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Lina Peak: In Zermatt soll grösster Schweizer Wolkenkratzer entstehen

Lina Peak Wallis Zermatt Hochhaus geplanter Turm
Bild: Lina Peak

Walliser will grössten Wolkenkratzer der Schweiz bauen ... in Zermatt

Ein Walliser will in Zermatt den höchsten Wolkenkratzer der Schweiz bauen. Ein 500-Millionen-Projekt mit 1000 Wohnungen. Doch grosse Bauprojekte bergen oft grosse Risiken – und scheitern.
27.11.2025, 17:4527.11.2025, 18:01
Harold Unterlerchner
Harold Unterlerchner

Der Zermatter Architekt und Hotelier Heinz Julen hat in der RTS-Sendung 19h30 eine Idee vorgestellt, die, wie der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay sagt, «zumindest eine Debatte anstösst». Es geht um den Bau des höchsten Turms der Schweiz, und zwar in Zermatt: ein 260 Meter hohes Gebäude mit insgesamt 1000 Wohnungen.

Lina Peak Zermatt geplanter Turm Hochhaus
So soll der Turm aussehen.Bild: Lina Peak

Während das Projekt von Heinz Julen 500 Luxuswohnungen für eine wohlhabende Kundschaft vorsieht, stellt sich der Architekt vor, dass der Rest als günstiger Mietwohnraum genutzt wird:

«Diese 500 Wohnungen werden die ganze Situation in Zermatt beruhigen, das sollte für die nächsten 30 Jahre reichen.»
Heinz Julen

Und für ihn ist sein Projekt eines «vertikalen Dorfs» nicht nur heute zentral, sondern vor allem für die Zukunft des Ortes nötig:

«Der Lina Peak ist ein Ventil für Zermatt – er schafft Raum, löst Druck und gibt dem Dorf die Ruhe zurück, die es braucht, damit Einheimische und Gäste sich auch in Zukunft wohlfühlen.»

Wie es weitergeht

Das Projekt mit dem Namen «Lina Peak» wird auf 500 Millionen Franken veranschlagt, die Sammlung der 600 Unterschriften für eine Volksabstimmung läuft. Doch es ist auch eine enorme Herausforderung:

«Es wirft Fragen zur Machbarkeit, zur Standortsuche und zu Naturgefahren auf. Vielleicht ist das nicht ganz der richtige Ort, aber dieser Vorschlag hat immerhin den Vorteil, dass er eine Debatte anstösst.»
Christophe Darbellay

Bereits in der Vergangenheit sorgten ambitionierte Bauprojekte in der Schweiz für Aufsehen, doch so manch eines wurde nie realisiert. Eine Übersicht:

Turmbau zu Vals

Ein 380-Meter-Turm für ein 1000-Einwohner-Bergdorf? Das Turmbau-Projekt des Investors Remo Stoffel und des Valser Unternehmers Pius Truffer sorgten 2015 für Schlagzeilen. In Vals GR sollte der grösste Turm Europas entstehen – doch daraus wurde nichts, das Projekt wurde nie realisiert.

Swissmetro

Es ist eine über 40 Jahre alte Idee – die aber immer noch nicht realisiert wurde: die Swissmetro. 1974 lancierte der Lausanner Ingenieur Rodolphe Nieth das Projekt einer unterirdischen Magnetschwebebahn durch die Schweiz, um den öffentlichen Fernverkehr zu verbessern. 1992 wurde dafür die Fördergemeinschaft Swissmetro AG in Bern gegründet. Es begann eine Odyssee durch die Instanzen – ohne Erfolg: 2009 wurde die AG wegen fehlender finanzieller Mittel liquidiert. Immerhin: Es gibt noch ein Forschungsprojekt, das sich mit der Bahn beschäftigt.

Weiter gibt es die Interessengemeinschaft SwissMetro-NG, ein politisch neutraler, gemeinnütziger Verein, der eine modernisierte Version als Vakuum-Magnetschwebebahn mit sehr hohen Geschwindigkeiten propagiert.

Eine Skizze des Swissmetro-Projekts.
Eine Skizze des Swissmetro-Projekts.bild: swissmetro

Calatravas Wettsteinbrücke in Basel

Als die Basler Wettsteinbrücke in den 1980ern erneuert werden sollte, brachte ein privates Komitee einen Entwurf des berühmten spanischen Architekten und Brückenbauers Santiago Calatrava ins Spiel. Brücken des Spaniers stehen etwa in Barcelona, Berlin und Dublin – auch der Bahnhof Stadelhofen in Zürich ist von ihm. Doch das Basler Stadtdepartment befand sein Modell als zu instabil, Gegner kritisierten zudem die hohen Kosten. In einer Abstimmung votierten die Basler gegen den Entwurf des Spaniers.

Skizze der Basler Brücke von Calatrava.
Skizze der Basler Brücke von Calatrava.Bild: Thomas Fischer

«Leuchtturm» Dreiländereck

Was ist ein Hafen ohne einen anständigen Leuchtturm? Das haben sich wohl auch die Initiatoren von «Pro Leuchtturm Basel» gedacht. An den Rheinhäfen sollte ein 132 Meter hoher Büroturm mit Sitzungsräumen, Atelierflächen und einem integrierten Hotel entstehen. Das Baudepartement zeigte sich im Dezember 2014 «nicht begeistert» von dem vom Architekturbüro Himmelsbach konzipierten Hochhaus an der Einfahrt zum Hafen Kleinhüningen.

