«Was hat sich Nike nur gedacht?», twitterte Donald Trump am Freitag. Der US-Präsident setzte damit die Attacken auf den Sportartikelhersteller fort, die er vergangene Woche gestartet hat. Auslöser für den präsidialen Unmut war ein Werbe-Deal von Nike mit Colin Kaepernick.
What was Nike thinking?
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 7. September 2018
Der Footballspieler stand am Ursprung der «Take-a-Knee»-Bewegung und erzürnte mit seiner Weigerung bei der Nationalhymne stramm zu stehen den Präsidenten und viele Konservative.
Einigen von ihnen stiess der Werbedeal derart sauer auf, dass sie sogleich ihre Nike-Produkte vernichteten und zum Boykott aufriefen. Auf Social Media kursierten brennende Nike-Schuhe und zerschnittene Socken.
Sofort stand die Frage im Raum: Hat Nike mit der Verpflichtung von Kaepernick ein Eigentor geschossen? Immerhin gaben 2016 knapp 63 Millionen Menschen Donald Trump ihre Stimme – würden diese nun alle dem Boykott-Aufruf folgen?
Believe in something. Even if it means sacrificing everything. #JustDoIt pic.twitter.com/x5TnU7Z51i
— Colin Kaepernick (@Kaepernick7) 5. September 2018
Zunächst sah es ganz danach aus, als hätte sich das Modeunternehmen verkalkuliert. Die Aktie verlor am Tag nach der Bekanntgabe des Deals 3,2 Prozent.
Im Trump-Lager jubelte man bereits. Der Gipfel der Dummheit in der «Anti-Amerika-Bewegung» sei erreicht, schrieb Donald Trump Jr. auf Instagram.
Doch zeitgleich geschah auch noch etwas anderes: Die Online-Verkäufe von Nike zeigten einen markanten Zuwachs.
Nach dem langen «Labor-Day-Weekend» (die US-Amerikaner hatten am Montag frei) nahmen diese am Dienstag – am Tag nach der Bekanntgabe des Kaepernick-Deals – um 31 Prozent im Vergleich zum Sonntag zu.
Eine Zunahme nach dem Feiertagswochenende ist zwar normal, 2017 betrug diese jedoch nur 17 Prozent, wie die Analysten von Edison Trends schreiben.
Die Boykott-Aufrufe und der Spott gingen derweil weiter. Der Präsident twitterte, sein Sohn lebte sich mit Foto-Montagen auf Instagram aus. In Missouri wechselte ein Frauen-Volleyball-Team die Shirts aus. Es wollte aus Protest nicht mehr mit Nike auftreten und spielte stattdessen in einem grauen Outfift. «Wenn Nike sich für Amerika schämt, schämen wir uns für sie», liess sich der Präsident des Vereins in The Hill zitieren.
Auch im Bundesstaat Lousiana wurde dem Boykott-Aufruf Folge geleistet: In Kenner, einem Vorort von New Orleans, liess der Bürgermeister anordnen, dass Sportclubs, keine Nike-Artikel mehr kaufen dürfen. Ansonsten würde ihnen der Rausschmiss aus den Hallen und Parks drohen. Auch diese Geschichte machte in den US-Medien die Runde.
It disappoints me that this is happening in my state. The Mayor of Kenner is trying to ban all Nike apparel and equipment from children’s sports and playgrounds. I would like to have a conversation with him when i return from this European Tour. Not to fuss, just to build. pic.twitter.com/gRCoCN3nQP
— Dee-1; IG @dee1music (@Dee1music) 9. September 2018
Doch so medienwirksam die brennenden Schuhe und Boykotte auch sind, scheint es derzeit, als ob diese die Verkäufe eher ankurbeln statt abschwächen würden. Zwar hat Nike einige Kunden vergrault. Andere hingegen dürften im Regal erst recht nach dem Swoosh greifen – sei es nur, um ein Zeichen für ein offenes Amerika zu setzen.
Und wie es aussieht könnte die Rechnung von Nike aufgehen. Am Montag schloss die Aktie des Sportartikelherstellers über zwei Prozent im Plus. Sie steht damit wieder auf gleich hohem Niveau wie vor Bekanntgabe des Kaepernick-Vertrags. Auf den Social-Media-Kanälen der Trumps ist derweil ruhig um Nike geworden.