Der Schweizer Infektiologe Manuel Battegay sprach schon im Dezember von einem möglichen Gamechanger. Kollege Andreas Widmer wurde noch deutlicher: «Paxlovid stellt einen Durchbruch bei medikamentösen Corona-Therapien dar».
In den USA erhielt das Corona-Medikament bereits vor Wochen die Notfallzulassung. Nun hat auch die EU-Arzneimittelbehörde EMA grünes Licht für die Zulassung von Paxlovid gegeben. In der Schweiz wurde ein Zulassungsgesuch am 18. Januar eingereicht.
Wie viel Hoffnung dürfen wir in den «Gamechanger» stecken? Ist Paxlovid das Wundermittel auf dem Weg aus der Pandemie? Eine Übersicht:
Der US-Hersteller spricht von einer «überwältigenden Wirksamkeit». Das Medikament könne das Virus an einer «verwundbaren Stelle» treffen, sagte Daniel Kalanovic, medizinischer Direktor bei Pfizer in Deutschland. «Der Wirkstoff blockiert eines der wichtigsten Enzyme, die das Coronavirus braucht, um sich zu vermehren». Er hoffe, dass damit auch der «Wendepunkt in der Pandemie» erreicht werden könne.
Ja, das geht. Die Covid-Pille gilt als sehr effektiv. Gerade bei Menschen mit Vorerkrankungen soll sie das Risiko von sehr schweren Krankheitsverläufen um 89 Prozent senken. Das heisst also, dass die Zahl der Leute, die ins Spital müssen, um 89 Prozent gesenkt werden kann. Damit liegt die Wirksamkeit weit über allen bisherigen Medikamenten.
Patientinnen und Patienten nehmen nach Angaben des Herstellers während fünf Tage zweimal täglich jeweils drei Tabletten ein. Der im Medikament enthaltene Wirkstoff Nirmatrelvir soll danach das Sars-CoV-2-Protein hemmen und die Vermehrung des Virus stoppen.
Zu möglichen Nebenwirkungen gehören eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns, Durchfall, Bluthochdruck und Muskelschmerzen. Das Mittel könnte auch die Wirkung anderer Medikamente beeinträchtigen, schreibt die EMA. Sie bilanziert jedoch: «Das Sicherheitsprofil von Paxlovid war günstig und Nebenwirkungen im allgemeinen milde».
Auf der Grundlage von Laborstudien wird erwartet, dass es auch gegen Omikron und andere Varianten wirkt.
Ausgelassen feiern und trinken ohne Maske – und im Falle einer Infektion, rasch Paxlovid reinhauen – so einfach ist es dann doch nicht. Das Medikament ist vor allem für Hochrisikopatientinnen und -patienten gedacht. Zudem sind sie im Vergleich zu vorbeugenden Impfungen deutlich teurer und in der Anwendung komplizierter.
Paxlovid muss zudem sehr schnell nach einer Infektion eingenommen werden, da sich das Virus gerade am Anfang rasch vermehrt. In der Regel dauert es einige Tage, bis eine Infektion überhaupt bemerkt wird. Wenn man also erst nach Tagen feststellt, dass man an Covid erkrankt ist, könnte es schon zu spät sein.
Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach sagte, dass das Mittel sich insbesondere für die Behandlung «ungeimpfter Risikopatienten» eigne. Auch die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hatte erklärt, dass das Medikament für die breite Bevölkerung kein Ersatz für eine Impfung sei.
(meg)
Evtl. liegt es daran, dass wir einen grösseren Bezug zu Pillen haben. Fast jede/r schluck ab und zu ein Medi. Aber die wenigsten setzen sich eine Spritze.
Und das Medi wird meistens genommen, wenn Symptome vorhanden sind. Und wenn man spürt, dass was nicht in Ordnung ist, ist man halt eher bereit was zu nehmen.