Oskar Schindler war vieles in seinem Leben. Ein Sohn aus gut betuchter Familie, mal ein erfolgreicher, mal ein erfolgloser Unternehmer, ein zum Tode Verurteilter, ein Nazi-Spion, ein Hedonist und Lebemann, ein Säufer und bis heute vor allem bekannt als Retter der Juden.
Geboren 1908 als Sohn eines Fabrikanten in Zwittau in Mähren im damaligen Österreich-Ungarn (heutiges Tschechien) wuchs Schindler bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 in relativem Reichtum auf.
Nach der Schliessung der väterlichen Landmaschinenfabrik war Schindler von 1935 bis 1939 als Agent für das deutsche Amt Ausland/Abwehr tätig. Eine Position, die für ihn später von grosser Bedeutung sein wird.
Seine Tätigkeit als Spion wurde 1939 zwar aufgedeckt und Schindler wurde wegen Hochverrats zum Tode verurteilt, Hitlers Überfall auf die «Resttschechei» (wurde 1939 von Deutschland zum Protektorat Böhmen und Mähren erklärt) rettete ihm aber das Leben.
In der Hoffnung auf schnellen Profit pachtete Schindler 1939 kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im von Nazideutschland besetzten Krakau in Polen eine Emailwarenfabrik, die Geschirr und später auch Munition für die Wehrmacht produzierte.
Die Fabrik wurde von den Nazis als kriegswichtiger Betrieb eingestuft, der entscheidende Grund, warum er entrechtete polnische Juden aus der Region als billige Arbeitskräfte beschäftigen konnte.
Nach und nach machte sich aber bei Schindler ein Sinneswandel breit, er stellte seine finanziellen Interessen immer mehr in den Hintergrund. Erzählungen jüdischer Arbeiterinnen und Arbeiter, die vom Krakauer Ghetto und dem Arbeitslager Plaszow (ab 1944 ein Konzentrationslager) in die «Deutsche Emailwarenfabrik» pendelten, veränderten seine Sicht auf den Krieg und auf Hitler und die Nationalsozialisten.
Schindler begann zusammen mit seiner Frau Emilie verschiedene Strategien zu erarbeiten, um jüdische Arbeiterinnen und Arbeiter vor dem KZ zu retten. So belog er regelmässig die SS und andere deutsche Verantwortliche und begann, Dokumente seines Personals zu fälschen, damit sie weiterhin in seiner Firma bleiben konnten. Im weiteren Verlauf beschäftige er immer mehr Juden mit der Begründung, sie seien notwendig für die kriegswichtige Produktion.
Und er war dabei nicht nur bereit, sein ganzes Vermögen aufs Spiel zu setzen, sondern er riskierte auch sein Leben.
Aufgrund seiner Tätigkeit kam Oskar Schindler immer mehr ins Visier der Nazis. Drei Mal wurde er von der Gestapo verhaftet, wurde als «Judenfreund» und «Kollaborateur» beschimpft.
Aufgrund seiner Vergangenheit beim Amt Ausland/Abwehr hatte er allerdings gute Beziehungen zu deutschen Offizieren, welche ihm erlaubten, immer wieder freizukommen.
Als die Nazis 1944 immer mehr an Boden zu verlieren begannen und die Ostfront immer näher rückte, gelang es Schindler unter enormem Risiko und Aufwand, seine Fabrik einschliesslich des zugehörigen Lagers mit rund 1200 jüdischen Zwangsarbeitern ins KZ-Aussenlager Brünnlitz im Sudetenland umzusiedeln.
Zu den damaligen Arbeitskräften auf der Liste, die ins Lager verlegt werden durften, gesellten sich neben seinen bereits in der Fabrik tätigen Arbeiterinnen und Arbeitern auch zahlreiche neue Namen hinzu.
Insgesamt erfasste die Liste der «Schindlerjuden», wie sich die Geretteten später bezeichneten, schlussendlich 297 Frauen und 781 Männer. Sie erhielten von der SS die Erlaubnis, als Zwangsarbeiter weiterzuarbeiten und so dem Tod im KZ zu entgehen.
Die Liste mit den Namen der jüdischen Arbeiterinnen und Arbeiter, die dank des Buches von Thomas Keneally und dem gleichnamigen Film von Steven Spielberg aus dem Jahr 1993 weltweiten Ruhm erlangte, ging als «Schindlers Liste» in die Annalen der Weltgeschichte ein.
Nach der deutschen Kapitulation 1945 floh Schindler nach Süddeutschland und versuchte, illegal in die Schweiz einzureisen, was allerdings misslang. Er wurde der französischen Besatzungsmacht in Deutschland übergeben.
Nach Aufenthalten in Regensburg und München siedelte Schindler 1949 zusammen mit Emilie nach Argentinien über. Erfolglos versuchte er, wieder unternehmerisch Fuss zu fassen, konnte aber auf finanzielle Unterstützung von jüdischen Organisationen zählen.
1958 kehrte er alleine nach Frankfurt zurück und lebte abwechslungsweise in Deutschland und Israel. Die staatliche israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ehrte Schindler 1967 für die Rettung der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter als «Gerechten unter den Völkern». 1993 wurde die Anerkennung auch auf seine Frau Emilie Schindler erweitert.
Nach seinem Tod am 9. Oktober 1974 in Deutschland wurde Schindler im Alter von 66 Jahren auf dem Berg Zion bei Jerusalem beigesetzt.
Schindler galt zeit seines Lebens als gut aussehender Mann und Hedonist, er trank gerne Alkohol und vergnügte sich auch ausserehelich.
Der Publizist Michel Friedman, ein Sohn geretteter «Schindlerjuden», sagte über ihn: «Er war kein Intellektueller, er war kein gebildeter Mann, das war kein Mann, der irgendwas studiert hat.»
Er sei moralisch nicht besonders hoch angesehen gewesen, «ein Säufer» mit vielen Frauen. «Doch er hat im Gegensatz zu allen ‹Moralisten› Menschen unter Einsatz seines Lebens geholfen. Damit hat er gezeigt, dass genau das auch unter dem NS-Regime möglich gewesen ist», so Friedman.
Und Fakt ist: In Oskar Schindlers Produktionsstätten starb keine einzige Arbeitskraft eines unnatürlichen Todes.
Ich bin überzeugt, würde man sich zB in der Schule intensiv mit dem Film und der Geschichte dahinter befassen, würde der grassierende Rechtsextremismus nicht auf so fruchtbaren Boden fallen.
Es ist allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz eben doch auch eine Bildungsfrage.