Jedes Jahr präsentiert der IT-Konzern IBM fünf Technologietrends, die unsere Art zu leben, zu arbeiten und miteinander zu kommunizieren verändern werden. Auch für 2017 hat das Unternehmen eine solche Liste zusammengestellt. Diesmal liege, so IBM, der Fokus auf «Technologien, die das Unsichtbare in unserer Umgebung sichtbar machen». Hier sind sie:
Depressionen, bipolare Störungen, Schizophrenie oder neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz – psychische Krankheiten zeigen sich in unserer Sprache. Kognitive Systeme analysieren heute schon die Art, wie wir sprechen, wie wir formulieren und welche Wörter wir verwenden. Aus der Analyse von Sprachmustern schliessen sie auf unsere psychische Verfassung. Derzeit reichen 300 Wörter für erste Vorhersagen.
Bald sollen diese Systeme laut IBM mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) auch Krankheitsbildern wie Autismus oder posttraumatischen Belastungsstörungen auf die Spur kommen und das medizinische Fachpersonal bei der Diagnose und Therapie unterstützen. Zudem werden mobile Geräte zum Einsatz kommen und es den Patienten ermöglichen, sich selber zu untersuchen. Dies kann besonders für Leute von Vorteil sein, die an einer schubweise auftretenden Krankheit leiden – ihr Smartphone kann sie rechtzeitig vor einem Rückfall warnen.
Will man sich über den Nährwert oder das Verfallsdatum eines Lebensmittels schlau machen, muss man mühsam den Aufdruck auf der Verpackung nach der gewünschten Information absuchen. Das wird laut IBM bald ein Ding der Vergangenheit sein. Neue Geräte, die hyper-bildgebende Technologie mit KI kombinieren, werden unser Wahrnehmungsvermögen zudem weit über den Bereich des sichtbaren Lichts hinaus erweitern.
Die Sensoren in diesen Geräten werden immer billiger und kompakter – und können bald in Smartphones gesteckt werden. So wird man mit dem Smartphone Verpackungen scannen können, um Nährwert oder Haltbarkeit zu überprüfen. Daneben werden solche Sensoren beispielsweise aber auch in Windschutzscheiben integriert werden können, um den Fahrer bei ungünstigen Sichtverhältnissen als «zweites Paar Augen» vor Gefahren zu warnen.
Die Datenflut steigt unaufhörlich. Zahllose Geräte weltweit sammeln unablässig Informationen über alles, was auf dem Planeten geschieht. Dies wird sich mit dem Internet der Dinge noch verstärken: Vom Kühlschrank über die Wetterstation bis zum Satelliten werden die Geräte Unmengen von Daten liefern. Bisher werden diese Informationen nur wenig genutzt. Doch in den nächsten fünf Jahren, so glaubt IBM, werden Software und selbstlernende Algorithmen uns dabei helfen, diese Datenflut zu meistern.
Mithilfe dieser sogenannten «Makroskope», wie IBM sie nennt, werden komplexe Zusammenhänge, die bisher verborgen waren, auch für das menschliche Gehirn sichtbar. In der Landwirtschaft zum Beispiel soll die intelligente Auswertung von Daten zu Anbaumethoden, Bodenbeschaffenheit, Grundwasservorräten und Klima dazu beitragen, dass Bauern den Ertrag ihres Bodens steigern können, ohne der Umwelt zu schaden.
Krankheiten wie Krebs oder Parkinson sind im Frühstadium schwierig zu erkennen. Oft merken Betroffene erst, dass sie an einer solchen Krankheit leiden, wenn diese schon fortgeschritten ist. Das soll sich in der näheren Zukunft ändern: Man wird seinen Gesundheitszustand dann viel genauer im Auge behalten können – mithilfe von Chip-Labors.
Ganze medizinische Labors sollen in Zukunft auf einem Chip Platz finden und die Früherkennung von Krankheiten revolutionieren. So können Biopartikel in Körperflüssigkeiten auf solche Krankheiten hinweisen – doch viele sind extrem klein und schwer nachweisbar. Derzeit können Prototypen bereits Biopartikel mit einem Durchmesser von nur 20 Nanometern isolieren. Mit solchen Mini-Labs, die überdies mit Geräten wie Smartwatches verbunden wären, könnten wir zuhause Urin und Blut selber kontrollieren und würden rechtzeitig von Abweichungen erfahren.
Die Überwachung von Schadstoffen soll in nächster Zukunft einfacher werden, prognostiziert IBM. Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen preiswerte Methansensoren auf den Markt kommen, die zum Beispiel bei Förderstätten und Pipelines zum Einsatz kommen können. Methan, das wie manch andere Schadstoffe für das menschliche Auge nicht sichtbar ist, trägt als Treibhausgas wesentlich zur Erderwärmung bei. Mit Methansensoren liesse sich ein Methan-Leck innerhalb von Minuten statt Wochen finden.
Daneben werden in naher Zukunft vermutlich auch Sensoren entwickelt, die Feinstaub und Ölreste im Wasser entdecken können. Damit könnten ökologische Schäden viel früher bemerkt und die Wahrscheinlichkeit von Katastrophen vermindert werden.
(dhr)