Omikron gilt nach bisherigem Wissenstand als deutlich ansteckender als die Delta-Variante . Das zeigt sich auch an den hohen Infektionszahlen in Deutschland. Aktuell haben sich mehr als 126'000 Menschen neu mit dem Virus infiziert (Stand 25. Januar 2022). Doch: Bei der Mehrheit verläuft die Infektion mild. Die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen sinkt stetig.
Omikron verursacht also weniger häufig schwere Covid-19-Verläufe als die Delta-Variante, obwohl es ihr besser gelingt, den Immunschutz zu umgehen. Die Gründe hierfür waren bisher unklar.
Eine neue Studie von Wissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt, des Universitätsklinikums Frankfurt und der britischen University of Kent zeigt nun, dass Omikron weniger gut zelluläre Abwehrmechanismen gegen Viren blockieren kann als Delta.
«Unsere Zellkulturexperimente liefern eine erste Erklärung dafür, warum Omikron-Infektionen häufiger milde klinische Verläufe nach sich ziehen: Offenbar kann Omikron im Gegensatz zu Delta nicht verhindern, dass die befallenen Zellen Interferon produzieren und ausschütten», erläutert Prof. Martin Michaelis von der University of Kent.
Das bedeutet: Die Viren der Omikron-Variante sind besonders empfindlich gegenüber der sogenannten Interferon-Antwort.
Interferone sind Signalstoffe der Körperabwehr und Teil des angeborenen Immunsystems. Sie spielen unter anderem bei der Bekämpfung von Viren eine zentrale Rolle.
Ausserdem deuteten Zellkulturdaten darauf hin, dass acht wichtige Wirkstoffe gegen Covid-19 auch die Vermehrung der Omikron-Variante effektiv hemmen.
Die Forscher testeten demnach:
Die Wirkstoffe sind zum Teil in der Entwicklung, zum Teil bereits zugelassen. Alle zeigten der Zellkulturstudie zufolge eine ähnliche Wirksamkeit wie gegen die Vermehrung der Delta-Variante.
«Obwohl unsere Zellkulturexperimente natürlich nicht ohne Weiteres auf die ungleich komplexere Situation in Patienten übertragbar sind, geben sie Hoffnung, dass die enormen Anstrengungen zur Entwicklung von Covid-19-Medikamenten nicht vergebens waren», sagte Prof. Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische Virologie der Goethe-Universität.
Er sei zuversichtlich, dass auch gegen die neue Omikron-Virusvariante bald ein breites Spektrum an Wirkstoffen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung stehe.
Verwendete Quellen: