
Die Heiligen Drei Könige bringen dem Jesuskind kostbare Geschenke. Darstellung aus dem Speyerer Evangeliar, um 1220.Bild: Badische Landesbibliothek Die Heiligen Drei Könige dürfen in keiner Krippe fehlen und sind Ausgangspunkt von zahlreichen Bräuchen und Traditionen. Ein Blick auf die Entstehungsgeschichte der drei wundersamen Besucher Jesu.
06.01.2024, 07:4906.01.2024, 07:49
Alexander Rechsteiner / Schweizerisches Nationalmuseum
Sie sind jeweils die letzten, die bei Weihnachtskrippen erscheinen: Die Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar, die mit ihren Geschenken Weihrauch, Gold und Myrrhe dem Stern von Bethlehem zum Jesuskind folgen und am 6. Januar zum Abschluss der Weihnachtstage an der Krippe eintreffen.
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blog.nationalmuseum.chEs lohnt sich, einen genaueren Blick auf den Auftritt und die Geschichte der drei ehrwürdigen Besucher zu werfen, denn sie wurden nicht immer als Könige bezeichnet, sondern wahlweise als Magier, Sterndeuter oder Weise. Und auch ihre Darstellung hat sich im Laufe der Jahrhunderte dem jeweiligen Zeitgeist angepasst – bis heute.
Ihren biblischen Ursprung haben die drei Besucher im Matthäusevangelium. Matthäus berichtet von Sterndeutern, die dem neugeborenen «König der Juden» huldigen wollen:
«Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.»
Matthäus 2,1-2
Der griechische Urtext des Matthäusevangeliums verwendet das Wort Magoy, was mit «Magier» übersetzt werden kann. Ursprünglich waren damit persische Priester genannt, von denen man glaubte, sie könnten Träume und Vorzeichen deuten und aus den Sternkonstellationen die Zukunft vorhersagen. Diese ursprüngliche Bezeichnung widerspiegelt sich auch im Italienischen (Re Magi) oder im Französischen (Rois mages).
Ein weiteres wichtiges Element sind die Geschenke, welche die Magier dem Jesuskind übergeben. Auch deren Ursprung findet sich im Matthäusevangelium:
«Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.»
Matthäus 2,11

Auf diesem Mosaik aus der Basilika Sant'Apollinare Nuovo in Ravenna erscheinen drei Magier in typisch iranischer Königstracht mit bunten Brokatstoffen und Bortenhosen. Sie eilen mit ihren Geschenken Jerusalem zu, wo sie den «König der Juden» erwarten.Bild: Wikimedia / Ruge Die Legendenbildung beginnt im vierten Jahrhundert nach Christus. Doch wie wurden aus den Magiern Könige? Ein Grund findet sich in den Geschenken. Da Gold und Weihrauch an anderen Stellen in der Bibel die Geschenke von Königen sind, werden auch die Magier bald als Könige gelesen.
Ebenso wichtig ist die Zahl Drei. Matthäus zählt drei Geschenke auf. In Darstellungen der Magier werden entsprechend drei Überbringer gezeigt. Doch die Drei symbolisiert darüber hinaus neben der Dreifaltigkeit Vater, Sohn und Heiliger Geist auch die christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung.
Später werden den Drei Königen mit ihrer unterschiedlichen Herkunft weitere symbolische Dimensionen eingeschrieben: Sie repräsentieren mit ihrer Kleidung, Hautfarbe und ihrem Alter die drei damals bekannten Kontinente Afrika, Asien und Europa. So lautet denn die christliche Botschaft seit der Zeit um 1500: Die drei Besucher repräsentieren die gesamte Menschheit und die ganze Welt verneigte sich vor Jesus.

Der älteste der Drei Könige überreicht dem Jesuskind eine Schatulle voller Gold, seine Krone liegt vor dem Kind am Boden. In diesem Altargemälde von 1493 aus der Kirche St. Peter und Paul in Oberägeri repräsentieren die Drei Könige die drei Kontinente Afrika, Asien und Europa. Auch in Krippendarstellungen setzt sich diese Darstellung durch.Bild: Schweizerisches Nationalmuseum Um die Drei Könige entstand im Mittelalter nicht nur ein Reliquienkult, sondern auch viele verschiedene Bräuche, die zum Teil bis heute Bestand haben. Dazu gehören zum Beispiel die Sternsinger, die am Dreikönigstag – vorwiegend in katholischen Gebieten – von Haus zu Haus ziehen und über der Haustür eine segnende Inschrift anbringen.
Ein alter, fast vergessener Brauch, der in der Schweiz erst in den 1950er-Jahren durch eine breit angelegte Werbekampagne der Verbände von Bäckereien und Confiserien zu neuem Leben erweckt wurde, ist der Dreikönigskuchen mit versteckter Königsfigur. War es im 16. Jahrhundert noch eine Bohne, ist es heute ein kleiner König aus Plastik, dessen Fund die glückliche Person zum König oder zur Königin des Tages kürt.
Und schliesslich erscheinen die Drei Könige als späte, aber willkommene Gäste in jeder Krippe. Im 18. Jahrhundert ziehen Krippen in die bürgerliche Stube ein. Die Drei Könige gehören fast immer dazu und passen ihre Erscheinung der Mode und Region an.

In dieser philippinischen Krippe aus dem 20. Jahrhundert tragen die Könige prunkvoll geschmückte Gewänder.Bild: Schweizerisches Nationalmuseum

In dieser Krippe von 1970 aus Peru haben die Drei Könige lange Hälse: Eine Hommage an das Lama.Bild: Schweizerisches Nationalmuseum
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