Walliser will grössten Wolkenkratzer der Schweiz bauen ... in Zermatt
Der Zermatter Architekt und Hotelier Heinz Julen hat in der RTS-Sendung 19h30 eine Idee vorgestellt, die, wie der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay sagt, «zumindest eine Debatte anstösst». Es geht um den Bau des höchsten Turms der Schweiz, und zwar in Zermatt: ein 260 Meter hohes Gebäude mit insgesamt 1000 Wohnungen.
Während das Projekt von Heinz Julen 500 Luxuswohnungen für eine wohlhabende Kundschaft vorsieht, stellt sich der Architekt vor, dass der Rest als günstiger Mietwohnraum genutzt wird:
Und für ihn ist sein Projekt eines «vertikalen Dorfs» nicht nur heute zentral, sondern vor allem für die Zukunft des Ortes nötig:
Wie es weitergeht
Das Projekt mit dem Namen «Lina Peak» wird auf 500 Millionen Franken veranschlagt, die Sammlung der 600 Unterschriften für eine Volksabstimmung läuft. Doch es ist auch eine enorme Herausforderung:
Bereits in der Vergangenheit sorgten ambitionierte Bauprojekte in der Schweiz für Aufsehen, doch so manch eines wurde nie realisiert. Eine Übersicht:
Turmbau zu Vals
Ein 380-Meter-Turm für ein 1000-Einwohner-Bergdorf? Das Turmbau-Projekt des Investors Remo Stoffel und des Valser Unternehmers Pius Truffer sorgten 2015 für Schlagzeilen. In Vals GR sollte der grösste Turm Europas entstehen – doch daraus wurde nichts, das Projekt wurde nie realisiert.
Swissmetro
Es ist eine über 40 Jahre alte Idee – die aber immer noch nicht realisiert wurde: die Swissmetro. 1974 lancierte der Lausanner Ingenieur Rodolphe Nieth das Projekt einer unterirdischen Magnetschwebebahn durch die Schweiz, um den öffentlichen Fernverkehr zu verbessern. 1992 wurde dafür die Fördergemeinschaft Swissmetro AG in Bern gegründet. Es begann eine Odyssee durch die Instanzen – ohne Erfolg: 2009 wurde die AG wegen fehlender finanzieller Mittel liquidiert. Immerhin: Es gibt noch ein Forschungsprojekt, das sich mit der Bahn beschäftigt.
Weiter gibt es die Interessengemeinschaft SwissMetro-NG, ein politisch neutraler, gemeinnütziger Verein, der eine modernisierte Version als Vakuum-Magnetschwebebahn mit sehr hohen Geschwindigkeiten propagiert.
Calatravas Wettsteinbrücke in Basel
Als die Basler Wettsteinbrücke in den 1980ern erneuert werden sollte, brachte ein privates Komitee einen Entwurf des berühmten spanischen Architekten und Brückenbauers Santiago Calatrava ins Spiel. Brücken des Spaniers stehen etwa in Barcelona, Berlin und Dublin – auch der Bahnhof Stadelhofen in Zürich ist von ihm. Doch das Basler Stadtdepartment befand sein Modell als zu instabil, Gegner kritisierten zudem die hohen Kosten. In einer Abstimmung votierten die Basler gegen den Entwurf des Spaniers.
«Leuchtturm» Dreiländereck
Was ist ein Hafen ohne einen anständigen Leuchtturm? Das haben sich wohl auch die Initiatoren von «Pro Leuchtturm Basel» gedacht. An den Rheinhäfen sollte ein 132 Meter hoher Büroturm mit Sitzungsräumen, Atelierflächen und einem integrierten Hotel entstehen. Das Baudepartement zeigte sich im Dezember 2014 «nicht begeistert» von dem vom Architekturbüro Himmelsbach konzipierten Hochhaus an der Einfahrt zum Hafen Kleinhüningen.
