«Wir reden kaum mehr von einem System» – wie Fribourg den Meister-Code knacken will
Zwei Verteidiger, ein Center und zwei Flügelstürmer. In der Theorie stellt sich ein Eishockeyteam von alleine auf. Doch in Freiburg lernen sie gerade vieles neu.
Nach zwölf Jahren bei Frölunda mit zwei Meistertiteln und vier Erfolgen in der Champions Hockey League arbeitet Roger Rönnberg erstmals im Ausland. Der Schwede kam mit einer Einstellung nach Freiburg, die an den «Totaal Voetbal» der niederländischen Fussballer aus den 1970er-Jahren erinnert: Jeder macht alles.
«Wir sind noch nicht bei 100 Prozent»
Bei Gottéron ging es weg vom System, dafür hin zu Prinzipien. «Wir reden kaum mehr von einem System», erzählt Lars Leuenberger, Rönnbergs Assistenztrainer. Das sei nicht einfach. «Wir haben uns alle gewöhnt, ein 2-1-2, ein 1-2-2 oder eine andere Formation zu spielen. Und jetzt reden wir mehr darüber, was wir in bestimmten Situationen machen müssen.»
«Das benötigt viel Zeit, bis es sitzt», sagt Leuenberger. Aktuell belegt der HCFG in der National League Rang 4 – der Prozess geht also in die richtige Richtung. «Wir sind noch nicht bei 100 Prozent. Aber man sieht eine Entwicklung», findet der Assistenztrainer, der für die Stürmer zuständig ist. «Sie sagten mir schon öfters, dass sie glücklich sind, Schweizerdeutsch sprechen zu können. Wir können uns so einfach besser ausdrücken, exakter fragen.»
«Es ist ein wenig wie bei Kleidern»
Lars Leuenberger war selber schon Cheftrainer, führte den SC Bern 2016 zum Schweizer Meistertitel und gewann mit Fribourg 2024 den Spengler Cup. Nun ist der 50-Jährige wieder im zweiten Glied – und lernt selber wieder. «Für uns alle ist das Neuland, es ist unglaublich spannend», sagt er über das «System Rönnberg».
Allerdings, wendet Leuenberger ein, habe sein schwedischer Chef das Hockey nicht neu erfunden. «Das kann man nicht. Es ist ein wenig wie bei Kleidern: Plötzlich sind Hosen, die vor 20 Jahren in Mode waren, wieder angesagt. Was wir hier diskutieren, habe ich teils vor Jahren schon als Assistent mit Guy Boucher beim SC Bern umgesetzt.»
Verwirrung bei den Spielern
Das Wichtigste sei, dass die fünf Mann auf dem Eis gleich denken und handeln würden, streicht Lars Leuenberger heraus. «Als wir den Spielern unsere Ideen im August erstmals vorgestellt haben, fragten sie: ‹Wo stehe ich denn jetzt in dieser oder jener Situation hin?› Und die Antwort war: ‹Finde es heraus, du liest jetzt das Spiel.›»
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Die Umstellung benötige Geduld von allen Beteiligten – vom Chef, seinen Assistenten und den Spielern. Bei Fribourg-Gottéron hat Roger Rönnberg bis 2028 unterschrieben. Sollte dem Schweden das scheinbar Unmögliche gelingen, den Klub zum ersten Meistertitel der Klubgeschichte zu hexen, würden sie an der Saane noch in hundert Jahren von seinem System, das kein System ist, schwärmen.
