Am äussersten Rand unseres Sonnensystems haben Astronomen ein neues sogenanntes transneptunisches Objekt (TNO) entdeckt: 2017 OF201. Möglicherweise ist der Himmelskörper, der von einem Team unter Leitung von Sihao Cheng vom Institute for Advanced Study in Princeton (USA) identifiziert wurde, mit einem geschätzten Durchmesser von etwa 700 Kilometern gross genug, um als Zwergplanet zu gelten. Das ist dieselbe Kategorie, in der sich Pluto befindet, der bis 2006 noch als Planet galt. Pluto hat einen Durchmesser von 2377 Kilometern.
2017 OF201 wurde innerhalb von 7 Jahren 19-mal vom Blanco-Teleskop in Chile und dem Canada-France-Hawaii-Teleskop auf Hawaii beobachtet, aber erst jetzt in den Archivdaten entdeckt und in einem Fachartikel genauer beschrieben. Die Ergebnisse wurden vom Minor Planet Center der Internationalen Astronomischen Union bestätigt, aber noch nicht von Fachleuten geprüft.
Das transneptunische Objekt hat einen annähernd kugelförmigen Körper und folgt einer extremen länglichen Umlaufbahn – es benötigt rund 25'000 Erdjahre, um die Sonne einmal vollständig zu umrunden. «Das Aphel des Objekts – der sonnenfernste Punkt seiner Umlaufbahn – ist mehr als 1600-mal so gross wie die Erdbahn», erläutert Cheng. «Sein Perihel – der sonnennächste Punkt seiner Umlaufbahn – ist dagegen 44,5-mal so gross wie die Erdbahn, ähnlich wie die Umlaufbahn des Pluto.» Es handelt sich nach Pluto um das zweitgrösste bekannte Objekt mit einem solch ausgedehnten Orbit.
Der mögliche Zwergplanet befindet sich im Kuipergürtel jenseits der Umlaufbahn des äussersten bekannten Planeten Neptun und ist eines der am weitesten entfernten sichtbaren Objekte in unserem Sonnensystem. Derzeit ist 2017 OF201 etwa 90,5 AE (Astronomische Einheiten) entfernt, also die 90,5-fache Strecke zwischen Erde und Sonne. Das entspricht rund 13,6 Milliarden Kilometern.
«Es muss enge Begegnungen mit einem Riesenplaneten gehabt haben, sodass es auf diese weite Umlaufbahn geschleudert wurde», stellt Eritas Yang von der Princeton University in einer Mitteilung der Universität fest. Yang war ebenfalls an der Entdeckung des Objekts beteiligt. «Vielleicht gab es auch mehr als einen Schritt auf seiner Wanderung. Es ist möglich, dass dieses Objekt zunächst in Richtung der Oortschen Wolke geschleudert wurde, der entlegensten Region in unserem Sonnensystem, in der es viele Kometen gibt, und dann zurückgeschickt wurde», fügt Cheng hinzu. Nur etwa während einem Prozent seiner Umlaufbahn ist 2017 OF201 nahe genug an der Erde, damit es von dort aus beobachtet werden kann.
Im Kuipergürtel vermuten Astronomen einen möglichen neunten Planeten – «Planet Neun», wie der hypothetische Himmelskörper genannt wird, wäre ein zusätzlicher, bisher unentdeckter Planet in unserem Sonnensystem. Als indirekter Hinweis auf dessen Existenz gilt eine Anhäufung von Umlaufbahnen vieler extremer transneptunischer Objekte in einer bestimmten Richtung, die durch die Schwerkraft von «Planet Neun» verursacht sein könnte.
«Viele extreme TNOs haben Bahnen, die sich in einer bestimmten Richtung zu häufen scheinen, aber 2017 OF201 weicht davon ab», wendet jedoch der Princeton-Forscher Jiaxuan Li ein. Die Abweichung des neu entdeckten Himmelskörpers stellt die Hypothese der Existenz von «Planet Neun» in Frage, da die bisher als Indiz dafür gedeuteten Muster möglicherweise andere Ursachen haben. (dhr)
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