Wissen
Forschung

Studie: Fisch hilft bei Multipler Sklerose

Studie: Fisch hilft bei Multipler Sklerose

24.03.2025, 09:4724.03.2025, 09:47
Mehr «Wissen»

Häufiger Konsum von Fischmahlzeiten kann offenbar das Fortschreiten einer Multiplen Sklerose (MS) verzögern. Das ergibt sich aus einer seit 2005 durchgeführten Studie der schwedischen Epidemiologin Anna Hedström vom Karolinska Institut in Stockholm.

indigirka salat sibirien russland fisch essen food
Der Konsum von Fisch kann das Fortschreiten von Multipler Sklerose verzögern.Bild: Shutterstock

Die neue Untersuchung, deren Ergebnisse im «Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry» erschienen sind, stellt einen Teil einer grossen Langzeitbeobachtung von MS-Patienten dar, die seit 2005 durchgeführt wird. Dabei geht es auch um den Einfluss des Lebensstils auf die chronische neurologische Erkrankung.

Die MS entsteht durch entzündliche Autoimmunprozesse im Zentralnervensystem, wodurch die «Isolierschichten» der Nervenverbindungen geschädigt werden. Das führt – am Beginn oft schubweise – zu akuten Krankheitsphasen, nach denen zunehmend Behinderungen bleiben. Zunehmende Invalidität ist oft die Konsequenz. In den vergangenen drei Jahrzehnten haben sich die Behandlungsmöglichkeiten bei der MS durch mittlerweile zahlreiche immunologisch wirksame Medikamente dramatisch verbessert.

Landesweite schwedische Untersuchung

Während bereits publizierte Forschungsergebnisse einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Fisch und einem geringeren Grad der Behinderung bei MS-Patienten zu einem bestimmten Zeitpunkt aufwiesen, gab es bisher kaum Informationen darüber, wie sehr sich Fischkonsum auf den Verlauf der Erkrankung auswirkt. Um dies zu untersuchen, zogen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Daten von 2'719 neu diagnostizierten MS-Patienten (Durchschnittsalter 38 Jahre) aus der in Schweden landesweiten «Epidemiologischen Studie über Multiple Sklerose» heran.

Die Aufnahme in die Untersuchung erfolgte zwischen April 2005 und Juni 2015. Am Beginn machten alle Teilnehmer Angaben zu Umweltbelastungen und Lebensgewohnheiten, darunter auch über den Konsum von magerem und/oder fettem Fisch. Dieser wurde so kategorisiert: nie Fisch oder selten, ein bis dreimal pro Monat oder wöchentlich. Die Beobachtungsdauer betrug bis zu 15 Jahre.

Auch Erhöhung des Fischkonsums half

Das Hauptergebnis, so die wissenschaftliche Zeitschrift: "Der höchste Fischkonsum zum Zeitpunkt der Diagnose war mit einem um 44 Prozent geringeren Risiko einer Verschlechterung der Behinderung sowie mit einem um 45 Prozent geringeren Risiko der Entwicklung der Erkrankung bis zu einer Situation von mässiger Behinderung bei voller Gehfähigkeit verbunden. Bis zu relativ schwerer Behinderung mit begrenzter Gehfähigkeit kam es in dieser Patientengruppe um 43 Prozent seltener als bei den Probanden, welche keinen oder sehr wenig Fisch assen.

Im Jahr 2021 füllten 1719 Teilnehmer an der Studie erneut einen Fragebogen aus, in dem die Veränderungen des Fischkonsums im Laufe der Zeit bewertet wurden. 412 Probanden (24 Prozent) hatten ihren Fischkonsum geändert: 288 hatten ihn erhöht, 124 assen mittlerweile weniger Fisch.

Bei denjenigen, die ihren Fischkonsum in etwa verdoppelten, war das Risiko einer bestätigten Verschlechterung der Behinderung um 20 Prozent geringer als bei denjenigen, die weiterhin wenig oder keinen Fisch assen. Die wenigen Probanden (16), welche schliesslich viel mehr Fisch konsumierten als zu Beginn, wiesen sogar um 59 Prozent seltener vermehrte Behinderungen auf.

Aminosäure Taurin als Schutzfaktor?

Durch statistischen Ausgleich zeigte sich, dass der Fischkonsum unabhängig von anderen Lebensstilfaktoren wie körperliche Aktivität, Gewicht, Rauchen, Alkoholkonsum etc. einen Einflussfaktor darstellt. Es dürften aber nicht die oft genannten Omega-3-Fettsäuren sein, die den Ausschlag geben.

Die schützende Wirkung trat nämlich unabhängig davon auf, ob besonders fetter Fisch – Sardinen, Makrelen, Hering, Thunfisch, Lachs oder Forellen – gegessen wurde. Auch der häufige Konsum von fettärmerem Fisch wie Kabeljau, Schellfisch oder Zander hatte Wirkung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nehmen an, dass im Fisch enthaltenes Taurin (Aminosäure, die in hoher Konzentration auch im Gehirn vorkommt) eine MS-schützende Wirkung hat. (dab/sda/apa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
8
Paare mit Kindern gingen in der Corona-Zeit häufiger fremd
Die Corona-Pandemie hat unser soziales Leben weitgehend zum Erliegen gebracht. Wer dachte, dass vor allem Singles durch die Lockdowns verzweifelt waren, irrt sich: Paare gingen im ersten Pandemiejahr viel häufiger fremd, und es gab auch einen bemerkenswerten Unterschied zwischen Paaren mit und ohne Kinder.
Mütter und Väter neigten in dieser herausfordernden Zeit eher zu Affären als Menschen ohne Kinder. Das geht aus einer neuen amerikanischen Studie der Indiana University Bloomington hervor. Forscher unter der Leitung der Psychologin Jessica Campbell befragten 1070 Amerikaner in festen, heterosexuellen Beziehungen zu ihren Erfahrungen in den Jahren 2020 und 2021. Es geht also um das erste Jahr der Pandemie, als Schulen und Kindertagesstätten lange Zeit geschlossen waren. Die Teilnehmer mussten angeben, ob sich ihr Verlangen nach einem Seitensprung seit Beginn der Lockdowns verändert hatte und ob sie tatsächlich fremdgegangen waren.
Zur Story