Das Projekt hatte keine Chance. Die AG ging 2017 Konkurs, im Jahr darauf wurde sie aus dem Handelsregister gelöscht.
Schweiz am Meer
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschte Aufbruchstimmung in der Schweizer Seefahrt. Statt bis nach Basel sollten Boote bald durch die ganze Schweiz – und sogar bis ans Mittelmeer – fahren. Da man die Kapazitäten der Eisenbahn als erschöpft ansah, sollten Wasserstrassen von Westen nach Osten und von Norden nach Süden gebaut werden und die Schweiz mit der Welt verbinden. Technisch wäre es eine Meisterleistung gewesen, wirtschaftlich war es jedoch nicht tragbar. Und so wanderten die Pläne in die Schublade.
Seepark und Parkhaus
In den 70er-Jahren sorgte der Zürcher Architekt Werner Müller mit seiner Vision für den Zürichsee für grosses Aufsehen: Er wollte am Seeufer einen Park für die Bevölkerung anlegen. Eine 100'000 Quadratmeter grosse Grünfläche mit Hochbauten war geplant, der Verkehr wäre unter die Erde verlagert worden, zudem hätte unter dem See ein riesiges Parkhaus entstehen sollen. Müller bekam viel Zuspruch, doch die Idee wurde nicht bewilligt. Sein jahrzehntelanger Kampf um sein Projekt bescherte ihm den Beinamen «Seepark-Müller».
City im See
1961 machte der Architekt André E. Bosshard den Vorschlag, das gesamte untere Zürcher Seebecken zu überbauen – und so eine «City im See» zu schaffen. 700'000 Quadratmeter sollten aufgeschüttet werden, um darauf Büro-Hochhäuser zu errichten. Die Vision schaffte es jedoch nicht ins öffentliche Bewusstsein, es blieb bei wenigen Artikeln in der NZZ und in Fachzeitschriften.
Wohnungen über der Autobahn
Wohnen, wo andere Leute Auto fahren: Pläne für Autobahnüberbauungen im Aargau existieren schon länger, irgendwo muss die stetig wachsende Bevölkerung des Kantons ja untergebracht werden. Der Clou bei der Autobahn-Variante: Die Wohnungen dämpfen den Lärm und es werden zudem keine neuen Bauflächen benötigt. Auch das Bundesamt für Wohnungswesen beschäftigte sich mit der Idee – und stellte für den Aargau ernüchternd fest: zu komplex, zu schwierig, zu teuer. Für Investoren nicht attraktiv. Immerhin: Die Idee sei generell zukunftsträchtig, hiess es. Vor allem, weil der Wohnraum immer teurer wird.
Turm auf der Schatzalp
Das Modell des Hochhauses der Schatzalp ist schon mehr als 20 Jahre alt, die Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron haben es entworfen. Das Gebäude aus Holz und Metall sollte 105 Meter hoch werden, Wohnungen und Appartements sollten entstehen. Doch die Baugenehmigung fehlte. Der Grund: Der Neubau von Zweitwohnungen in Gemeinden wie Davos, die bereits mehr als 20 Prozent Zweitwohnungsbestand haben, ist verboten.
Tunnelbau am Zürichsee
Der frühere SP-Politiker Bruno Kammerer sorgte vor über zehn Jahren für rege Diskussionen, als er vorschlug, den Strassenring um den Zürichsee unter die Erde zu verlagern. Die vierspurige Strasse zwischen dem Utoquai und dem Hafen Enge sollte im Boden verschwinden – und so Platz am Ufer geschaffen werden. Kammerer bekam viel Zuspruch für seine – sehr teure – Idee. Doch sie wurde nicht realisiert. In Zürich gab es bereits einige Tunnelbau-Vorschläge: Die Idee eines grossen Seetunnels wurde 2002 beerdigt, ein Stadttunnel von der Brunau bis nach Dübendorf ebenfalls nicht gebaut.
