Die Finanzmärkte klammern sich an die Hoffnung, dass US-Präsident Donald Trump doch noch einlenkt und ein globaler Handelskrieg vermieden wird. Sie stürzen sich auf Aussagen wie jene von US-Finanzminister Scott Bessent, der gemäss «Wall Street Journal» meinte, man sei offen für Deals, um die Zölle zu reduzieren. «Die USA könnten einige gute Deals abschliessen.»
Deals, Deals, Deals. Die Hoffnung darauf liess die Aktienkurse sogleich ansteigen. In der Schweiz legte der Leitindex SMI zeitweise um fast 4 Prozent zu und lag bei Handelsschluss bei einem Plus von knapp 3 Prozent. In den USA stieg der S&P 500 bis Mitte des Handelstag um über 2 Prozent. Doch am Ende war die Hoffnung schon wieder etwas dahingeschwunden und der Index schloss mit minus 1,6 Prozent.
Zu «Bloomberg» sagte ein US-Investor hoffnungsvoll, die jüngsten Neuigkeiten würden zwar nicht bedeuten, dass es tatsächlich zu Deals kommen werde. «Aber zumindest finden Gespräche statt, was Zeit verschafft, um mit dem Aktienverkauf zu pausieren.»
Die Börsen haben so gut sie können ignoriert, dass der chinesische Handelsminister droht: «Wenn die USA auf ihrem Weg beharren, kämpfen wir bis zum Letzten.» Dabei wären die Folgen eines Konflikts zwischen USA und China gravierend – auch für die Schweiz. Es wäre eine Entkoppelung der beiden grössten Wirtschaftsmächte der Welt, eine Neuauflage des Kalten Krieges.
Was da alles passieren könnte, hat die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) untersucht. Demnach können solche Konflikte zu Rückgängen beim Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) von über 1 Prozent führen. Das jährliche BIP wäre also dauerhaft um diesen Betrag geringer. Bei scharfen und lang andauernden Konflikten könne die Schweiz gar in eine Rezession geraten. Hans Gersbach, Co-Direktor der KOF, sagt: «Die Schweizer Volkswirtschaft ist resilient und verletzlich zugleich.»
Die KOF identifiziert eine Reihe von Punkten, bei denen die Schweiz besonders anfällig ist auf eine Entkopplung von USA und China – und die Folgen schwer abschätzbar sind, weil sie Negativspiralen in Gang setzen können.
Verletzlich ist die Schweiz, weil China heute eine dominante Position hat in den globalen Rohstoffmärkten. Laut einer Umfrage sind 20 Prozent aller Schweizer Industrieunternehmen moderat oder sehr stark abhängig von chinesischen Rohstoffen.
Die grösste Abhängigkeit bestehe in der Elektronik, gefolgt von der Pharma, der wichtigsten Schweizer Exportindustrie, und der Chemie. In diesen drei Industrien sind Chinas Vorprodukte für etwa 10 Prozent aller Unternehmen «essenziell».
Und die Schweiz ist via Deutschland indirekt abhängig von Chinas Rohstoffen. Denn diese werden von der deutschen Autoindustrie verwendet. Und diese wiederum ist eine wichtige Kundin für die Schweizer Industrie.
Verletzlich wäre die Schweiz auch, wenn infolge des Konflikts dann Taiwan in einem Block mit China landen würde. Taiwan ist verantwortlich für 18 Prozent der globalen Produktion von Halbleitern und für fast 92 Prozent der am meisten fortgeschrittenen Halbleiter. Würde Taiwan deutlich weniger Halbleiter an den Westen liefern, stiege auch in der Schweiz die Inflation an. (aargauerzeitung.ch)
Wieso denn das?