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Corona: Lage in Europa im Februar - und was das für die Schweiz bedeutet

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In Österreich fallen am 5. März praktisch alle Massnahmen. Die Maskenpflicht bleibt dann nur noch im lebensnotwendigen Handel und öffentlichen Verkehrsmitteln.Bild: keystone

Das ist die Corona-Lage in Europa – und das könnte es für die Schweiz bedeuten

Der Tenor in vielen Ländern Europas war in den vergangenen Wochen einhellig: Die Pandemie ist vorbei, die Massnahmen werden abgeschafft. Was hat das für Auswirkungen aufs Infektionsgeschehen? Eine Übersicht über die Entwicklung in Europa.
01.03.2022, 08:4202.03.2022, 09:23
Reto Fehr
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Die Pandemie ist vorbei. Das war in den vergangenen Tagen und Wochen in vielen europäischen Ländern mehr oder weniger explizit die Botschaft an ihre Bevölkerung. Europaweit wurden Massnahmen abgeschwächt – oder grad alle aufgehoben. Doch dass sich damit das Virus nicht einfach zurückzieht und verabschiedet, ist allen klar.

Die grosse Frage, die uns nach wie vor beschäftigt: Wie entwickelt sich das Infektionsgeschehen nach Aufhebung der Corona-Massnahmen? Eine Übersicht auf die interessantesten europäischen Länder – und was das für die Schweiz bedeuten könnte.

Die Entwicklung der Neuinfektionen

Die Zahlen bei den Neuinfektionen sind in allen ausgewählten Ländern stark bis sehr stark sinkend. Auch Dänemark, das kurz nach Beendigung seiner Corona-Massnahmen einen starken Anstieg verzeichnete, konnte die Kurve brechen und verzeichnet nun eine deutliche Abschwächung des Infektionsgeschehens.

Allerdings sind die Fallzahlen nur noch bedingt aussagekräftig. Denn mit dem Ende der Massnahmen haben auch in vielen Ländern die durchgeführten Tests rapide abgenommen und am Ende sind die schweren Fälle entscheidend. Viele Omikron-Infektionen verliefen bisher milder.

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Interessanter sind deshalb etwa die Zahlen bei den Hospitalisationen und Todesfällen. Hier zeigt sich ein etwas anderes Bild. Während in anderen Ländern die Zahlen auch hier sinken oder nur wenig ansteigen, steigen in Dänemark (blau) die Zahlen seit Wochen an:

Dänemarks staatliches Seruminstitut sah sich aufgrund von Vorwürfen vor ein paar Tagen für um eine Stellungnahme gezwungen und brachte eine Art Faktencheck, welcher die hohen Zahlen relativierte. Eine Möglichkeit für das starke Ansteigen in Dänemark ist der Omikron-Subtyp BA.2, welcher im Land, gemäss Covarirants.org von der Epidemiologin Emma Hodcroft im Gegensatz zu noch vielen anderen Nationen, dominant ist. Ebenfalls immer stärker nachgewiesen wurde die Variante BA.2 zuletzt in Schweden und Norwegen – in beiden Nationen steigen auch die Hospitalisationen und mit Abstrichen die Todesfälle.

In den anderen Ländern sind – ziemlich egal, ob die Corona-Massnahmen schon vor ein paar Tagen aufgehoben wurden oder erst in den nächsten Tagen gelockert werden – die Hospitalisationen wie auch die Todesfälle eher rückgängig.

Österreich verzeichnet leichte Zunahme, in Grossbritannien geht es runter

Auffallend ist die Entwicklung in Grossbritannien. Dort sinken neben den Fallzahlen auch die Anzahl Hospitalisierte und Todesfälle seit Wochen. Dabei gelten im Königreich unterschiedliche Restriktionen. Während diese in England praktisch aufgehoben wurden, wartet Schottland noch bis am 21. März. Wie sich die Öffnungen auswirken werden, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

Eine kleine Ausnahme bildet Österreich. Am Montag lagen 2435 Personen wegen Corona im Spital, das sind 67 mehr als am Tag davor. Im Vergleich zur Vorwoche mussten 125 Personen mehr Spitalpflege beanspruchen. Täglich verstarben in Österreich in den letzten Tagen rund 30 Personen. Auch hier zeigt der Trend leicht nach oben. Ein möglicher Grund: die Verbreitung der BA.2-Variante, welche bei unserem östlichen Nachbarn gut drei Viertel aller Fälle ausmacht.

