Die Swiss hat die Pandemie vorerst hinter sich gelassen. Hatte die Lufthansa-Tochter in den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 einen Verlust von rund einer Milliarden Franken zu verzeichnen, so resultierte im vergangenen Jahr wieder ein satter Gewinn von 456 Millionen Franken.
Diese Ertragskraft will Swiss-Chef Dieter Vranckx reinvestieren. Bereits kommuniziert ist, dass die Airline ab 2025 fünf neue Langstreckenmaschinen des Typs A350 von Airbus erhalten wird. An der Bilanzmedienkonferenz vom Freitag gab die Swiss nun Einblick in ein neues Kabinenkonzept für die Langstrecke, das ab 2025 abheben soll. Zuerst wird es an Bord der A330-Maschinen zur Anwendung kommen, gefolgt von den neuen A350-Maschinen und den Boeing-777-Flugzeugen. 2027 soll die Erneuerung abgeschlossen sein. Kostenpunkt: 500 Millionen Franken, etwas mehr also als der soeben erwirtschaftete Jahresgewinn.
In der First Class wird es künftig eine Art Suite geben, inklusive Doppelbett für Gutbetuchte. Auch die Lufthansa hat eine solche Innovation angekündigt, was zur Spekulationen führte, ob die Swiss nachziehen würde (CH Media berichtete). Allerdings: Anstatt wie früher acht, beinhaltet das neue Konzept nur noch vier Luxus-Sitze bei der A330. Ob dies auch an Bord der A350 und «Triple Seven» der Fall sein wird, will Swiss-Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour im Gespräch noch nicht verraten. Fakt ist, dass die neuen Luxus-Sessel schwerer sind und mehr Platz benötigen.
In der First sowie in der Business Class können die Passagiere zudem die Temperatur in ihren Sitzen individuell kühler oder wärmer einstellen. Und in den vorderen Reihen lässt sich das Handy kabellos aufladen.
Verbesserungen soll es auch für die Mehrheit der Fluggäste geben – jenen in der Economy Class. Dank neuen, dünneren Sitzen wird der Sitzabstand, der in der Langstrecke äusserst eng bemessen ist, etwas grösser. Wie das Branchenportal «Aerotelegraph» vorab berichtete, wird der Abstand künftig 2,5 Zentimeter grösser sein. Zudem werden die Bildschirme in den Sitzen deutlich grösser. Und es wird möglich sein, eigene Geräte damit zu verbinden. Sprich: Wer seine Lieblingsserien von Netflix und Co. vor dem Flug runterlädt, kann diese während des Flugs auf dem grösseren Bildschirm im Sitz ansehen.
In allen Klassen kommt ein überarbeitetes Lichtkonzept zum Einsatz. Dieses soll laut der Swiss den Passagieren auf Flügen nach Los Angeles, Tokio oder Bangkok helfen, die Auswirkungen des Jetlags zu reduzieren.
Derweil möchte die Swiss familienfreundlich bleiben. So hatte kürzlich die «New York Times» thematisiert, dass schreiende Babys vielen First-Class-Passagieren ein Dorn im Auge sind. Ganz nach dem Motto: Wenn ich mehrere Tausende Franken für mein Ticket bezahle, möchte ich nebst Komfort und Kaviar auch Ruhe. Ein Verbot von Säuglingen in der First Class sei für die Swiss allerdings kein Thema, sagt Goudarzi Pour.
Mehr Ruhe dürfte sich Swiss-Chef Vranckx in der Kabine dennoch wünschen, und zwar bei den Flight Attendants. Denn diese haben erst kürzlich den gemeinsamen Vorschlag der Swiss und der Gewerkschaft Kapers für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag abgelehnt.
Dieser hätte unter anderem das Einstiegssalär von 3400 auf 4000 Franken erhöht und eine Lohnerhöhung von mindestens 4 Prozent für alle Angestellten gebracht. Für ältere und langjährige Kabinenmitglieder wären die Verbesserungen allerdings verhältnismässig geringer ausgefallen. Auf Nachfrage sagt Vranckx denn auch, dass es hier einen neuen Kompromiss brauchen wird. «Wir sind gesprächsbereit.»
Helfen wird dem Gemüt der Flight Attendants allerdings nicht, dass die Swiss mehr Flüge als bisher an Dritte auslagern wird, die zu günstigeren Konditionen operieren. Die Swiss argumentiert, nur damit die starke Nachfrage im Sommer bedienen zu können. So werden im Hochsommer 14 Maschinen von Helvetic Airways von Milliardär Martin Ebner für die Swiss im Einsatz sein, und von der lettischen Air Baltic werden acht Flugzeuge unterwegs sein. Damit mag die Swiss für mehr Stabilität im Buchungssystem sorgen, doch verwässert sie so ihre PR-Botschaft einer einheitlichen Premium-Airline.