In einer alten Grabanlage nahe bei der südwestjapanischen Stadt Nara haben Archäologen Ende November des vergangenen Jahres ein Schwert und einen Bronzespiegel gefunden. Der Fund ist aufsehenerregend, weil das Eisenschwert mit einer Länge von 2,37 Metern und 6 Zentimetern Breite das grösste seiner Art ist, das jemals entdeckt wurde.
Die aus dem 4. Jahrhundert stammenden Artefakte wurden in der rund 1600 Jahre alten Grabstätte Tomio Maruyama gefunden, wie die Bildungsbehörde der Stadt Nara und das archäologische Institut der Präfektur Nara am 25. Januar mitteilten. Diese Grabstätte ist mit einer Höhe von zehn Metern und einem Durchmesser von 109 Metern der grösste kreisförmige Grabhügel in Japan. Nara, das für seine gut erhaltenen, grossen Tempelanlagen bekannt ist, war von 710 bis 784 unter dem Namen Heijō-kyō die Hauptstadt Japans.
Wie Riku Murase, ein Archäologe des Nara Archaeological Research Centers, dem Wissenschaftsportal Live Science sagte, ist das Schwert doppelt so gross wie jedes andere bisher in Japan gefundene Schwert. Die schwer verrostete Waffe ist so lang, dass die Wissenschaftler zuerst dachten, sie hätten mehrere hintereinander abgelegte Schwerter gefunden, wie die Nachrichtenagentur Kyodo News berichtet.
Es handelt sich um ein sogenanntes Dakō-Schwert. Diese in ganz Japan verbreiteten Waffen zeichnen sich durch eine wellige und gebogene Klinge aus. Der Archäologe Stefan Maeder, ein Experte für japanische Schwerter und deren Herstellung, erklärte «Live Science», die Dakō-Schwerter hätten zeremoniellen Charakter gehabt; es habe sich um prestigeträchtige Objekte gehandelt. Ihre Form stelle möglicherweise eine Schlange oder einen Drachen dar; dies dürfte wohl dazu gedient haben, die magische Kraft der Waffe zu verstärken. Ihre Effektivität als Waffe sei dadurch allerdings nicht verbessert worden. Laut Murase dienten diese grossen Schwerter als Grabbeilage dazu, böse Geister von den Bestatteten abzuwehren.
Das in Tomio Maruyama entdeckte Schwert ist das älteste der 85 bisher in Japan gefundenen Dakō-Schwerter. Es wurde an sechs Stellen gebogen, um den charakteristischen Welleneffekt zu erzeugen. Seine aussergewöhnliche Grösse und die Form zeugen von den fortschrittlichen Eisenverarbeitungstechniken der Kofun-Zeit (etwa 300–710). «Diese Funde legen nahe, dass die Technologie der Kofun-Periode weit über das hinausgeht, was wir uns vorgestellt haben. Es handelt sich um Meisterwerke aus Metall aus dieser Zeit», schwärmte Kosaku Okabayashi, stellvertretender Direktor des Archäologischen Instituts der Präfektur Nara, gegenüber der Nachrichtenagentur «Kyodo».
In Japan gibt es schätzungsweise 160'000 Grabhügel aus der Kofun-Zeit. Der grosse Grabhügel von Tomio Maruyama dürfte nach Ansicht der Archäologen die Grabstätte einer bedeutenden Person gewesen sein, die zu den Unterstützern der damaligen Herrscher gehörte, der kaiserlichen Yamato-Familie. In der Ausgrabungsstätte wurde ein Sarg entdeckt, aber bisher noch keine menschlichen Überreste.
Der mit dem Schwert gefundene Bronzespiegel ist wie ein Schild geformt. Mit seiner Grösse – er ist 60 Zentimeter hoch, 30 Zentimeter breit und wiegt mehr als 12 Pfund – ist er ebenfalls der grösste seiner Art, der in Japan je entdeckt worden ist. Auch er wurde wahrscheinlich zur Abwehr böser Geister angefertigt.
(dhr)
Sorry, musste sein.
Wartet nur bis sie das Skelett dazu finden 😉