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Auf den ersten Blick scheint es paradox: Psychopathen gelten als gefühlskalt und berechnend; insbesondere empfinden sie kein Mitgefühl für andere. Zugleich können sie aber durchaus Wutanfälle und andere starke Gefühlsausbrüche bekommen.
Es sind gerade diese starken Emotionen wie Wut oder Angst, die in Verbindung mit der fehlenden Empathie aus Psychopathen so oft Gewaltverbrecher machen. Rund 20 bis 30 Prozent der Gefängnisinsassen, die schwere Gewalttaten begangen haben, weisen psychopathische Tendenzen auf.
Warum bei Psychopathen die Kontrolle und Dosierung der Emotionen nicht wie bei normalen Menschen funktioniert, haben niederländische Wissenschaftler in einem. Das Ergebnis: Die Verbindung zwischen dem Kontrollzentrum im präfontalen Cortex und dem Gefühlszentrum – der Amygdala – ist gestört. Das heisst, das Stirnhirn kann die emotionalen Ausbrüche der Amygdala nicht so gut mässigen wie bei normalen Menschen. Exper iment untersucht
Kommt dann noch viel Testosteron ins Spiel, verstärkt sich diese psychopathische Störung: Je mehr vom männlichen Geschlechtshormon im Blut vorhanden ist, desto ausgeprägter ist sie. Dieser Befund zeigt, dass sich das Risiko von Wutanfällen bei Psychopathen möglicherweise mit einer Hormontherapie verhindern liesse.
Nicht alle Psychopathen werden gewalttätig. Manche sind erfolgreich in Politik und Wirtschaft – im Führungspersonal dürften sie sogar überrepräsentiert sein. Psychopathie ist indes eine schwere Persönlichkeitsstörung, daher ist es kein Wunder, dass voll ausgeprägte Psychopathen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit im Gefängnis enden. Die elf berüchtigten Psychopathen auf der folgenden Liste waren denn auch alle extrem gewalttätig – sie alle brachten mehrere Menschen zum Teil auf bestialische Weise um.
Der «Werwolf von Hannover» war einer der berüchtigtsten deutschen Serienmörder. Möglicherweise verspeiste er seine Opfer sogar zum Teil – sicher ist, dass er einen schwunghaften Handel mit billigem Fleisch betrieb. Haarmann lockte zwischen 1918 und 1924 mindestens 24 Männer und Jungen in sein Zimmer, wo er sie dann beim Geschlechtsakt umbrachte.
Teile der Leichen verbrannte er in seinem Gasofen, Überreste warf er in den Fluss Leine. Das wurde ihm zum Verhängnis, als spielende Kinder 1924 mehrere Schädel fanden. Haarmann wurde zum Tod verurteilt und starb am 15. April 1925 unter dem Fallbeil. Noch heute erinnert das «Haarmann-Lied» an den Hannoveraner Serienmörder:
Im Sommer 1969 war Charles Manson erst 34 Jahre alt, aber er hatte bereits eine lange Karriere als Dieb, Betrüger und Zuhälter hinter sich und kannte mehrere Erziehungsheime und Gefängnisse von innen. Der charismatische Mann wollte eigentlich Rockstar werden, doch als sich dieser Traum nicht verwirklichen liess, entwickelte er zunehmend grössenwahnsinnige Umsturzpläne. Das Mittel dafür war seine «Manson-Familie», eine Gruppe von jungen Frauen und Männern, die ihm bedingungslos folgten.
Um einen Krieg zwischen Schwarzen und Weissen anzuzetteln, von dem er sich den Aufstieg seiner Gruppe zur Herrschaft erhoffte, gab er Mitgliedern seiner «Familie» den Auftrag, gut situierte Weisse in Los Angeles zu ermorden. Das prominenteste Opfer der grauenvollen Schlächtereien war Sharon Tate, die hochschwangere Frau des Regisseurs Roman Polanski. Nach der Verhaftung der Gruppe wurde auch Manson verurteilt, obwohl er selber niemanden direkt getötet hatte. Um den bösartigen Guru, der immer noch im Gefängnis sitzt, hat sich eine Art Kult entwickelt: Manson ist der Häftling, der weltweit die meiste Fanpost bekommt.
Der Serienkiller, der selber auf dem elektrischen Stuhl starb, brachte mindestens 28 Menschen – allesamt Frauen – um; vielleicht waren es aber mehr als 60. Sogar seine Anwältin nannte ihn nach seiner Hinrichtung die «Verkörperung des herzlosen Bösen». Bundy, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, mordete von 1974 bis 1978 in verschiedenen US-Staaten. Er vergewaltigte seine Opfer und erdrosselte oder erschlug sie danach.