Das Projekt hatte keine Chance. Die AG ging 2017 Konkurs, im Jahr darauf wurde sie aus dem Handelsregister gelöscht.

HANDOUT - Das neue Wahrzeichen von Basel soll den Namen der Stadt vom Dreilaendereck aus in die Welt tragen. Mit einer Hoehe von 132m, 26 Stockwerken, einer durchschnittlichen Nutzungsflaeche von 432m ...
«Leuchtturm» von Basel.Bild: OBS

Schweiz am Meer

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschte Aufbruchstimmung in der Schweizer Seefahrt. Statt bis nach Basel sollten Boote bald durch die ganze Schweiz – und sogar bis ans Mittelmeer – fahren. Da man die Kapazitäten der Eisenbahn als erschöpft ansah, sollten Wasserstrassen von Westen nach Osten und von Norden nach Süden gebaut werden und die Schweiz mit der Welt verbinden. Technisch wäre es eine Meisterleistung gewesen, wirtschaftlich war es jedoch nicht tragbar. Und so wanderten die Pläne in die Schublade.

schweiz am meer
Seefahrernation Schweiz.Bild: keystone

Seepark und Parkhaus

In den 70er-Jahren sorgte der Zürcher Architekt Werner Müller mit seiner Vision für den Zürichsee für grosses Aufsehen: Er wollte am Seeufer einen Park für die Bevölkerung anlegen. Eine 100'000 Quadratmeter grosse Grünfläche mit Hochbauten war geplant, der Verkehr wäre unter die Erde verlagert worden, zudem hätte unter dem See ein riesiges Parkhaus entstehen sollen. Müller bekam viel Zuspruch, doch die Idee wurde nicht bewilligt. Sein jahrzehntelanger Kampf um sein Projekt bescherte ihm den Beinamen «Seepark-Müller».

Seepark-Projekt von Werner Müller.
Seepark-Projekt von Werner Müller.bild: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich

City im See

1961 machte der Architekt André E. Bosshard den Vorschlag, das gesamte untere Zürcher Seebecken zu überbauen – und so eine «City im See» zu schaffen. 700'000 Quadratmeter sollten aufgeschüttet werden, um darauf Büro-Hochhäuser zu errichten. Die Vision schaffte es jedoch nicht ins öffentliche Bewusstsein, es blieb bei wenigen Artikeln in der NZZ und in Fachzeitschriften.

Modell der «City am See» von André E. Bosshard.
Modell der «City am See» von André E. Bosshard.bild: NZZ

Wohnungen über der Autobahn

Wohnen, wo andere Leute Auto fahren: Pläne für Autobahnüberbauungen im Aargau existieren schon länger, irgendwo muss die stetig wachsende Bevölkerung des Kantons ja untergebracht werden. Der Clou bei der Autobahn-Variante: Die Wohnungen dämpfen den Lärm und es werden zudem keine neuen Bauflächen benötigt. Auch das Bundesamt für Wohnungswesen beschäftigte sich mit der Idee – und stellte für den Aargau ernüchternd fest: zu komplex, zu schwierig, zu teuer. Für Investoren nicht attraktiv. Immerhin: Die Idee sei generell zukunftsträchtig, hiess es. Vor allem, weil der Wohnraum immer teurer wird.

The highway rest stop near Wuerenlos in the canton of Aargau, Switzerland, the so-called "food balk", pictured on March 30, 2011.(KEYSTONE/Martin Ruetschi)

Die Autobahnraststaette bei Wuere ...
Autobahn im Aargau.Bild: KEYSTONE

Turm auf der Schatzalp

Das Modell des Hochhauses der Schatzalp ist schon mehr als 20 Jahre alt, die Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron haben es entworfen. Das Gebäude aus Holz und Metall sollte 105 Meter hoch werden, Wohnungen und Appartements sollten entstehen. Doch die Baugenehmigung fehlte. Der Grund: Der Neubau von Zweitwohnungen in Gemeinden wie Davos, die bereits mehr als 20 Prozent Zweitwohnungsbestand haben, ist verboten.

Der Turm auf der Schatzalp.
Der Turm auf der Schatzalp.bild: Herzog & de Meuron

Tunnelbau am Zürichsee

Der frühere SP-Politiker Bruno Kammerer sorgte vor über zehn Jahren für rege Diskussionen, als er vorschlug, den Strassenring um den Zürichsee unter die Erde zu verlagern. Die vierspurige Strasse zwischen dem Utoquai und dem Hafen Enge sollte im Boden verschwinden – und so Platz am Ufer geschaffen werden. Kammerer bekam viel Zuspruch für seine – sehr teure – Idee. Doch sie wurde nicht realisiert. In Zürich gab es bereits einige Tunnelbau-Vorschläge: Die Idee eines grossen Seetunnels wurde 2002 beerdigt, ein Stadttunnel von der Brunau bis nach Dübendorf ebenfalls nicht gebaut.

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Whatsonn
27.11.2025 17:57registriert November 2021
Ja keine Windräder oder Solarkraftwerk in den Bergen, aber Wolkenkratzer sind i.O. Die spinnen die Walliser.
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001328.9cb45ed3@apple
27.11.2025 18:04registriert Februar 2025
500 Luxuswohnungen die mit Hotelerie bedient werden - und darum keine Ferienwohnungen sind und von Ausländern gekauft werden dürfen um Lex Koller zu umgehen. Nehme ich jetzt mal einfach so an. Weil so macht man das hier.
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