Es war die Woche der grossen Enttäuschungen. Den Auftakt machte Microsoft, dessen Cloud-Geschäft zuletzt langsamer gewachsen war als von der Analystenschar erwartet. Die Wall Street reagierte prompt und schickte die Aktie des Software-Riesen auf Talfahrt. Dann doppelte Amazon nach. Der Online-Händler konnte zwar weiter wachsen, doch seine Kunden werden sparsamer – und entscheiden sich häufiger für günstigere Artikel statt Markenprodukte. Zudem belasten hohe Kosten für den Auf- und Ausbau von Rechenkapazitäten für Künstliche Intelligenz das Unternehmen. Die Gewinnaussichten sind also nicht so rosig wie erhofft, was wiederum den Amazon-Aktienkurs drückt.
Und dann ist da noch Intel: Der kriselnde Halbleiter-Pionier will mit einem drastischen Stellenabbau schnell Kosten sparen. Rund 15000 Arbeitsplätze – etwa 15 Prozent der Belegschaft – sollen wegfallen. Erneut musste Intel einen Verlust vermelden, Konzernchef Pat Gelsinger nannte die Geschäftszahlen des vergangenen Quartals «enttäuschend». Er hatte die Anleger zuvor oft auf die zweite Jahreshälfte vertröstet, in der Besserung zu erwarten sei. Sie haben offenbar ihre Zweifel und liessen die Intel-Aktie um über 20 Prozent fallen.
Die Messlatte für die «Glorreichen Sieben» hänge einfach zu hoch, hält Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets, fest. Damit sind die sieben Riesen Apple, Meta, Alphabet, Microsoft, Amazon, Nvidia und Tesla gemeint. Präsentieren sie Zahlen, die leicht unter den Erwartungen sind, wenden sich enttäuschte Anleger ab. Und das hat – angesichts der Marktkapitalisierung der sieben Giganten – sofort auch Folgen für den Gesamtmarkt.
Zu den Enttäuschungen im amerikanischen Technologiesektor gesellen sich die Sorgen um die Konjunktur, welche durch die am Freitag publizierten US-Arbeitsmarktdaten eher noch grösser wurden. Analysten hatten mit einer unveränderten Quote von 4,1 Prozent gerechnet. Doch die Arbeitslosenquote stieg um weitere 0,2 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent an. Dies ist der höchste Wert seit Oktober 2021. Zudem haben die US-Firmen im Juli nur noch 114'000 neue Stellen geschaffen – statt wie erwartet 175'000. Das schlägt auf die Stimmung, obwohl in einem längeren Vergleich der Arbeitsmarkt der grössten Volkswirtschaft der Welt weiterhin als robust bezeichnet werden kann.
Insgesamt seien die Daten «weit entfernt von dem, was wir am Rande einer Rezession erwarten würden», sagt Christian Scherrmann vom Vermögensverwalter DWS. «In der Zwischenzeit scheinen die Märkte jedoch in eine Art Krisenmodus gewechselt zu haben». Oder wie es Stanzl formuliert: «Das Rezessionsgespenst hat es zurück auf das Parkett geschafft.»
Der schwächer werdende US-Arbeitsmarkt erhöht nun die Chance auf eine Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed. Die Arbeitsmarktzahlen würden «die Tür weit offen lassen für eine erste Zinssenkung von 25 Basispunkten im September», sagt Scherrmann. Dennoch ist die Zuversicht grundsätzlich klein. «Anleger sind mit der Gesamtsituation nicht zufrieden», sagt Stanzl. Und weiter: «Es ist gerade nicht die Zeit, Aktien zu kaufen.»
Im Gegenteil: Sie werden auf breiter Front verkauft. Der Tag begann in Japan mit einem Kursrutsch von 5,8 Prozent beim Nikkei 225. Danach folgten die Minusmeldungen aus Europa. Der deutsche Leitindex Dax fiel gar unter die magische Marke von 18'000 Punkten.
Auch der Schweizer Swiss Market Index (SMI) musste Federn lassen und verlor 3,6 Prozent – und fiel unter 12'000 Punkte. Dabei sind mit der Ausnahme von Nestlé alle Aktien des SMI im negativen Bereich. Besonders hoch sind die Verluste bei ABB und UBS mit 8,4 respektive 9,5 Prozent. Sehr gross mit über 6 Prozent Minus sind auch die Abschläge bei Partners Group, Logitech, Sika, Holcim sowie Kühne + Nagel. (aargauerzeitung.ch)
Ob das schon ein "Kurssturz" ist, oder vielmehr eine Korrektur einer Übertreibung, wird sich zeigen.
Äh, doch, genau jetzt.