Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Special Effects aus dem Computer kommen. Viele von uns glauben dies und selbst Medien schreiben von Special Effects (ja auch watson), wenn sie von Computereffekten reden. Korrekterweise müsste es aber «Visual Effects» heissen, denn Special Effects haben so rein gar nichts mit Computern zu tun.
Um zu verstehen, was Special Effects sind und wo ihr Unterschied zu den Visual Effects liegt, müssen wir zuerst einen sehr kurzen Crash-Kurs in Filmproduktion belegen.
Die Produktion eines Filmes dauert lange, sehr lange. Dabei kann man den Zeitraum vom fertigen Drehbuch bis zum fertigen Film in drei Phasen einteilen. Zuerst kommt die «Pre-Production» (dt. Vorproduktion). In dieser Zeit wird alles geplant und organisiert, was für den Dreh eines Films nötig ist.
Sind die Vorbereitungen abgeschlossen, geht der Film in die Phase «Principal photography» (dt. Dreharbeiten). Nun rollen endlich die Kameras.
Ist die letzte Klappe gefallen, muss der Film natürlich noch fertig gestellt werden. Dafür kommt er in die «Post-Production» (Nachproduktion). Hier wird der Film geschnitten und der Ton und das Bild so lange nachbearbeitet, bis der Streifen bereit für die Kinos ist.
Doch was hat das alles mit Special und Visual Effects zu tun? Nun, um diese beiden Effekte auseinander halten zu können, ist es am einfachsten, wenn man versteht, wo sie zum Einsatz kommen: Während die Special Effects ausschliesslich beim Dreh zum Einsatz kommen, werden die Visual Effects in der Nachproduktion hinzugefügt.
Obwohl Visual Effects heutzutage praktisch ausschliesslich aus dem Computer stammen, haben sie bereits eine lange Tradition. Schon als der Film noch in den Kinderschuhen steckte und stumm war, kamen Visual Effects zum Einsatz. Ein grosser Vorreiter auf diesem Gebiet war der französische Filmemacher Georges Méliés. Er hat als einer der ersten Visual Effects im grossen Stil eingesetzt, um seine Zuschauer in fremde Welten zu entführen. Ein auch heute noch bekanntes Sujet ist das Mondgesicht mit einer Kanonenkugel im linken Auge aus seinem Film «Le Voyage dans la Lune».
Natürlich gab es zu Zeiten Méliés noch keine Computer und so mussten sich die Filmkünstler dieser Zeit einiges einfallen lassen, um möglichst glaubhafte Illusionen zu erzeugen. Die häufigste Methode war, den belichteten Filmstreifen im Nachhinein zu zerschneiden und mit anderen Filmstreifen, die separat gefilmte Szenen enthielten, zu neuen Szenen zu kombinieren.
Die Beispiele 2, 3, 7 und 8 in diesem Beitrag zeigen gut auf, wie man früher Visual Effects gemacht hat (die restlichen Beispiele sind Special Effects):
Mit dem Einzug des Computers wurde es dann möglich, immer aufwändigere und unglaublichere Visual Effects zu kreieren. Im Prinzip macht man auch am Computer immer noch das Gleiche: Man zerschneidet und kombiniert Bilder zu neuen Szenen. Damit man am Computer ein Objekt einfacher von seinem Hintergrund ausschneiden kann, hat man angefangen Blue Screens und Green Screens einzusetzen, was wiederum zu unserem heutigen Bild passt, das wir von Filmen haben: Blauer und grüner Stoff überall.
Special Effects werden ausschliesslich live erzeugt, also auf dem Filmset, während gedreht wird. Sie können spekakulär, aber auch unscheinbar sein, sodass man sie auf den ersten Blick gar nicht als solche erkennt.
Auch Special Effects gibt es bereits seit Beginn der Filmgeschichte. Wie schon bei den Visual Effects war George Méliès auch bei den praktischen Effekten ein Pionier und hat den Weg für viele grossartige Werke bereitet.
Filme wie «Metropolis» (1927), «King Kong und die weisse Frau» (1933), «Ben Hur» (1959) oder auch «Jurassic Park» (1993) haben mit ihren Special Effects zu ihrer Zeit verblüfft und auch «Interstellar» (2014) hat jüngst bewiesen, dass Special Effects mit Visual Effects konkurrieren können.
Special Effects kann man grob in zwei Kategorien einteilen: Optische und mechanische Effekte. Optische Effekte entstehen, indem man auf dem Set Kameraperspektive und Licht der Szene so manipuliert, dass man durch die Kameralinse etwas anderes sieht, als wenn man die Szene mit blossem Auge betrachten würde. So kann man zum Beispiel nur durch die richtige Kameraperspektive eine Person grösser als eine andere aussehen lassen, obwohl beide in etwa gleich gross sind. Ein interessantes Beispiel, wo dies sehr häufig zum Einsatz kam, ist «Der Herr der Ringe».
Die mechanischen Effekte umfassen alles, was während dem Dreh passiert, aber künstlich erzeugt werden muss.
Wer jetzt denkt, dass dies doch genauso gut auch Visual Effects sein könnten, hat natürlich nicht unrecht. Heutzutage kann man jeden Special Effect auch als Visual Effect umsetzen und genau hier setzt die Diskussion vieler Kinogänger an: Sind Computereffekte wirklich besser als praktische Effekte?
Die Diskussion dazu wäre ein ganzer, eigener Artikel wert und selbst dann würde man sich nicht einig werden. Aber zumindest wisst ihr jetzt, was Special Effects sind.