Die Generalversammlung der Nationalbank hat heute ein wenig Farbe bekommen. Befürworter der Vollgeldinitiative nutzten den Anlass, um ihre Botschaft an eine Abschrankung vor der Nationalbank zu sprayen.
Die Abschrankung vor der Nationalbank wird immer wieder für politische Botschaften genutzt. Bekanntester Fall ist das «Sprayer-Grosi» Louise Schneider. Sie protestierte vor einem Jahr gegen Waffenexporte:
Die Nationalbank hielt ihre Versammlung ungerührt von der Protestaktion ab. Die Schweizer Banken sind nach Ansicht von SNB-Präsident Thomas Jordan deutlich krisenfester als vor der globalen Finanzkrise vor knapp zehn Jahren. Die Widerstandskraft des gesamten Bankensystems habe markant zugenommen.
Die zwei Grossbanken seien auf Kurs, die an sie gestellten Anforderungen fristgerecht zu erfüllen, sagte Jordan laut Redetext. Sie hätten ihre Kapitalausstattung für die Sicherung des laufenden Betriebs und ihre Verlusttragfähigkeit für den Sanierungs- beziehungsweise Abwicklungsfall kontinuierlich verbessert.
«Die vollständige Umsetzung der beschlossenen Massnahmen wird die Stabilität unseres Finanzsystems weiter verbessern», zeigte sich Jordan vor den SNB-Aktionären überzeugt. Zudem hätten sowohl die Leitungsorgane der Banken als auch die Aufsichtsbehörden heute ein besseres Verständnis für die Einschätzung von Risiken.
Die höheren Eigenkapitalanforderungen für die Schweizer Banken dürften nicht einseitig als Kostentreiber betrachtet werden. Ein robustes Bankensystem sei in der heutigen Welt ein wesentlicher Standortvorteil im internationalen Wettbewerb.
Weiter bestätigte der Direktoriumspräsident ein Festhalten der SNB an ihrem geldpolitischen Kurs trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs und des deutlich schwächeren Frankenkurses. «Eine Straffung der monetären Bedingungen zum jetzigen Zeitpunkt wäre verfrüht und würde die positive Wirtschaftsdynamik deshalb unnötig aufs Spiel setzen», sagt Jordan.
Die Negativzinsen und die Interventionen am Devisenmarkt seien unverändert notwendig, denn die Situation bleibe fragil. Zwar habe der Devisenmarkt eher wenig auf die jüngsten Börsenturbulenzen reagiert, erklärte der Nationalbankpräsident. Die Lage an den Finanzmärkten und damit die monetären Bedingungen für die Wirtschaft könnten sich aber rasch wieder verschärfen.
Der Franken hatte vor rund einer Woche zum ersten Mal seit Anfang Januar 2015 gegenüber dem Euro die Marke von 1.20 Franken durchbrochen. Am 15. Januar 2015 hatte die SNB den Euro-Mindestkurs von 1.20 Franken aufgegeben und damit den Frankenschock ausgelöst. (mlu/sda)