Vom Schuhhersteller Nike entdeckt zu werden, war schon immer ein Traum der zwei Freunde Kuvet Salahi und Almaf Spahiu aus Zürich. Vom internationalen Konzern wegen einer Markenverletzung entdeckt zu werden, ist hingegen eher ein Albtraum.
Denn ihr Ziel war immer, limitierte Markenschuhe zu verkaufen, die es selten in die herkömmlichen Geschäfte schaffen oder sofort ausverkauft sind.
Für Salahi und Spahiu war es ein Hobby, Internetseiten aus der ganzen Welt nach wertvollen Sneakers zu durchsuchen. Dies aber für den Eigengebrauch. Die Passion zum Beruf gemacht haben die Freunde dann, als sie damit anfingen, die Schuhe über Instagram zu verkaufen.
Dafür musste ein Name her, sagt Salahi: «Da es etwas mit Sneakers sein sollte, kamen wir auf die Idee, die Vokale aus dem Wort zu streichen und am Schluss ein ZH anzufügen.» So entstand Snkrzh.
Auf Instagram sahen sie, dass bereits unzählige andere Seiten «Snkrs» im Namen hatten, aber noch niemand mit ZH am Schluss. Auch deswegen hätten sie sich niemals vorstellen können, wie sehr ihnen der Name noch um die Ohren fliegen würde.
Ihr Geschäft über Instagram lief schnell an. Die Freunde getrauten sich, grösser zu denken. Mit einem lokalen Schuhladen wollten sie vor allem «ihrem Quartier» etwas zurückgeben. Sie beide sind im Zürcher Kreis 4 aufgewachsen.
Monatelang suchten sie einen Laden, bis sie den perfekten Ort fanden. Damals war dieser noch eine private Autogarage. «Davor war es sogar ein Stall der Verkehrsbetriebe Zürich, wo die Pferde untergebracht wurden, welche die ersten Trämmli zogen», sagt Spahiu. Nachdem sie die Bewilligung als Gewerbefläche erhalten hatten, begannen die fünfmonatigen Umbauarbeiten.
«Allein hätten wir dieses Geschäft nie realisieren können», sagt Salahi. Die Idee habe sich nur mithilfe von Familie und Freunden verwirklichen lassen, die tagtäglich mitangepackt hätten. Neben dieser freiwilligen Unterstützung haben die zwei Zürcher aber auch zusammen über 100'000 Franken in die Hände genommen, um ihren Traum zu realisieren. «Wir haben alles in den Laden investiert», sagt der ausgebildete Buchhalter Salahi. Weil sie «all-in» gehen wollten, entschieden sie sich auch, ihren Namen Snkrzh als Marke eintragen zu lassen. Das war im Dezember 2021.
Ein halbes Jahr später, am 7. Mai dieses Jahres, war es so weit: Der Snkrzh-Store wurde im Kreis 4 eröffnet. Die Rechnung ging auf: Bereits nach kurzer Zeit verkauften sie genug Schuhe, um die monatlichen Kosten zu decken. «Die meisten Leute kommen zu uns in den Laden, zocken am Spielautomaten oder werfen ein paar Körbe Basketball auf unserer gebauten Anlage – und kaufen natürlich auch Schuhe», freut sich Jungunternehmer Salahi.
Auch marketingtechnisch gaben die beiden Zürcher Gas. Sie erstellten Videos über ihren Sneaker-Store, die allein auf TikTok hunderttausendfach gesehen wurden. Für die zwei Jungunternehmer lief alles gut.
Bis am 9. August ein Einschreiben einer Zürcher Anwaltskanzlei alles änderte – drei Tage vor Fristablauf bezüglich der Markenanmeldung. Im Schreiben mit dem Betreff «Markenverletzung» lassen die Anwälte verlauten, dass sie ihre Mandantin Nike Innovate aus Oregon vertreten.
Die Kanzlei weist darauf hin, dass die Marke der Zürcher Jungunternehmer Snkrzh «praktisch identisch» sei und sich die «Dienstleistungen direkt überschneiden» würden mit der Nike-Marke Snkrs. Der internationale Schuhhersteller bietet mit der Snkrs-App eine Plattform an, auf der Kunden über exklusive Nike-Produkte und Lancierungen informiert werden. Durch diese Nähe würden «zweifellos Verwechslungen hervorgerufen», halten die Anwälte weiter fest. Die Marke Snkrzh soll sogar das Potenzial haben, «den Ruf der Snkrs-Marke von Nike zu schädigen».
Die Zürcher Schulfreunde versetzte der Brief in eine Schock-euphorie. «Im ersten Augenblick haben wir uns gefreut, dass Nike auf uns aufmerksam wurde», sagt Spahiu, der sich als grosser Nike-Fan bezeichnet. Erst später hätten sie realisiert, wie ernst die Situation für ihr Geschäft sei. So stellten die Anwälte des Konzerns klare Forderungen an das kleine Schweizer Start-up.
Die Marke Snkrzh soll gelöscht werden und die Unternehmer müssen Nike schriftlich versichern, den Namen nie wieder zu verwenden. «Wir müssen die Beschriftung unserer Fassade abändern, diverse Merchandise-Produkte wie T-Shirts wegwerfen und auch unsere viralen TikTok-Videos, wo man Snkrzh sieht, löschen», erklärt Salahi ernüchtert und ergänzt: «Alles, was wir in den letzten Monaten verdient haben, müssen wir jetzt für die Änderungen ausgeben.»
Eine kostspielige Sache, welche die Zürcher gerne vermieden hätten. Aber auf Gegenvorschläge sei Nike nicht eingegangen. Auch ein befreundeter Anwalt habe keinen Kompromiss erzielen können.
Vor Gericht gegen den internationalen Konzern vorzugehen, sei zu teuer, schätzt Kuvet Salahi. Ihre Rechtsschutzversicherung würde den Fall nicht übernehmen, da sie die Marke letzten Dezember ohne ihre Begleitung angemeldet hätten. Somit müssten die zwei Freunde die Gerichtskosten selber tragen. «Das Geld können wir besser investieren», sagt Spahiu.
Das müssen sie nun auch, um die Kosten für die Anpassungen einigermassen zu decken. «Wir prüfen aktuell einen neuen Namen, dieses Mal mit einem Anwalt zusammen», erklärt Spahiu. Und: «Wir wollen nicht wieder in dieselbe Situation kommen.»
Die Freunde möchten es sich nicht mit Nike verscherzen, wie Salahi sagt: «Es wäre cool, mit Nike zusammenzuarbeiten und vielleicht eines Tages ein Exklusiv-Partner in der Schweiz zu werden.» Vom internationalen Schuhhersteller entdeckt zu werden, sei schon immer ihr Traum gewesen. Aber nicht so, wie es am Ende herauskam.
ja ne...
Und bitte nennt nicht jede Ladeneröffnung Start-Up, es ist kein Start-Up, es ist "nur" ein profaner Laden!
Nicht für alles sind fancy hippe Namen aus der Techbubble das richtige.