Der charmante und attraktive Killer geriet schon früh ins Visier der Polizei, doch es fehlten Beweise. Und als er 1975 verhaftet wurde, gelang ihm die Flucht – sogar zweimal. Dann, im Februar 1978, ging er den Fahndern zum dritten und letzten Mal ins Netz. Bundy, der sich selbst verteidigte, wurde zum Tod verurteilt und im Januar 1989 exekutiert.
Der ungarische Blechschmid war bei seinen Nachbarn in Cinkota, einem Vorort von Budapest, beliebt. Merkwürdig fanden sie höchstens, dass der Hobbyastrologe grosse Metalltonnen sammelte. Dass seine Frau und deren Liebhaber 1912 verschwunden waren, brachte man nicht damit in Zusammenhang. 1914 sah es nach Krieg aus in Europa und Kiss erklärte seinen Bedarf an den Tonnen damit, dass er Benzin für den Fall einer Rationierung sammle. Der Krieg kam dann auch, und der Blechschmid wurde von der k.u.k. Armee eingezogen. Über sein Haus und die sieben Metalltonnen wachte eine Haushälterin.
1916 kam die Nachricht, Kiss sei gefallen. Darauf wollte man die Tonnen öffnen, um an das wertvolle Benzin zu kommen – doch der Geruch, der ihnen entströmte war so verdächtig, dass die Polizei gerufen wurde. Die Beamten fanden die sterblichen Überreste von Kiss' Frau, deren Liebhaber und von 17 weiteren Frauen in Alkohol konserviert. Nun stellte sich auch heraus, dass die Nachricht vom Tod Kiss' auf einer Verwechslung beruhte. Wann und wo Kiss wirklich starb, ist nicht aktenkundig. Sein weiteres Schicksal war Stoff für wilde Gerüchte: Man vermutete ihn in der Fremdenlegion, in einem rumänischen Gefängnis und als Hausmeister in New York.
Er war ein erfolgreicher Bauunternehmer, der sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet hatte; ein mustergültiger, engagierter Bürger. Und er verkleidete sich als «Pogo, der Clown», um Kinder auf Partys und in Krankenhäusern zu beglücken. Als 1978 Rosalynn Carter, die Frau des US-Präsidenten Jimmy Carter, an einer grossen Parade in Chicago teilnahm, durfte der verdiente Demokrat Gacy der First Lady die Hand schütteln.
Sechs Monate später entlarvte die Polizei den korpulenten Freizeit-Clown als einen der schlimmsten Serienmörder der US-Geschichte. In seinem Haus fanden sich die verscharrten und einbetonierten Leichenteile von 29 Knaben und jungen Männern, die er zwischen 1972 und 1978 umgebracht hatte. Dabei war Gacy schon 1968 als Kinderschänder verurteilt worden, aber nach anderthalb Jahren wegen guter Führung frei gekommen. Dieses Detail entging den Fahndern. Gacy, der im Gefängnis gerne Clown-Bilder malte, wurde im Mai 1994 mit der Giftspritze hingerichtet.
Eine wahrhaft unglaubliche Mordserie ging im November 1990 in Russland mit der Verhaftung des «Metzgers von Rostow» zu Ende. Andrej Tschikatilo hatte 53 Menschen grausam umgebracht, nach eigenen Angaben waren es mindestens 56. Seinen ersten Mord beging er 1978; dafür wurde irrtümlich der vorbestrafte Alexander Kraftschenko zum Tode verurteilt und 1983 exekutiert.
Der zeitweise als Lehrer tätige Mann litt unter einer schweren Sehstörung, mangelndem Selbstbewusstsein und Impotenz; er tötete Mädchen, Jungen, Frauen – aber keine erwachsenen Männer. Da er glaubte, das Bild des Mörders bleibe auf der Netzhaut des Opfers zurück, stach er den Sterbenden oder Toten die Augen aus. Er schnitt oft Teile der Genitalien ab, die er dann ass, oder biss den Opfern die Brustwarzen ab. 1992 wurde er zu 86 Jahren Haft und dreifacher Todesstrafe verurteilt und 1994 hingerichtet.
Der japanische Student Issei Sagawa war von hochgewachsenen europäischen Frauen fasziniert. 1981 erschoss er in Paris eine niederländische Kommilitonin und ass sie teilweise auf. Die Überreste wollte er in zwei Koffern im Bois de Boulogne entsorgen. Als sich Passanten näherten, geriet er in Panik und rannte ohne Koffer weg.
Nach seiner Verhaftung wurde Sagawa vorerst ohne Prozess in eine psychiatrische Klinik in Villejuif gebracht, wo er bis 1985 blieb. Dann wurde er nach Japan abgeschoben – wo er nur ein Jahr später nach Interventionen seines Vaters, des Industriellen Akira Sagawa, auf freien Fuss gelangte. Seither wurde der Kannibale in Japan mehrmals in Talk Shows eingeladen, wo er stolz seine Erlebnisse schilderte. Bis heute schreibt er regelmässig für eine japanische Zeitschrift.
