Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) hat am Dienstag eine neue Studie präsentiert. Sie zeigt: Erstmals seit über einem Jahrzehnt sind die weltweiten Finanzvermögen gesunken.
Zum gleichen Resultat war bereits Anfang Monat eine ähnliche Studie von Capgemini gekommen. Diese Resultate gibt es hier:
Insgesamt schrumpften die Finanzvermögen um 3,5 Prozent auf 255 Billionen Dollar. Unter Finanzvermögen versteht man Geld in Form von Bargeld, Kontoguthaben, Schuldverschreibungen, Aktien und Investmentfonds sowie Pensionen.
Besonders stark betroffen waren dabei Anleger aus Europa und Nordamerika:
Konkret sei in Nordamerika das Finanzvermögen um mehr als zehn Billionen US-Dollar geschrumpft, in Westeuropa um 1,4 Billionen. Auch in Australien ging das angelegte Vermögen leicht zurück. In Asien hingegen legten die Finanzvermögen leicht zu, ebenso im Nahen Osten.
Allerdings: Im selben Zeitraum haben die sogenannten Sachwertvermögen – also zum Beispiel Immobilien, Edelmetalle oder andere physische Anlagen – an Wert gewonnen. Es ist eine Entwicklung, die nicht unüblich ist, wenn es auf den Finanzmärkten rumort: Viele investieren zum Beispiel in das als stabil geltende Gold, wenn die Zeiten unsicher sind. Insgesamt haben die Sachwertvermögen im letzten Jahr um über fünf Prozent auf 261 Billionen Dollar zulegen können.
Deshalb ist das Gesamtnettovermögen weltweit trotz sinkender Finanzvermögen leicht angestiegen: um 0,3 Prozent auf 459 Billionen US-Dollar.
Reiche und Superreiche bekamen im letzten Jahr den massiven Einbruch an den Finanzmärkten zu spüren. 2022 haben die Märkte unter anderem aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sowie der geldpolitischen Wende – also dem weltweiten Anstieg der Zinsen – deutlich nachgegeben: Der amerikanische Aktienindex Dow Jones verlor im letzten Jahr neun Prozent, der japanische Nikkei rund elf Prozent, Euro Stoxx, der führende europäische Aktienindex, ebenfalls elf Prozent und der Schweizer SMI verlor sogar über 16 Prozent.
Die Folge: Der Club der Superreichen mit einem Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen Dollar verlor im vergangenen Jahr etwa 4000 Mitglieder und liegt weltweit nun bei knapp 62'000. Am meisten Superreiche leben dabei in den USA (22'000) und in China (knapp 7600).
In der Schweiz stieg das Nettovermögen um 2,5 Prozent auf fast 5,4 Billionen Dollar. Dabei beliefen sich die Finanzvermögen auf 3,4 Billionen und die Sachvermögen auf 3 Billionen Dollar. Dem standen Verbindlichkeiten von knapp 1,1 Billionen Dollar gegenüber.
Schweizer würden 40 Prozent des Finanzvermögens in Pensionskassen und Lebensversicherungen investieren, hiess es. Die Schweiz liegt in der Liste der Nettovermögen im internationalen Vergleich auf Platz 14. An der Spitze stehen die USA (mit 144 Billionen Dollar), China (76 Billionen Dollar) und Japan (24 Billionen Dollar). Deutschland (19,2 Billionen Dollar) liegt an vierter Stelle. Auf Platz fünf folgt Frankreich (16,3 Billionen) vor Grossbritannien auf Rang sechs (16,2 Billionen Dollar).
Im vergangenen Jahr gab es gemäss der Studie in der Schweiz ein Vermögenswachstum des Schweizer Finanzplatzes von 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr – 2021 ist dieses noch um 5,5 Prozent gewachsen. Das ist auf die Vermögen von Inländern zurückzuführen, die wegen des Börsencrashs um 2,2 Prozent schrumpften. Derweil legten die Vermögen im grenzüberschreitenden Geschäft um 4,1 Prozent zu.
Obwohl die Nettovermögen leicht zugenommen haben, ist auch hierzulande die Zahl der Superreichen gesunken: 2022 gibt es noch 740 Menschen, die umgerechnet mehr als 100 Millionen Dollar besitzen. Das sind drei Prozent weniger als im Vorjahr. Sie besitzen 21 Prozent des Finanzvermögens im Land. Zudem gibt es in der Schweiz über 580'000 Menschen mit einem Finanzvermögen von umgerechnet über einer Million Dollar.
(lak, mit Material der awp/sda)