Eine winzige Labor-Maus mit wolligem Fell und gekräuselten Schnurrhaaren sorgt für Aufsehen in der Wissenschaftswelt. Die «Woolly Mouse» ist gemäss CNN ein erster Meilenstein auf dem Weg zur Rückkehr des Mammuts.
Es klingt nach Science-Fiction: Die Forscher von Colossal Biosciences wollen bis 2028 eine lebende Mammut-Hybridart erschaffen. Durch Gen-Editing sollen Mammut-Eigenschaften in Elefanten eingebaut werden, um ein kälteresistentes Tier zu züchten. Doch bevor Elefanten ins Labor kommen, testet das Team seine Methoden an Mäusen.
Für das jüngste Experiment haben die Forscher zehn genetische Variationen identifiziert, die Mammuts von ihren nächsten Verwandten, den Asiatischen Elefanten, unterscheiden. Diese Gene beeinflussen unter anderem Felllänge, Haarstruktur, Körperfett und Fellfarbe. Insgesamt nahm das Team mithilfe hochmoderner Techniken acht Änderungen gleichzeitig an sieben Mäusegenen vor. Das Ergebnis: ein Tier mit goldenem, dichtem und welligem Fell, das dem eines Wollmammuts ähnelt.
Während Colossal Biosciences ihr Experiment als Erfolg feiert, sind viele Experten skeptisch. Der Evolutionsbiologe Robin Lovell-Badge vom Londoner Francis Crick Institute findet die Genmanipulation zwar beeindruckend, sieht aber ein entscheidendes Problem: «Es wird nicht darauf eingegangen, ob die Mäuse kälteresistenter sind», sagte Lovell-Badge gegenüber CNN. Aus seiner Sicht kommt das Experiment der Frage, ob die Mäuse eines Tages einem Elefanten nützliche Mammutmerkmale verleihen können, nicht näher.
Colossal Biosciences hat seit seiner Gründung 2021 bereits 435 Millionen Dollar gesammelt, um ausgestorbene Tiere wie das Mammut, den Dodo und den Tasmanischen Tiger zurückzubringen. Die Forschenden hoffen, damit nicht weniger als eine Verlangsamung des Klimawandels zu erreichen.
Im Fall des Mammuts argumentiert das Unternehmen, dass die massigen Tiere beim Umherstreifen in der Arktis den Schnee sowie das Gras, das den Boden isoliert, niedertrampeln würden. Dies könnte das Auftauen des Permafrosts verlangsamen und somit die Freisetzung des darin gespeicherten Kohlenstoffs reduzieren. Colossal Biosciences bezeichnet das Wollmammut darum als «a vital defender of the Earth».
Kritiker sehen in dem Projekt vor allem eine gute PR-Strategie. Die Genforscherin Tori Herridge von der Universität Sheffield meint: «Wenn Sie sich nicht dazu entschliessen, JEDE notwendige Änderung am Genom vorzunehmen, werden Sie immer nur eine grobe Annäherung an ein ausgestorbenes Lebewesen schaffen. Sie werden nie ein Mammut zurückbringen», fügt sie hinzu.
Andere Skeptiker argumentieren, dass die enormen Summen, die in das Projekt fliessen, anderswo sinnvoller eingesetzt werden könnten. Die Forschung von Colossal Biosciences könnte also sogar kontraproduktiv sein. Die Aufzucht der Hybridtiere könnte die verwandten Ersatztiere gefährden. Ein Beispiel ist der Dodo: Sein nächster Verwandter, die farbenprächtige Nikobarentaube, gilt als potenziell gefährdet.