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Die ESA will 2040 eine Raumsonde zum Saturnmond Enceladus schicken

Saturnmond Enceladus
https://www.esa.int/Science_Exploration/Space_Science/Saturn_s_moon_Enceladus_top_target_for_ESA
Der Saturnmond Enceladus ist ein vielversprechendes Ziel, wenn es um mögliches extraterrestrisches Leben in unserem Sonnensystem geht. Illustration: ESA

Eismond Enceladus, ein heisser Tipp für Leben – 2040 soll eine Sonde zu ihm starten

18.06.2024, 05:0418.06.2024, 16:45
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Der Gasriese Saturn ist vor allem bekannt für seine Ringe. Der zweitgrösste Planet unseres Sonnensystems besitzt aber auch eine stolze Anzahl von Monden: Bisher haben die Astronomen nicht weniger als 146 von ihnen entdeckt. Und einer dieser Monde könnte, ganz im Gegensatz zu seinem Mutterplaneten, geeignet für Leben sein, wie wir es kennen. Es ist der Eismond Enceladus, der sechstgrösste Trabant des Saturn, der 1789 entdeckt wurde.

Ozean unter der Eisschicht

Enceladus, benannt nach dem Giganten Enkelados aus der griechischen Mythologie, ist mit einem mittleren Durchmesser von rund 504 Kilometern bedeutend kleiner als unser Mond, dessen Durchmesser weit mehr als 3400 Kilometer beträgt. Doch der kleine Saturnmond hat es in sich: Unter seiner vermutlich 30 bis 40 Kilometer mächtigen Eisschicht, die ihn vollständig bedeckt, schwappt ein 10 bis 30 Kilometer tiefer Ozean aus flüssigem Wasser, das Nährstoffe enthält und dessen Salzgehalt etwa dem des Mittelmeers entspricht.

Der Saturnmond Enceladus ist kleiner als der Erdmond. Er hätte zwischen Norwegen und Grossbritannien Platz
Enceladus ist kleiner als der Erdmond. Er hätte zwischen Norwegen und Grossbritannien Platz. Bild: NASA/JPL/Space Science Institute

Am Südpol des Mondes könnte die Eisschicht indes lediglich etwa zwei Kilometer dick sein. Dort wurden auch Geysire entdeckt, die aus dem Ozean gespeist werden und dessen Wasser an die Oberfläche befördern. Der Ozean steht in direktem Kontakt mit dem festen Gesteinskern des Mondes, was dazu führt, dass Mineralien aus dem Fels gewaschen werden. Die Raumsonde Cassini, die das von den Geysiren ausgestossene Wasser analysierte, fand denn auch tatsächlich Salze darin, die auf hydrothermale Quellen am Ozeanboden hinweisen.

Wassergeysire auf der Südpolregion des Saturnmondes Enceladus
Künstlerische Darstellung der Wassergeysire auf der Südpolregion des Saturnmondes Enceladus. Illustration: Nasa, Karl Kofoed

Voraussetzungen für Leben erfüllt

Cassini überflog den Mond 2005 in 173 Kilometer Höhe und entdeckte dabei erhebliche Mengen an Wasserdampf. Die Wassergeysire, die aus geologischen Verwerfungen am Südpol hervorbrechen, wurden bei späteren Überflügen entdeckt. Damit ist Enceladus der einzige andere bekannte Himmelskörper im Sonnensystem, der flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche besitzt.

Im Ozeanwasser sind gemäss neuen Erkenntnissen neben den Elementen Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Schwefel auch Phosphor, Propan und Ethan enthalten. Zusammen mit der Temperatur des Wassers – in der Nähe der hydrothermalen Quellen bis über 90 Grad Celsius, sonst knapp über dem Gefrierpunkt von Salzwasser – sind damit alle Voraussetzungen für Leben erfüllt.

A diagram illustrates the possible interior of Saturn's moon Enceladus based on a gravity investigation by NASA's Cassini spacecraft and NASA's Deep Space Network, courtesy of NASA. The ...
So könnte das Innere von Enceladus aussehen. Der Ozean unter der Eisschicht steht in direktem Kontakt mit dem festen Gesteinskern des Mondes. Bild: X00653

Forschungsmission in den 2040er-Jahren

Es ist also kein Wunder, dass Wissenschaftler stark an Enceladus interessiert sind. In der Tat hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) den Eismond im März unter mehreren möglichen Zielen – so dem ebenfalls eisbedeckten Jupitermond Europa und dem grössten Saturnmond Titan – für eine Forschungsmission ausgewählt. Sollte die ESA am Plan dieser Mission festhalten, könnte eine Robotersonde in den frühen 2040er-Jahren mit einer Ariane 6 gestartet werden. Sie würde für die mehr als eine Milliarde Kilometer weite Reise etwa zehn Jahre benötigen.

Das Projekt wird kein Spaziergang. Abgesehen von der gigantischen Entfernung, die die Sonde zurücklegen muss, benötigt sie auch grosse Treibstoffreserven, um in eine Umlaufbahn um Enceladus zu manövrieren. Das liegt daran, dass Enceladus klein ist und nur eine relativ geringe Masse aufweist – sein schwaches Gravitationsfeld kann daher eine ankommende Sonde nicht so abbremsen, wie das bei einem Planeten oder grossen Mond der Fall wäre.

FILE - This June 28, 2009 image provided by NASA, taken by the international Cassini spacecraft, shows Enceladus, one of Saturn's moons. NASA's Cassini spacecraft has detected hydrogen molec ...
Diese Aufnahme von Enceladus machte die Raumsonde Cassini 2009. Bild: AP/NASA

Wenn sie erfolgreich in den Orbit um Enceladus eingeschwenkt ist, soll die Sonde zu Forschungszwecken durch die Geysire fliegen oder gar auf der Oberfläche des Eismondes landen. Im Idealfall sollen beide Ziele verfolgt werden.

«Die Mission würde einen enormen wissenschaftlichen Nutzen bringen und wäre von grundlegender Bedeutung für den erfolgreichen Nachweis von Biosignaturen auf Eismonden», erklärte Zita Martins, Astrobiologin am Instituto Superior Técnico, die laut dem «Guardian» den Vorsitz des Gremiums innehat, das die Entscheidung fällte. (dhr)

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quelle: nasa
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Auf dem Saturn-Mond Enceladus soll Leben möglich sein
Video: srf
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