Tracy Edwards sollte ein weiteres Opfer des «Monsters von Milwaukee» werden. Doch dem 32-Jährigen gelang es, seinen Peiniger niederzuschlagen und die Polizei zu holen. Was die Beamten in der Wohnung von Jeffrey L. Dahmer fanden, war unfassbar: Fotos von verstümmelten Leichen, abgetrennte Gliedmassen, gekochte und verweste Leichenreste, Schädel in der Kühltruhe, ein blaues Plastikfass mit Leichenteilen in Salzsäure.
Dahmer hatte seine 17 Opfer seit 1978 umgebracht – meist schwarze oder jugendliche Männer. Er missbrauchte die Leichen, ass Körperteile und machte Fotos davon. Im Februar 1992 wurde er zu 15 Mal lebenslanger Haft – insgesamt 957 Jahre – verurteilt. Doch bereits nach zwei Jahren tötete ihn ein Mithäftling im Gefängnis.
Der französische Serienmörder tötete mindestens elf Menschen, möglicherweise sogar 15. Seine Untaten brachten ihm – in Anlehnung an den berühmteren, aber nie gefassten Jack the Ripper – den Übernamen «der französische Ripper» ein. Schon als 19-Jähriger wurde der Bauernsohn als Vergewaltiger beschuldigt, aus der Armee entliess man ihn wegen Verhaltensstörungen. Nachdem er auf eine Frau geschossen hatte, die seinen Heiratsantrag ablehnte, versuchte er sich zu erschiessen.
Danach verbrachte er einige Zeit in einer Irrenanstalt. Nach seiner Entlassung streifte er als Landstreicher durch Südfrankreich und beging Diebstähle – und Morde. Nach seiner Festnahme behauptete er, er habe sich bei einem tollwütigen Hund angesteckt und seine Morde «aus Raserei» begangen. Vacher starb am 31. Dezember 1898 unter der Guillotine.
Der Sohn von Einwanderern aus Preussen erlebte eine harte Kindheit auf einer Farm im US-Staat Minnesota. Schon mit elf Jahren beging er seine erste Straftat; er stahl eine Waffe aus einem Nachbarhaus. Sein erstes Tötungsdelikt verübte er mit 14, als er in einem Jugendgefängnis einen Aufseher erschlug. Nach seiner Entlassung zog er als Einbrecher, Dieb und Brandstifter durch den nördlichen Mittelwesten. Immer wieder festgenommen, gelang ihm ebenso regelmässig die Flucht.
Panzram wurde immer gewalttätiger; er hinterliess eine Blutspur in mehreren Bundestaaten und auch in Afrika, wohin er als Angestellter einer Ölfirma kam. Zurück in den Vereinigten Staaten landete er schliesslich 1929 im Bundesgefängnis Leavenworth in Kansas, in dem er eine 25-jährige Haftstrafe verbüssen sollte. Schon nach wenigen Monaten erschlug er aber in der Gefängniswäscherei einen Aufseher – getreu seiner Ankündigung, er werde den ersten Mann umbringen, der ihn belästige. Für diesen Mord wurde Panzram, der vermutlich mehr als 21 Menschen auf dem Gewissen hatte, am 5. September 1930 gehängt.
Die einzige Frau auf dieser Liste hatte einen schlechten Start ins Leben. Ihr Vater, ein Kinderschänder, beging im Gefängnis Selbstmord, ihre Mutter kümmerte sich kaum um das Kind und schob es bald an die Grosseltern ab. Dort war es nicht viel besser: Ihr Grossvater missbrauchte sie, ihre Grossmutter war Alkoholikerin. Mit 14 wurde sie vergewaltigt und bekam ein Kind, das zur Adoption freigegeben wurde. Dann starb ihre Grossmutter und Aileen landete auf der Strasse. Alkoholsüchtig und den Drogen verfallen, fing Wuornos an, sich zu prostituieren.
Nach einer nur Monate dauernden Ehe mit einem viel älteren Mann fiel sie zurück in ihr Leben als drogensüchtige Kleinkriminelle. Und Ende November 1989 beging sie ihren ersten Mord. Schnell folgten weitere, die immer nach demselben Muster abliefen: Sie stieg zu Freiern ins Auto, erschoss sie später und nahm deren Wertsachen an sich. Vermutlich tötete sie insgesamt sieben Männer, bis sie Anfang 1991 verhaftet wurde. 2002 wurde sie mit der Giftspritze hingerichtet. Im Spielfilm «Monster» (2003), der auf ihrem Fall basiert, wurde sie von Charlize Theron gespielt.