Toblerone-Turbulenzen, Milka-Machenschaften, Daim-Deals: Der Lebensmittelgigant Mondelez hat jahrelang den Wettbewerb verzerrt und seine Produkte künstlich verteuert, jetzt bekommt der US-Konzern dafür die Rechnung. Die EU-Kommission verhängte am Donnerstag eine Strafe in Höhe von 337,5 Millionen Euro, wie die Wettbewerbshüter mitteilten.
Unter anderem hat Mondelez nach Angaben der EU-Kommission verhindert, dass Schokolade in Deutschland – wo die Preise günstiger sind als in anderen EU-Ländern wie etwa Österreich und Belgien – eingekauft und in anderen Ländern weiterverkauft wird.
Preise für Mondelez-Produkte waren in manchen EU-Staaten also spürbar teurer, als wenn ein ehrlicher Wettbewerb stattgefunden hätte. Mondelez stellt eine Reihe bekannter Produkte her, darunter Milka-Schokolade, Toblerone, Daim, Oreo, Mikado, Philadelphia und Tuc.
Im Januar 2021 hatte die EU-Kommission ein offizielles Verfahren eröffnet. Jetzt liegt das Ergebnis vor: Mondelez sei an 22 wettbewerbswidrigen Vereinbarungen oder abgestimmten Verhaltensweisen beteiligt gewesen.
Konkret sei der Handel mit Schokolade, Keksen und Kaffee-Produkten eingeschränkt worden, so die für Wettbewerb zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager.
Die Firma mit Europa-Zentrale in der Schweiz teilte in einer Stellungnahme mit, es habe sich bei den von der EU-Kommission kritisierten Praktiken um Einzelfälle gehandelt, die länger zurücklägen, und meist um Geschäfte mit Zwischenhändlern. «Dies macht nur einen sehr geringen Teil des europäischen Geschäfts von Mondelez International aus», teilte das Unternehmen mit. Die Firma lege höchsten Wert darauf, Regularien einzuhalten und habe ihre internen Prozesse dahingehend auch verschärft.
Nach Angaben der Kommission gab es etwa eine Vereinbarung, die angeordnet habe, dass Kunden von Mondelez für Ausfuhren höhere Preise hätten verlangen müssen als für Inlandsverkäufe. «Diese Vereinbarungen und abgestimmten Verhaltensweisen fanden zwischen 2012 und 2019 statt und betrafen alle EU-Märkte», hiess es in einer Mitteilung.
«Durch diese illegalen Praktiken konnte Mondelez weiterhin höhere Preise für seine eigenen Produkte verlangen, was letztlich zum Nachteil der Verbraucher in der EU war», so die EU-Kommission.
Unterstützung bekommt die EU-Kommission von der europäischen Verbraucherschutzorganisation BEUC. «Es ist unfair und schlichtweg falsch, wenn Verbraucher in einigen EU-Ländern aufgrund des illegalen Verhaltens eines Unternehmens mehr für ihre Schokolade, Kekse und ihren Kaffee bezahlen müssen als in anderen Ländern», sagte BEUC-Generaldirektorin Monique Goyens.
BEUC begrüsse daher nachdrücklich das Vorgehen der Kommission. Unternehmen wie Mondelez hätten enorme Vorteile durch den freien Handel im EU-Binnenmarkt. Es sei daher nicht hinnehmbar, dass die Konsumenten wegen künstlicher Handelshemmnisse nicht in den Genuss dieser Vorteile kämen.
Eigentlich sollte die Strafe noch höher ausfallen. Weil Mondelez mit der EU-Kommission zusammengearbeitet und seine Verantwortung ausdrücklich anerkannt habe, sei dem Unternehmen 15 Prozent der Geldbusse erlassen worden, so die Wettbewerbshüter.
Für die erwartete Strafe sind nach Angaben von Mondelez 2023 Rücklagen gebildet worden. «Weitere Massnahmen zur Finanzierung der Geldbusse werden nicht erforderlich sein», teilte das Unternehmen weiter mit. (rbu/sda/awp/dpa)