Menschen «schöntrinken»: Studie deckt Mythos auf
Wahrscheinlich kennen wir alle den Spruch, man könne sich einen anderen Menschen «schöntrinken». Eigentlich ist er ein Ausdruck dafür, dass der Alkohol Blockaden in uns löst, das Flirten mit einem anderen Menschen leichter macht und wir, ganz platt gesagt, Lust auf Sex haben. Dabei empfinden wir einen Menschen im Rausch womöglich als sehr viel attraktiver, als wenn wir nüchtern sind. Aber ist das tatsächlich der Fall?
Das haben sich auch Forscher vom Stanford Prevention Research Center in Kalifornien gefragt und den Mythos untersucht. Wie? Die Psychiaterin Molly Bowdring liess 36 heterosexuelle Männer Fotos von Frauen nach deren Aussehen bewerten und zusätzlich dazu auflisten, welche der Frauen sie gerne kennenlernen würden. Den Männern wurde versprochen, diese Frauen später tatsächlich treffen zu können.
Die Bierbrille
Deutschsprachige sprechen vom Schöntrinken, die Amerikaner haben sich für das gleiche Phänomen den Begriff Beer Goggles (zu Deutsch: Bierbrille) ausgedacht. Oder mit anderen Worten: durch zwei Gläser Bier betrachtet, erscheint das Gegenüber gleich als viel schöner.
Dieser Bewertungs- und Auswahlprozess wurde zweimal wiederholt, heisst es im «Journal for Studies of Alcohol and Drugs», in dem die Studie veröffentlicht wurde. Beim ersten Durchgang wurde den Männern ein Glas Cranberry-Saft serviert, beim zweiten ein Glas Cranberry-Saft mit Wodka.
Nicht schöner, aber mutiger
Das Ergebnis: Mit Alkohol im Blut bewerteten die Männer die Frauen nicht besser. Aber die Männer wurden mutiger. Das heisst, sie gaben nun an, Frauen treffen zu wollen, die sie im nüchternen Zustand als «sehr attraktiv» betitelt, sich für ein Treffen aber keine Chance ausgerechnet hatten.
«Ein Rausch macht das Gegenüber also nicht schöner, aber der Alkoholkonsum macht es wahrscheinlicher, dass Menschen jemanden ansprechen, den sie bereits attraktiv finden», fasst Bowdring zusammen. Oder einfacher gesagt: Das «Schöntrinken» ist nur ein Mythos.