Paare mit Kindern gingen in der Corona-Zeit häufiger fremd
Mütter und Väter neigten in dieser herausfordernden Zeit eher zu Affären als Menschen ohne Kinder. Das geht aus einer neuen amerikanischen Studie der Indiana University Bloomington hervor. Forscher unter der Leitung der Psychologin Jessica Campbell befragten 1070 Amerikaner in festen, heterosexuellen Beziehungen zu ihren Erfahrungen in den Jahren 2020 und 2021. Es geht also um das erste Jahr der Pandemie, als Schulen und Kindertagesstätten lange Zeit geschlossen waren. Die Teilnehmer mussten angeben, ob sich ihr Verlangen nach einem Seitensprung seit Beginn der Lockdowns verändert hatte und ob sie tatsächlich fremdgegangen waren.
Das Forschungsteam war von den Ergebnissen, die in der Fachzeitschrift PLOS One veröffentlicht wurden, überrascht. Eltern gaben häufiger als kinderlose Paare an, dass ihr Verlangen nach einer ausserehelichen Affäre seit März 2020 zugenommen habe. Und was noch wichtiger ist: Sie gaben auch häufiger zu, tatsächlich fremdgegangen zu sein. «Unsere aktuelle Studie ergab, dass Eltern im Vergleich zu Nicht-Eltern in Zeiten erheblichen Stresses, beispielsweise während der Corona-Pandemie, ein stärkeres Verlangen nach Untreue und tatsächliche Untreue angaben», so Campbell.
Stress erhöht das Risiko für Seitensprünge
Dass Stress und Beziehungsprobleme Hand in Hand gehen, ist seit Langem bekannt. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass hoher Arbeitsdruck, finanzielle Sorgen und andere externe Stressfaktoren das Risiko für Untreue erhöhen. Die Pandemie hat diesem toxischen Cocktail einige einzigartige Zutaten hinzugefügt: die ständige Anwesenheit des Partners und der Kinder, weniger Privatsphäre und oft auch Sorgen um die Gesundheit und die Arbeitsplatzsicherheit.
Die aktuelle Studie zeigt, dass Männer im Allgemeinen häufiger angaben, ihr Verlangen nach einem Seitensprung habe zugenommen. Zudem gaben Männer auch häufiger an, dass sie tatsächlich fremdgegangen seien. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit der bestehenden Literatur zu geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Untreue.
Unterschiede zwischen Vätern und Müttern sind minimal
Bemerkenswert war jedoch, dass die Unterschiede zwischen Vätern und Müttern minimal waren. «Männer berichteten im Allgemeinen von mehr Verlangen und ehebrecherischem Verhalten als Frauen. Wir hatten erwartet, dass vor allem Väter bei Untreue und erhöhtem Verlangen hohe Werte erzielen würden, aber die Zahlen zeigten etwas anderes. Die Ergebnisse von Müttern und Vätern liegen in dieser Studie sehr nahe beieinander. Anscheinend hat die Pandemie einen breiten Einfluss auf Eltern und hat bei beiden Geschlechtern etwas ausgelöst», so Campbell.
Gezielte Unterstützung für Eltern
«Die Studie zeigt, dass Eltern während stressreicher Lebensereignisse besonders anfällig für Risikofaktoren im Zusammenhang mit Untreue sind», schreiben die Wissenschaftler. Ihrer Meinung nach besteht daher ein Bedarf an gezielter Unterstützung für Eltern, damit sie ihre Beziehung in Zeiten kollektiven oder persönlichen Drucks aufrechterhalten können. Die Studie beschränkt sich auf die USA und heterosexuelle Paare, aber die Schlussfolgerung ist eindeutig: In Zeiten grosser Belastung sind gerade Eltern besonders anfällig für Versuchungen ausserhalb ihrer Beziehung.
Campbell und ihre Kollegen betonen, dass dies nicht bedeutet, dass Eltern per se häufiger fremdgehen, sondern dass die Kombination aus Stress, familiären Verpflichtungen und eingeschränkter persönlicher Freiheit einen Nährboden für Spannungen bildet. «Es ist wichtig, diese Menschen zu identifizieren und ihre Beziehungen gezielt zu unterstützen. So können Väter und Mütter besser mit Phasen kollektiver oder persönlicher Spannungen umgehen», fasst Campbell zusammen.
Mit anderen Worten: Wenn erneut eine grosse Krise auftritt, ist es in den folgenden Monaten nicht nur wichtig, Mundschutzmasken und Impfstoffe zu beschaffen. Auch auf die emotionale Gesundheit von Singles und Paaren sollte vermehrt geachtet werden – insbesondere von Eltern, die plötzlich viel mehr zu bewältigen haben, als für ihre Beziehung gut ist. (dhr)
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