Zoll-Abkommen auszuhandeln. Trump sprach von «90 Deals in 90 Tagen». In der Zwischenzeit gilt für fast alle Länder ein Basiszollsatz von 10 Prozent.

FILE - President Donald Trump speaks during an event to announce new tariffs in the Rose Garden at the White House, on April 2, 2025, in Washington. (AP Photo/Mark Schiefelbein, File)
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Am 2. April gab Trump im Rosengarten des Weissen Hauses die künftig geltenden Zollsätze bekannt.Bild: keystone

Die 90-tägige Frist läuft diesen Mittwoch aus und von «90 Deals in 90 Tagen» kann keine Rede sein. Die US-Regierung hat nur mit einer Handvoll Staaten ein Zollabkommen vereinbart. Auch die Schweiz hat bislang keinen Deal mit den USA abgeschlossen, trotz grossem Aufwand des Bundesrates.

Nur wenige Tage nach Trumps Zollhammer konnte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter mit dem US-Präsidenten telefonieren. Zwei Wochen später reiste eine hochrangige Delegation nach Washington und traf US-Finanzminister Scott Bessent. Dieser war Anfang Mai für Verhandlungen auch in der Schweiz.

Karin Keller-Sutter und Guy Parmelin in Washington bei US-Finanzminister Bessent.
Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin mit US-Finanzminister Scott Bessent (links) in Washington.Bild: X

Branchenverbände besorgt

Dass nach wie vor nichts unterschrieben ist, macht den Schweizer Branchenverbänden Sorgen. Auf Anfrage sagt Stephan Mumenthaler, Direktor von Science Industries, dem Verband für Chemie und Pharma:

«Unsere Mitgliedsfirmen sind sehr angespannt und warten auf einen Entscheid.»

Mumenthaler rechnet diese Woche mit einer dauerhaften Lösung, was die Zölle betrifft, oder einer Verlängerung der 90-tägigen Frist. Ähnliches berichtet Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor des Schweizer Maschinenverbandes Swissmem. Er sagt:

«Bei unseren Mitgliedern herrscht eine hohe Unsicherheit. Es ist schwierig, damit umzugehen.»

Kohl erwartet in den nächsten Tagen einen Entscheid. «Irgendeine Kommunikation wird kommen, davon gehe ich fest aus.»

Deal offenbar in Reichweite

Tatsächlich soll ein Deal zwischen der Schweiz und den USA kurz bevorstehen. Seco-Direktorin Helene Budliger Artieda sagte letzte Woche an einer Veranstaltung: «Wir befinden uns auf den letzten Metern.»

Staatsekretaerin Helene Budliger Artieda, Direktorin des Staatssekretariats fuer Wirtschaft SECO, spricht an einer Medienkonferenz zum Lohnschutz, am Freitag, 21. Maerz 2025, in Bern. (KEYSTONE/Peter  ...
Die Schweizer Staatssekretärin und Seco-Direktorin Helene Budliger Artieda.Bild: keystone

Dass alle Zölle wegfallen, glaubt Budliger Artieda nicht. Der Pauschalzoll von 10 Prozent könnte bestehen bleiben. Ähnlich tönt es vom Bundesrat. Er geht davon aus, dass es beim Zollsatz von 10 Prozent bleibt. Doch auch die Anfang April angekündigten 31 Prozent seien noch nicht vom Tisch.

«31 Prozent wären massiv», sagt Mumenthaler von Science Industries. Er führt aus:

«In verschiedenen Branchen könnte es zu einem starken Rückgang der Handelstätigkeit kommen.»

Mumenthaler sagt weiter: «Ein Zollsatz von 31 Prozent wäre zum Schaden aller. In unserer Branche geht es über weite Stecken um gesundheitsrelevante Güter, das würde auch die amerikanische Bevölkerung empfindlich treffen.»

Auch Kohl von Swissmem zeigt sich besorgt:

«Sollte der Zollsatz von 31 Prozent definitiv kommen, gehen wir von einem substanziellen und längerfristigen Einbruch der Exporte in die USA aus.»

Besonders betroffen wäre ein Viertel der Mitgliedsfirmen von Swissmem, die in die USA exportieren. «Für diese Firmen käme es wahrscheinlich zu massiven Reduktionen der Geschäftstätigkeit.»

Mit der Arbeit des Bundesrates und des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) sind die Branchenvertreter zufrieden. Kohl sagt: «Der Bundesrat holt in der aktuellen Situation das Maximum heraus. Wir unterstützen seine Strategie.»

Mumenthaler stellt fest: «Es ist eine ausserordentlich schwierige Situation. In dieser haben der Bundesrat und das Seco einen guten Job gemacht.»

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150 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chnebeler
07.07.2025 18:09registriert Dezember 2016
All jene, die Nun über die Unsicherheit jammern waren vor einem Jahr noch pro Trump aus Angst, Harris würde regulatorien weiter vorantreiben. Tja unsere Wirtschaftsführer scheinen wohl gar naiv zu sein...
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GoodbyeNau
07.07.2025 17:46registriert November 2024
Im Prinzip wärs so einfach: Alle Länder stellen alle Importe und Exporte in die USA für 6 Monate ein. Langfristig wärs billiger Unternehmen in dieser Zeit zu stützen die auf exporte in die USA angewiesen sind, als langfristig durch Zölle beeinträchtigt zu werden.
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Wolf Rabe
07.07.2025 17:54registriert Februar 2015
Trump schiesst sich damit selbst in den Fuss - und in ein paar Montaen (oder Wochen?) wird der gute TACO zurückrudern. Bis dahin einfach keine Panik, sondern POPCOOOORN! 🍿😎✌️
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