Die Situation in Österreich bis am 21. Februar 2022. BA.2 (hellviolett) macht rund 74 Prozent der Fälle aus, Omikron (BA.1, dunkelviolett) wurde praktisch schon verdrängt.
Die Situation in Österreich bis am 21. Februar 2022. BA.2 (hellviolett) macht rund 74 Prozent der Fälle aus, Omikron (BA.1, dunkelviolett) wurde praktisch schon verdrängt.bild: covariants.org

In Österreich stehen trotzdem Lockerungen an. Am 16. Februar hatte die Regierung mit den Bundesländern über die nächsten Schritte beraten. Seit dem 19. Februar wurde von 2G auf 3G gewechselt, Sperrstunde und Maskenpflicht blieben. Ab dem 22. Februar wurden die Einreisebestimmungen gelockert und am 5. März werden weitgehend alle Massnahmen fallen. Dann bleibt eigentlich nur noch die Maskenpflicht in lebensnotwendigem Handel und in öffentlichen Verkehrsmitteln.

A worker moves boxes carrying Novavax Inc.'s COVID-19 vaccine at SK Bioscience Co. in Andong, South Korea, on Feb. 9, 2022. South Korea will begin offering Novavax Inc.'s COVID-19 vaccine at ...
Novavax wird jetzt auch in Europa verwendet.Bild: keystone

In Österreich läuft diese Woche die Impfung mit dem Proteinimpfstoff Novavax an. 1,1 Millionen Dosen sind bereits im Land eingetroffen und werden an die Bundesländer verteilt. Auch Italien nutzt ab Dienstag den Impfstoff erstmals. Der Impfstoff könnte für Menschen interessant sein, welche gegenüber der mRNA-Technologie von Moderna oder Pfizer/BioNTech Vorbehalte haben.

In der Schweiz wurde das Zulassungsgesuch für Novavax Mitte Februar eingegangen. Wird der Totimpfstoff zugelassen, hat die Schweiz sechs Millionen Dosen reserviert.

Die tiefste Anzahl Hospitalisierte und Todesfälle weist seit längerer Zeit die Niederlande aus. Am 25. Februar wurden dort praktisch alle Massnahmen aufgehoben.

Was das für die Schweiz bedeutet

Und was bedeutet das alles für die Schweiz? Das ist aktuell schwierig zu sagen. Die Zeitpunkte der Öffnungen und Entwicklungen der Zahlen sind unterschiedlich. Ein Szenario wie in Dänemark ist genauso möglich, wie weiterhin sinkende Zahlen.

Klar ist einzig: Das Virus zirkuliert weiterhin. Schweizweit bleibt die Positivitätsrate bei PCR-Tests bei knapp 40 Prozent, einige Kantone weisen Werte von (deutlich) über 50 Prozent aus. Diese Regionen wurden Ende Januar erstmals erreicht und seither bleibt das Niveau ungefähr gleich. Die Dunkelziffer dürfte dabei hoch liegen.

Auch der R-Wert steigt in der Schweiz wieder. In den Kantonen Appenzell Ausserrhoden (1,02), Graubünden (1,01) und Schaffhausen (1,24) kletterte er schon über den wichtigen Grenzwert von 1. In anderen Kantonen nähert er sich dieser Grenze an.

Ziel ist in der Schweiz und den umliegenden Ländern, dass die Überlastung der Spitäler verhindert werden kann. Bisher hat sich die Situation seit der Aufhebung der Massnahmen am 17. Februar nicht verschlechtert, sie hat sich in den letzten Tagen gar etwas entspannt. Am Montag (28.2) wurden allerdings wieder mehr Spitaleintritte vermeldet (182) als noch vor einer Woche (164). BA.2 machte gemäss der aktuellsten Meldung von covariants.org rund 15 Prozent aller Fälle in der Schweiz aus. Ob dieser gefährlicher ist als die «originale» Omikron-Variante, ist noch nicht geklärt.

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46 Kommentare
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dieBied
01.03.2022 09:01registriert Mai 2017
Die Pandemie ist nicht vorbei, so gerne wir das alle hätten! Ich bin genesen vor gut zwei Jahren, dreimal geimpft und nun seit Wochen krank; zuerst richtig üble Symptome, und nun Long Covid...
Passt weiter auf euch und euere Mitmenschen auf und bleibt gesund!
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what_else?
01.03.2022 08:57registriert April 2020
Schade dass die Grafike nicht lesbar sind. Vier grau/schwarze Kurven kann man nicht auseinanderhalten.
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Pummelfee
01.03.2022 10:42registriert Mai 2020
Man hat ja jetzt erreicht, was man wollte: es wird weniger getestet. Unsere Labore waren ja dermassen überlastet. Er werden Testcenter geschlossen. Und sollte dann im Herbst eine neue Variante durch Land ziehen, ist man dermassen überrascht und hat keine Kapazitäten. Aber wir beobachten weiter…
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